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What do you want from me?
I’ve given you all you need
I’ve given you all of me
But you just upped and leave
Gave her my mind
Gave her my time
What do you want from me?
(HAWA – GEMINI)
Die Kunst der 21jährige Newcomerin aus Brooklyn HAWA speist sich vor allem aus Vielseitigkeit. Kein Wunder, wenn man sich ihre bisherige Lebensgeschichte anschaut. Geboren in Berlin, aufgewachsen aber vor allem in Conakry, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Guinea, dann Aufbruch nach New York, wo sie im Alter von 10 Jahren durch ein Kompositionsprogramm der New Yorker Philharmoniker die jüngste Komponistin des Orchesters wurde und das erste Mal mit klassischer Musik in Berührung kam. Mit 15 beschloss sie, dass es endlich an der Zeit war, sich auf ihren eigenen Sound zu konzentrieren, mit 16 kramte sie ein paar billige Kabel und ein Mikrofon zusammen, das eigentlich für Karaoke-Videospiele gedacht war, und lernte, wie sie ihre ersten Tracks aufnahm, bevor sie ihr Setup offiziell aufrüstete. Ein Jahr später lud sie schließlich einen Song-Clip auf Instagram hoch, damals ein privater Account mit etwa 200 Followern, der auf großes Interesse stieß und schließlich zu einem Vertrag mit b4 führte, einem Unterlabel des Indies 4AD. Und here we are: Einige Jahre, einige Singles und ihre Debüt-EP the ONE (2020) später können wir ihre Musik jetzt auch im Albumformat genießen. Am 04. November erschien ihr erstes Album HADJA BANGOURA – ein weiterer Punkt auf dem Weg einer zielstrebigen Künstlerin, die sich für ihre Zukunft Grammys, den Aufbau von Imperien, generationsübergreifenden Reichtum, Stabilität für ihre zukünftige Familie, eine Rückkehr nach Afrika und vor allem Respekt in der Musikbranche als Ziele gesetzt hat. Konkret, selbstbewusst, vielseitig – so kann man auch den Sound der Platte beschreiben.
Auf den Punkt und trotzdem komplex sind ihre Tracks. Sie stolpern, die Samples reihen sich kunstvoll aneinander, die einzelnen Klänge verbinden sich zu einem interessanten Ganzen. HAWAs Songwriting und Producing (zusammen mit Tony Seltzer), sind so fantasievoll wie feinfühlig und bewegen sich zwischen Soul, Pop, Rap, R’n’B mit einer großen Portion elektronischer Finesse. Die Tracks sind schwer zu fassen, GEMINI besticht durch einen unübersichtlichen Mix aus gesampelten Stimmen, einem Grummeln vor ihrem Gesang und einem eher trägen, aber interessantem Beat. MMMM ist treibender, klarer, zeitloser, aber auch geprägt durch Vielschichtigkeit und kontrastierenden Beats. Bei CREDITS bleiben der verzerrte Klangteppich und ihre provozierende Frage „Wouldn’t You Like To Know“ im Ohr. Die zweite Hälfte des Albums ist weniger experimentell als der Start, 7 DEADLY SINS: LUST und PROGRESSION klingen schon fast wie traditionelle R’n’B-Tracks. Vor allem letzteres löst in seiner minimalistischen und klavierbetonten Gestalt Dissonanzen des ersten Teils scheinbar auf – funktioniert jedoch auch am besten an den Stellen aus mehreren Ebenen.
HADJA BANGOURA ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Vielschichtigkeit und das Zusammenbringen von musikalischen Antithesen nicht Chaos bedeuten muss. HAWAs Talent und Fantasie führen durch wunderbare elf Tracks auf 19 Minuten. Nach dem Hören scheint die eingangs zitierte Zukunftsvision nur eine Frage der Zeit.
HAWA – HADJA BANGOURA
VÖ: 04. November 2022, 4AD
www.instagram.com/mightbehawa