Foto-© Dor Sharon
Our self-inventions and all of the questions
Will show us the truth
There is no time to linger about it,
We’re wasting our youth
Sometimes it feels like crime, crime
Yet we don’t have much time
(Lola Marsh – Satellite)
Wenn die Nächte wieder länger und die Tage kälter werden, kommt eine Brise von sommerlichem Electro-Pop gerade richtig: Das israelische Indie-Duo Lola Marsh haute Ende Oktober sein drittes Album Shot Shot Cherry raus. Die Sängerin Yael Shoshana Cohen und der Gitarrist und Keyboarder Gil Landau machen seit fast 10 Jahren zusammen Musik und haben es mit ihrem verträumten und trotzdem tanzbaren Synth Pop unter anderem schon auf die Soundtracks von Scream oder Better Call Saul geschafft.
Shot Shot Cherry dreht sich thematisch um Unschuld und das Erwachsenwerden, Liebesbeziehungen und unbestimmte Sehnsüchte. Der Titelsong gibt dabei den Ton für das Album vor: Ein radiotauglicher Uptempo-Hit, ein Ohrwurm mit leicht nostalgischem Disco-Einschlag, der an die Scissor Sisters erinnert. Bei wehmütig-melancholischen Songs wie If You Want To Be My Lover oder der Fernbeziehungs-Ballade Love Me On The Phone spürt man deutlich den Einfluss von Ellie Goulding und Bon Iver; und gleichzeitig bringen sie auch Cohens einschmeichelnde, samtig-helle Stimme perfekt zur Geltung. Never Grow Up ist ein warmer Lo-Fi-Track, zu dem man richtig gut im Cabrio über eine sommerliche Landstraße cruisen könnte. Satellite dagegen entpuppt sich als erhebende Hymne in epischer Bandbreite mit toller Melodie und einer genau bemessenen Dosis Pathos, die nicht nur Schmerz, sondern Hoffnung ausstrahlt. Das cool-abgeklärte und unnahbare Run Run Baby könnte mit seinem glanzvollen 80ies-Einschlag auch auf dem Soundtrack einer Gossip Girl-Folge laufen.
Einige Songs, wie das vor sich hin plätschernde This Is Not The End, klingen zwar etwas nach Radio-Gefälligkeit und lassen ein Stück eigene Persönlichkeit vermissen, was dann aber von Stücken wie der smoothen Electro-Ballade Going Back gleich wieder ausgeglichen wird, die mit ihrer vergleichsweise düsteren Atmosphäre und dem verführerischen Gesang extrem an Lana Del Rey erinnert.
Lola Marsh haben hier eine kleine Wundertüte an einem Album geschaffen: Nicht jeder Song zündet, aber die, die zünden, zünden richtig. Ein paar garantierte Hits sind dabei, die trotz aller Goulding’schen Melancholie nie den Optimismus verlieren und mitten im Herbst nochmal ein locker-sehnsüchtiges Sommerfeeling zurückbringen.
Lola Marsh – Shot Shot Cherry
VÖ: 28. Oktober 2022, Universal Music
www.lolamarsh.com
www.facebook.com/Lola8Marsh