Foto-© Brian Rankin
Great trees have to fall
They leave an imprint
Where they were
Smooth edges turn to rough
The time has come
The time has come
My boy
Forever is too long
(Low Island – Forever Is Too Long)
Das Elektro-Pop Quartett Low Island veröffentlichte am 04. November ihr zweites Album Life In Miniature. Nachdem das Debüt laut Sänger Carlos Posada das Ergebnis einer zehnjährigen Entwicklung war, in der er versucht hat, Dinge zum Laufen zu bringen, legt die Band nun nach gut 1,5 Jahren nach. Aber auch Life In Miniature hat diese Prozesshaftigkeit inne. Die Künstler aus Oxford bezeichnen das Album als “sonic photo album; a journey through three years of accelerated change that felt like a lifetime”. Und wie das Leben beinhaltet auch die Platte thematische Dualitäten wie Liebe und Verlust, Glück und Trauer, Anfänge und Enden. Klanglich bleiben sie ihrem melodischen Stil treu, erweitern allerdings die Palette und landen bei elektronischem Alt-Pop mit Groove. Die Besonderheit der Platte liegt nicht nur in der Musik. Low Island sind self-made bis ins Mark: Sie finanzieren und produzieren sich selbst, ihre Alben erscheinen auf ihrem eigenen Label Emotional Interference. Ihr Debütalbum wurde nicht einmal in einem professionellen Musikstudio aufgenommen.
Emotionale Dualität findet man sogleich im Opener Goodbye Bluefin bzw. in den ersten beiden Zeilen: “Just another tearful goodbye / another beautiful day”. Klanglich erinnern viele Elemente an Caribou. Besonders die Tanzflächenkracher You & Me und Kid Gloves lassen den Vergleich aufkommen, während der musikalische Vibe vor allem im Intro und der rhythmische, in den hohen Tönen angelegte Gesang auf Can’t Forget einen Moment an Tame Impala denken lassen. Was Low Island jedoch unterscheidet, ist ihr Soundmix. So kommen auf besagtem Can’t Forget beispielsweise plötzlich elektrische Gitarren ins Spiel und überhaupt ist der Sound über weite Strecken verspielt, fröhlich und sehr gefällig. Ausnahmen sind die gelungene Ballade Forever Is Too Long und Robin. Betrachtet man das Album als ein Album voller Erinnerungen, wird hier die Seite von Sänger Carlos Posadas Familie aufgeschlagen. Beide Tracks sind inspiriert von seinem Großvater – der erste in Form von Ausschnitten eines Gedichtes, das er einst für den jungen Posados schrieb. Robin wird durch eine alte Familienaufnahme vom Klavierspiel eröffnet, entwickelt sich aber in eine schnelle, elektronische Tanznummer, wie sie Low Island einfach gutstehen.
Life In Miniature ist ein Album, das erst einmal richtig Spaß macht. Darüber hinaus lohnt sich unbedingt auch ein Blick auf die Lyrics. Hier wird eine Ernsthaftigkeit verhandelt, die man dem sprudelnden Sound erst einmal nicht zutraut. An einigen Stellen wird das Klangrepertoire dann leider jedoch entweder zu breit oder zu unscharf. Auf die Tanzfläche zieht es uns aber allemal.
Low Island – Life In Miniature
VÖ: 04. November 2022, Emotional Interference
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