PIGGY – Filmkritik


Foto-© Pierrot Le Fou

Piggy, weil ich fett bin!

(Sara – Piggy)

Die stark übergewichtige Sara (Laura Galán) hat keinen leichten Stand. Ihre freie Zeit muss sie bei den verständnislosen Eltern in der Schlachterei aushelfen und von den anderen Teenagern der spanischen Kleinstadt, in der sie lebt, wird sie missachtet und gemobbt. Eines besonders heißen Sommers nimmt sich ein Killer scheinbar all ihren Peinigern an und sie muss sich der Frage stellen, ob sie auf seiner oder der Seite der Opfer stehen will.

Man hätte es bei der Thematik zwar auch nicht anders erwarten sollen, aber Regisseurin Carlota Pereda macht es dem Zuschauer nicht einfach, zumindest inhaltlich und besonders moralisch nicht. Audiovisuell hingegen kommt der Film ruhig und sehr naturalistisch daher. Weder Kamera noch Soundtrack drängen sich besonders in den Vordergrund. Einzig wenn Sara mal wieder die ganze Welt auszublenden versucht und sich unter ihren großen Kopfhörern versteckt, dreht die Musik auf, während der Rest der Welt draußen bleiben muss. Eben genau so, wie es sich anfühlt. Auch das Gewaltlevel bleibt erträglich, einzig Vegetarier werden ob der vielen Szenen im Schlachthaus und mit dem Schlachter sicher ein wenig Probleme haben. Schwierig ist dagegen, und das zeichnet den Film so aus, die Figur der Sara. Denn obgleich sie Opfer ist und kaum jemand den Film schauen wird ohne Mitleid zu empfinden, ist sie alles andere als perfekt. Im Gegenteil, werden die meisten im Laufe des Films oder auch danach ihre Loyalität zu der Figur hinterfragen müssen. So wird das Schauen des Films schnell zu einer Parabel auf den Kern der Handlung, das moralische Dilemma von Sara selbst.

Dass dies so einfühlsam und über weite Strecken realistisch herausgearbeitet wird, liegt sicher, wie so oft auch daran, dass es der Regisseurin ein sehr persönliches Anliegen war den Film zu verwirklichen. So schrieb sie auch das Drehbuch und hatte zuvor schon einen inhaltlich, wie auch von der Hauptdarstellerin und dem Setting identischen Kurzfilm gedreht. Dieser befindet sich ebenfalls auf der Blu-ray und ist definitiv eine Sichtung wert. Das Ziel, die realen Ängste einer Teenagerin auf die Leinwand zu bannen, ist jedenfalls gelungen. Dem Cover und Trailer nach könnte man einen reinrassigen Genre Slasher erwarten, das kriegt man jedoch ebenso wenig geboten, wie ein klassisches Drama. Nach Möglichkeit sollte man beidem nicht abgeneigt sein, dann kann Piggy auf jeden Fall uneingeschränkt empfohlen werden.

Piggy (ES FR 2022)
Regie: Carlota Pereda
Besetzung: Laura Galán, Richard Holmes, Carmen Machi, Irene Ferreiro, Camille Aguilar, Claudia Salas, José Pastor, Fernando Delgado-Hierro, Julián Valcárcel
Heimkino-VÖ:: 02. Dezember 2022, Pierrot Le Fou

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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