Bedroomdisco Alben Top 50 – 2022!

Foto-© Alexa Viscius

Da sind wir wieder, frisch gemästet aus dem Winter- und Weihnachtsschlaf und gehen direkt mit einem kulturellen Rückblick auf das vergangene Jahr in das mit wieder viel Hoffnung verbundene Jahr 2023! Dazu haben wir als Redaktion 2022 Revue passieren lassen und präsentieren euch nun nach und nach unsere liebsten Alben, Filme, Serien und Songs des Jahres – heute gibt es direkt die Top Filme und Top Alben aus 2022!

50. Florence + The Machine – Dance Fever

Dass Florence Welch aka Florence + The Machine anders ist als andere Künstler:innen zeigt sich schon in der Inspiration zu ihrem fünften Studioalbum: Choreomanie – ein Phänomen der Renaissance, bei dem Gruppen von Menschen bis zur Erschöpfung, zum Zusammenbruch und sogar bis zum Tod wild tanzten – wurde zu einem zentralen Inspirationspunkt für die Arbeit an ihrer neuen Platte. Seit mehr als einem Jahrzehnt konnte sie zum ersten Mal nicht auftreten und der Tanz bot ihr Antrieb, Energie und eine Möglichkeit, ihre Musik choreografischer zu betrachten. Und so landetet sie im März 2020 mit einem Notizbuch voller Gedichte und Ideen in New York, zog sich dann während der Pandemie nach London zurück und arbeitete an den Songs, die im Laufe der Zeit immer wieder neue Gestalten annahmen. Herausgekommen ist ein Album, auf dem Florence Welch es schafft, sich und ihrem Stil treu zu bleiben und trotzdem nicht stehenzubleiben. Und auch wenn sie auf ihren vorangegangenen Platten immer stärker persönliche Themen wie Verlust und Sucht verarbeitet hat, geht Dance Fever einen Schritt weiter und handelt von Überlegungen zu Identitäten als Künstlerin und deren Entstehung, über Kompromisse, weibliche Identitäten und die damit verbundenen Rollen und nicht zuletzt Selbstsabotage. Dabei predigt Welch keine Weisheiten, sondern zeigt sich verletzlich und kontrovers. Klanglich bleibt sie in ihren gewohnten Gefilden. Die 14 Songs enthalten keine Überraschungen, aber den typischen Florence-Sound auf Hochglanz poliert. Auch wenn einige der Disconummern etwas zu belanglos für eine Künstlerin wie Florence Welch scheinen, sind ihre Lyrics so stark wie nie. Überhaupt wurden in viele Songs wunderbare Details eingearbeitet, dass man kleine Flauten im Spannungsbogen gerne verzeiht. Florence Welch hat mit dieser Platte gezeigt, dass sie nicht für umsonst eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit ist. Ihre Visionen, Detailverliebtheit und vor allem Energie ergeben ein Gesamtbild, für das sich der vorher geschürte Hype gelohnt hat.

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49. Düsseldorf Düsterboys – Duo Duo

Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti kennt man hierzulande ja allein schon aufgrund ihres Wirkens mit International Music – doch schon zuvor fanden sie sich als The Düsseldorf Düsterboys zusammen und präsentierten in 2022 mit Duo Duo ihr Zweitwerk. Darauf spielen sie sich geradezu zärtlich an ihren Gitarren die Worte zu, wechseln sich im Vortrag ganz selbstverständlich ab und servieren ohne jegliche persönliche Eitelkeiten 14 Songs, die so viel größer klingen als nur zwei Menschen, die zusammen ein paar Lieder für uns spielen.

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48. BANKS – Serpentina

Die extremen vergangenen Monate haben bei fast allen Spuren hinterlassen – so wundert auch nicht, dass auch BANKS hauptsächlich von den Downs der Lockdown-Zeit berichten kann: von intensiver Isolation, einer traumatische Trennung und einigen ernsthaften Weckrufen für Körper und Geist ist da die Rede – im Bezug auf ihre Single The Devil sagte sie: „In The Devil geht es darum, stärker zu sein als die Dämonen, die dich heimsuchen. Es geht um die Wiedergeburt und die Verwandlung in die Naturgewalten, als die wir geboren wurden.“ Und wie für uns alle war 2021 so etwas wie ein Neustart: erstmalig veröffentlicht die Platin-Sellerin unabhängig ihre Musik, produzierte jeden Track mit, führt Regie bei ihren Musikvideos – die in Kalifornien geborene Künstlerin, Produzentin, Songwriterin und Poetin erklärte damit ein für alle Mal ihre Unabhängigkeit, während sie diese neue und ermächtigende Ära ihrer musikalischen Karriere und ihres persönlichen Lebens einleitete. Und ihr Album zeugte davon, dass sie im vollständigen Besitz des kreativen Ruders am besten klingt!

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47. Beyoncé – Renaissance

Queen Bey liefert, und liefert, und liefert. Auch das siebte Album von Beyoncé war ein weltweiter Erfolg, und das völlig zurecht. In der Ausgangsidee ist Renaissance ein aus der Zeit gefallenes Dance-Album, doch mit Beyoncés überzeugenden Vocals, vielen R&B-Einflüssen (COZY) und feinem E-Gitarren- und Synthesizer-Einsatz (VIRGO’S GROOVE) wirkt hier rein gar nichts altbacken.

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46. Bruce Springsteen – Only The Strong Survive

Der Boss singt Soul, und das auch nur in Coverversionen meist uralter Songs: Die Skepsis vieler Fans war groß, als diese Platte im Herbst angekündigt wurde. Doch Springsteens riesige Leidenschaft für schwarze Musik und seine Begeisterung fürs pure Singen sind in jeder Sekunde spür- und hörbar. Nach dem Ausflug in den Westcoast-Pop der 70er Jahre mit Western Stars (2019) hat der Stadionrock-Held aus New Jersey eine weitere Genre-Hommage eindrucksvoll gemeistert.

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45. Kraftklub – KARGO

10 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums servierten Kraftklub nach drei Nummer-eins-Alben in Folge, mehrfachen Auszeichnungen mit Gold und Platin, ausverkauften Tourneen und der Etablierung des eigenen Kosmonaut-Festivals in 2022 ihr Album Kargo – und machte nochmal klar, wer bei deutschem Indie im Chefsessel sitzt. Voll gepackt mit Witz, beißender Lyrik und überbrodelnder Energie, die sich in zweieinhalb Jahren ohne Konzerte angestaut hatte, spielten sich Krafklub direkt wieder an die Spitze zurück!

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44. The Weeknd – Dawn FM

Das Jahr 2022 fing gut an mit Dawn FM, der konzeptionellen Fortsetzung des Mega-Erfolgs After Hours. Im Stile einer Radiosendung, moderiert von Jim Carrey, knallt uns The Weeknd fast eine Stunde Dance-Hits um die Ohren. Hypnotische Interludes, dunkle Beats und Bassläufe erzeugen eine postapokalyptische Stimmung. Dass das Album von dieser nicht zu sehr erdrückt wird, liegt nicht zuletzt daran, dass Abel Tesfaye gleichzeitig wieder einmal zahlreiche Ohrwürmer gelingen (Take my Breath, Sacrifice).

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43. James Vincent McMorrow – The Less I Knew

Nachdem man auf das fünfte Studioalbum Grapefruit Season von James Vincent McMorrow noch lange warten musste, legte der Musiker aus Dublin nur ein Jahr später schon den Nachfolger The Less I Know nach. Die 8 neuen Songs davon zeugen davon, dass der Ire, der sich immer wieder in seiner Karriere klanglich neu erfunden hat, mittlerweile auf der Spitze seines Schaffens befindet und sich unmittelbar durch seine klanglichen Möglichkeiten bewegt, ohne Gefahr zu laufen sich zu sehr in den Songs zu verlieren – das überlässt er lieber den Hörer*innen!

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Palace Shoals

42. Palace – Shoals

Wenige Bands sind in der Lage die Stimmung eines Raumes in drei Akkorden und Schlagzeug-Einsatz so rasant zu verändern wie Palace. Der von ihrem persönlichen Sound nicht mehr wegzudenkende Hall in der Aufnahme und die charismatische Stimme von Leo Wyndham, begeisterten schnell zahlreiche Kritiker, Labels und natürlich Fans. 2022 war die vierköpfige Band mit ihrem dritten Studioalbum Shoals zurück. Das Album behandelt hauptsächlich das Thema Angst und den Umgang damit, während die Unterwasserwelt metaphorisch das geheimnisvolle, offene und opulente ihres Sounds widerspiegeln soll. Shoals klingt dabei wie das Meer bei Nacht und die epischen Vocals verursachen Gänsehaut.

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41. Aldous Harding – Warm Chris

Wann immer die neuseeländische Singer-Songwriterin Hannah Sian Topp – besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Aldous Harding – Musik veröffentlicht, ist die Spannung groß und jeder zukünftige Ton eine Überraschung. Ganz angenehm ungreifbar ist das, was man dann oftmals hört, und so reichen die Bezeichnungen für ihre bisherigen drei Albumveröffentlichungen von Gothic-Folk über Chamber Pop hinzu bezauberndem Surrealismus. Schnell wurde nach der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debüts Aldous Harding im Jahr 2014 unter großem Beifall der Kritiker*innen Vergleiche mit Kate Bush laut. Und auch mit den nachfolgenden Alben Party (2017) und Designer (2019), für den die Neuseeländerin die Produzenten-Ikone John Parish (u. a. PJ Harvey) als Langzeit-Kollaborator gewinnen konnte, entfalten sich immer wieder erneut kleine Gesamtkunstwerke, die man so noch nirgends zu hören bekam. Mit Warm Chris folgt das vierte Album, für das die Musikerin sich zum dritten Mal mit John Parish zusammengetan hat. Wobei der Albumtitel selbst mehr ein Name sei, als eine Story wie Harding erklärte – sie wollte dem Ganzen einen vernünftigen Namen geben, mit dessen Wahl sie ihr Leben lang zufrieden sein kann. Auch für uns als Hörer*innen macht der Titel mit jedem Hördurchlauf der Platte mehr Sinn – ist der Musikerin doch wieder ein Kunstwerk wie ein vertrauter Freund mit vielen Überraschungen geglückt.

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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