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40. Maggie Rogers – Surrender
Maggie Rogers meldete sich 2022 an einem eindrucksvollen Karrieredurchbruch vor ein paar Jahren nach einer längeren Pause mit ihrem zweiten Album Surrender zurück. Maggies starke Vocals treffen darauf auf elektrische Gitarren, die fast ein wenig an Muse erinnern, akustische Elemente und die für sie so typischen elektronischen Klänge. Auf den zwölf neuen Songs blickt sie auf die turbulenten letzten Jahre ihrer gar nicht mal so jungen Karriere, Jahre voller Unsicherheiten, Ängste und Wut, die aber zugleich auch Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstheilung für die junge Künstlerin bedeuteten.
39. Paula Hartmann – Nie Verliebt
Sie ist DIE Newcomerin hierzulande in 2022 – mit einem Selbstverständnis, das niemals überheblich, sondern angebracht wirkt und mit der Fähigkeit Geschichten zu erzählen. Geschichten, die sie selbst als „moderne Märchen in der Großstadt“ beschreibt. Irgendwo zwischen Tristesse und Euphorie, zwischen verliebt sein und alleine bleiben. Irgendwo zwischen Berlin und Hamburg. Und genau am Zeitgeist.
38. Kokoroko – Could We Be More
Kokoroko, die achtköpfige Band aus London unter der Leitung von Sheila Maurice Grey komponieren das Leben versüßenden Jazz mit starkem Afrobeat und Highlife Einfluss. Jeder veröffentlichte Song ist ein von vorne bis hinten harmonisches Meisterwerk, das die Zuhörenden in Sekundenschnelle um den Finger wickelt. Umso mehr auf ihrem 15 Song starken Debütalbum, das zeitweise klingt als hätte die Band einen gemeinsamen Herzschlag – auf jeden Fall eins der Sommeralben des Jahres!
37. The Wombats – Fix Yourself, Not the World
Fast 20 Jahre sind die drei Liverpooler Murph, Dan und Tord mittlerweile The Wombats. Was als Indie-Wunder mit ihrem Debüt A Guide to Love, Loss and Desperation 2007 begann, lief schnell zu Chart-Erfolgen über. Auch mit ihrer neuen Platte machen sie ihrem Titel Indie Darlings alle Ehre. Wieder etwas poppiger unterwegs als noch auf dem Vorgänger, bringen sie Indie-Rock, Funk-Pop und Garage auf die Tanzfläche. The Wombats geben sich darauf facettenreicher, ohne auf ihre bewährten musikalischen Eigenschaften zu verzichten.
36. Taylor Swift – Midnights
Taylor Swifts kreatives Schaffen über die letzten Jahre ist beeindruckend und beispiellos. Das Super-Hit-Album 1989 aus dem Jahr 2014 ließ mit der Lead-Single Shake It Off gefühlt die ganze Welt mitsingen und fasste mit einer kompletten Album-Coverversion von Ryan Adams sogar Fuß im Indie-Singer-Songwriter-Universum. Die beiden 2020 erschienenen Alben evermore und folklore bauten diese Annäherungsversuche zum Indie – wohlgemerkt poppig und logischerweise immer nahe am Mainstream – inklusive Kollaborationen mit Bon Iver, Aaron Dessner und Produzenten Jack Antonoff weiter aus. Und als wäre das nicht schon genug, nahm die Musikerin nebenbei ihre ersten sechs Album als sogenannte Taylor’s Versions neu auf, um die Kontrolle über die Songs von ihrer alten Plattenfirma zurückzugewinnen, nachdem diese den Katalog verkaufte. Am 21. Oktober war es dann Zeit für ein neues Kapitel, als um Mitternacht ihr zehntes Studioalbum Midnights in Produktion mit ihrem mittlerweile Langzeit-Kollaborateur und derzeit wohl gefragtesten Superstar-Produzenten Jack Antonoff erschien. Und Midnights lieferte genau das, was der Titel versprach – Momente voller Intimität und Geschichten, die bei Nacht erzählt einfach hundertmal intensiver wirken. Wer Taylor folgt und ebenfalls noch ein bisschen länger wach bleibt, wird mit einem einmaligen Hörerlebnis belohnt, das die eigenen Gedanken kreisen lässt und direkt ins Herz greift.
35. Muna – Muna
Während die Rückkehr der Naughties-Fashiontrends bei uns Millennials eher Panik als Begeisterung auslösen, fühlt sich die musikalische Rückkehr zu unseren Kinderzimmerbeats verdammt gut an. Denn mit ihrem neuen Album brachte das Trio MUNA genau diese nostalgischen Sounds zurück — natürlich mit zeitgemäßem Twist. Ihre dritte Platte ist selbstbetitelt, selbstbestimmt und selbstverständlich so richtig schön queer. „There is nothing wrong with what I want“, skandiert Frontfrau Katie Gavin mit einer Selbstverständlichkeit, von der wir vor 15-20 Jahren noch viel zu weit entfernt waren. Das neue MUNA-Album ist safe space und Identitäts-Pflaster für diejenigen der LGTBQAI+ Community, die Pop damals zwar geliebt, aber sich auch nie ganz darin wiedergefunden haben. „I want the full effects / I want to hit it hard / I want to dance in the middle of a gay bar.“
34. Makaya McCraven – In These Times
Seit einigen Jahren schon fliegt der Schlagzeuger, Komponist sowie Produzent Makaya McCraven ein wenig unter dem Radar – damit sollte nach einigen Alben mit In These Times Schluss sein! Nicht nur der Rolling Stone fasst es richtig, indem sie festhielten, dass das neue Album des US-Amerikaners DAS Jazz-Album ist, was man in 2022 kaufen sollte – wobei „Jazz“ nach Meinung von McCraven den Sound des Albums nur unzureichend beschreibt, ist es doch ein Album ohne enge musikalische Grenzen. Diese verwischen nämlich in den Arrangements des Künstlers, in dem er Jazz, sowie Folk des 21. Jahrhunderts und Elektronik vermischt. Daraus entstand letztlich ein musikalisches Großwerk – und aus einem Versprechen für die Zukunft, einen der wichtigsten Musiker im Hier und Jetzt werden lies.
33. Alela Diane – Looking Glass
Ganze vier Jahre waren seit dem letzten Studioalbum von Alela Diane vergangen, als sie in 2022 mit Looking Glass zurückkehrte. Darauf reflektiert die Portlander Musikerin, wie uns die Vergangenheit als dauerhaftes Fundament überallhin begleitet, erkundet ihren Einfluss auf unsere Identität und versucht zu verstehen in welchen Räumen wir uns in schwierigen Zeiten zugehörig fühlen und Zuflucht suchen…kaum ein Album sorgte im vergangenen Jahr für so viel Wohlklang und Wärme bei uns!
32. Pale Waves – Unwanted
Mit ihrem Debütalbum My Mind Makes Noises sorgten die Briten Pale Waves 2018 für einen kleinen Hype – seitdem wandeln sie sich klanglich von Album zu Album um in 2022 mit Unwanted nun im Pop-Punk-Hafen anzulegen. Das klingt dann krachiger, gradliniger und voller Riffs und Energie – wenn auch nicht sonderlich innovativ. Es bleibt dabei: die Band sucht noch ihren Platz, bis dahin rocken wir aber erstmal mit der neusten klanglichen Standortbestimmung.
31. Scout LaRue Willis – Scout LaRue Willis
Während 2022 aus dem Hause von Bruce Willis hauptsächlich dessen Erkrankung und der damit verbundene Rückzug aus der Schauspielerei bei den meisten hängengeblieben ist, ging das selbstbetitelte Album seiner Tochter Scout LaRue Willis etwas unter. Dabei öffnet das Coming-Of-Age-Album der Tochter von Willis mit Demi Moore ein Fenster in die Gefühlswelt der US-Amerikanerin, die sich zwischen Blues, Country und Jazz bewegt und sich inhaltlich mit verlorener, wie gefundener Liebe, der Überwindung von Sucht, sowie Female Empowerment beschäftigt. Weniger ist dabei klanglich klar mehr, bei der Anfang 30-jährigen, die sich selbst das Gitarrenspielen beigebracht hat. Auf jeden Fall ein Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte!