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Da sind wir wieder, frisch gemästet aus dem Winter- und Weihnachtsschlaf und gehen direkt mit einem kulturellen Rückblick auf das vergangene Jahr in das mit wieder viel Hoffnung verbundene Jahr 2023! Dazu haben wir als Redaktion 2022 Revue passieren lassen und präsentieren euch nun nach und nach unsere liebsten Alben, Filme, Serien und Songs des Jahres – heute gibt es direkt die Top Filme und Top Alben aus 2022!
10. Thor: Love and Thunder
Marvel darf auch in 2022 nicht in unserer Besten-Liste fehlen – umso mehr, da niemand geringeres als der sich zum Kult-Regisseur mausernde Taika Waititi den nächsten Thor-Teil Thor – Love and Thunder präsentierte! Thors (Chris Hemsworth) Ruhestand wird darin von einem galaktischen Killer namens Gorr (Christian Bale), unterbrochen, der die Auslöschung aller Götter anstrebt. Um die Bedrohung zu bekämpfen, holt sich Thor Hilfe von Valkyrie (Tessa Thompson), Korg (Taika Waititi) und seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman), die – zu Thors großer Überraschung – auf unerklärliche Weise als „Mighty Thor“ seinen magischen Hammer Mjölnir schwingt. Gemeinsam begeben sie sich auf ein kosmisches Abenteuer, um das Geheimnis von Gorrs Rache zu lüften und ihn aufzuhalten, bevor es zu spät ist. Ein launig, starkes neues Helden-Kapitel, das zu Unrecht schlecht an den Kinokassen und bei den Superhelden-Fans weg kam…
9. Tod auf dem Nil
Vor Kurzem erst spendierte Netflix dem Rian Johnson Überraschungserfolg Knives Out einen zweiten Teil und damit dem bekannten Privatdetektiv Benoit Blanc einen neuen, kniffeligen Auftrag – ähnlich ging es da Kenneth Branagh, der als Regisseur und Hauptdarsteller mit Tod auf dem Nil die zweite Agatha Christie-Neuinterpretation servierte. In dem gewagten Mysterythriller geht es um das emotionale Chaos und die tödlichen Konsequenzen, die von obsessiver Liebe ausgelöst werden. Der Ägyptenurlaub des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot an Bord eines mondänen Flußdampfboots wandelt sich zu einer erschütternden Suche nach einem Mörder, als die idyllischen Flitterwochen eines perfekten Ehepaars ein jähes und tragisches Ende erfahren. Ein großes Star-Aufgebot, epische Kulisse und ein klassischer Thriller-Stoff sorgen auch in 2022 für großes Kino!
8. Nope
Es kann so schwerfallen, wegzusehen. Denn: Was wir nicht kennen oder verstehen, wollen wir anschauen. Also werden ziemlich oft, ziemlich grausame Tragödien zu einem kommerzialisierten Spektakel gemacht – und wir gucken hin, weil wir Bock drauf haben. Leider wahr. Die Art und Weise, wie Oscar-Preisträger Jordan Peele in seinem dritten Spielfilm Nope mit dieser Tatsache umgeht, ist ebenso subtil wie vielschichtig. Auf der einen Seite ist Nope ein eben solches Spektakel: Eine Abfolge von leidvollen Ereignissen, die durch beeindruckende Bilder (vor allem die Nachtaufnahmen), perfekt ausgewählte Schauspieler (besonders Keke Palmer) und cleverem Humor („Dein Name ist O.J.?“) zu einem ultra-unterhaltsamen Blockbuster werden.
Auf der anderen Seite fungiert der Film als Kommentar zu unserer profitorientierten Sucht nach dem Spektakulären. Ein Blick auf die Charaktere: Sowohl die gegensätzlichen Haywood-Geschwister – er (Spitzname: O.J.) ist meist unbeeindruckt und fokussiert auf die Pferde-Ranch seines verstorbenen Vaters; sie (Spitzname: Em) ist exzentrisch und würde die Ranch eigentlich lieber verkaufen – als auch der Themenpark-Besitzer Jupe wollen das scheinbar außerirdische Ding, das sie am Himmel gesichtet haben, zum schnellen Einbringen von Geld nutzen. Während die Haywoods das „UFO“ (Spitzname: Jean Jacket) fotografieren wollen, möchte Jupe seine unglaubliche Entdeckung einem zahlenden Publikum präsentieren. Doch als Zuschauer lernen wir schnell: Wer zu lange hinschaut, stirbt.
7. Elvis
Seit den großen Musiker-Biographie-Erfolgen von Filmen wie Walk The Line, Rocketman oder Bohemian Rhapsody ist es nur logisch, dass Hollywood noch mehr ikonische Musiker*innen Leben ein filmisches Denkmal spendiert – und in 2022 nahm sich niemand geringeres als Baz Luhrmann dem King of Rock and Roll an! Der Film lässt die Musik von Elvis Presley (Austin Butler) erklingen und schildert sein Leben – vor allem mit Hinblick auf seine komplizierte Beziehung zu seinem Manager Colonel Tom Parker (Tom Hanks). Im Mittelpunkt der Geschichte steht die komplexe Dynamik zwischen Presley und Parker über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg und beginnend mit Presleys Aufstieg zum Superstar in einer Zeit des Umbruchs in Amerika. Von großer Bedeutung ist dabei auch die wohl einflussreichste Person in Elvis’ Leben, Priscilla Presley (Olivia DeJonge). Wie von Luhrmann zu erwarten ist das Ergebnis ein rauschender Bilderstrom – und ein großes Highlight!
6. The Northman
Dem US-amerikanischen Regisseur und Drehbuchautor Robert Eggers eilt seit seinem gefeierten Debüt The Witch aus 2015 der Ruf voraus, der perfekte Filmemacher für atmosphärisch dichte Stoffe, mit mystischen, wie Thriller- oder Horror-Elementen zu sein. Auch sein Zweitwerk Der Leuchtturm als Thriller-Kammerspiel mit Willem Dafoe und Robert Pattinson ließ in dieser Hinsicht schon Nichts zu wünschen übrig. Nun erschien mit The Northman erstmals eine große, wie epische Action-Produktion unter der Leitung Eggers im Heimkino – und auch hier weiß Eggers zu überzeugen!
Nordische Mystik, Könige, Macht, Zwietracht, handgemachte Brutalitäten, Götter und die schöne, wie harte Natur – der Stoff von The Northman ist wie gemacht für Robert Eggers, der es wie kaum ein anderer derzeit versteht atmosphärisch dichte Stoffe zu mitreißenden Filmen zu machen, die dazu auch noch verdammt gut aussehen (wo ihm natürlich auch seine Vergangenheit als Szenenbildner zugute kommt). So verbindet er all die kleinen Puzzleteile seines bisherigen Schaffens zu seinem bisher wohl ambitioniertesten Werk – und schafft dabei wohl seinen bisher besten Film, fügen sich doch die vielen Versatzstücke, die er bisher eher nur angerissen oder auf dem Höhepunkt der Handlung aus dem Baukasten hüpfen ließ, bei seinem neusten Film von Beginn an zusammen. Sei es die stetige Brutalität, die mystische Spiritualität der Charaktere oder die ungeschliffene Schönheit der Natur der besonderen Settings – all das kam schon zuweilen immer wieder in The Witch oder Der Leuchtturm zu tragen, hier sorgen sie nun über die volle Laufzeit dafür, dass man den Blick geradezu nicht abwenden kann vom Bildschirm.
5. The Batman
Es kam ziemlich überraschend, als bekannt wurde, dass niemand anderes als Robert Pattinson für die Rolle des neuen Batmans gecasted wurde – entsprechend war man schon eher skeptisch ob der ehemalige Twilight-Hauptdarsteller dem düsteren Helden mit Doppelleben als Milliardär Bruce Wayne und nächtlicher Rächer Gotham Citys viel hinzufügen könnte. Doch unter der Regie von Matt Reeves (Planet der Affen-Franchise) wurde The Batman zu einem eiskalten Thriller, der von Anfang bis Ende fesselt und in dem neben Pattinson auch noch Zoë Kravitz, Paul Dano, Jeffrey Wright, John Turturro, Peter Sarsgaard, Andy Serkis und Colin Farrell glänzen. Nicht verwunderlich, dass die neuen DC-Chefs weitere Batman-Filme mit Pattinson und Reeves erstmal weiter verfolgen, während gerade gefühlt alle weiteren Projekte dem Rotstift zum Opfer fallen!
4. Three Thousand Years of Longing
Die Literaturwissenschaftlerin Alithea (Tilda Swinton) ist eine glückliche Frau. So erklärt es eine Erzählerinnenstimme in George Millers neuem Film aus dem Off, die stark nach Tilda Swinton klingt. Sie sei wunschlos glücklich und habe alles, was sie zum Leben braucht. Man könnte meinen, Alithea wäre die wohl denkbar schlechteste Figur, wenn es um Storytelling geht – alles erreicht, keine Aufgabe, keine Hürde und somit auch keine Auflösung. Doch dann passiert etwas Unerwartetes – ausgerechnet Alithea, ohne einen Wunsch auf den Lippen, findet eine antike Flasche, in der ein Djinn (Idris Elba) gefangen ist. Und was können Djinns besonders gut? Genau: Wünsche erfüllen. Da ist sie also, die Story, die es zu erzählen gilt. Eine Frau ohne Wünsche trifft auf einen Djinn, der erst frei sein kann, wenn er drei Wünsche erfüllt hat. Außerdem zweifelt Alithea die Echtheit des Djinns sowie seinen guten Willen an. Aufgabe, check! Hürde, check! Und die Auflösung? Um Alithea zu überzeugen, erzählt der Djinn seine Geschichte – wer seine Vorbesitzerinnen waren, wie er jedes Mal kurz vor der Erlösung stand und welche Rolle die Liebe in seinem Schicksal einnimmt. Nach rund zwei Dritteln des Filmes hat der Djinn sein Gegenüber endlich soweit – sie hat einen Wunsch. Three Thousand Years of Longing ist ein langsam erzählter Film. Er braucht Aufmerksamkeit, die er sich verdient. In einer Welt, in der alles immer schneller erzählt wird – schnelle Cuts, laute Musik, hektische Gestik – ist der Film eine angenehme Abwechslung. Durch eine geschickte Erzählform wird das Publikum in den Bann des Films gezogen, ohne das es auffällt. Regelmäßig werden Probleme präsentiert, die unlösbar scheinen, wodurch ein spannendes Momentum entsteht. Dabei verzichtet Miller auf große Dramatik und laute Actionsequenzen – einzig eine, an manchen Stellen kitschige Bildsprache und die herausragende Schauspielleistung von Swinton und Elba reichen aus.
3. Der schlimmste Mensch der Welt
In zwölf Akten, einem Prolog und einem Epilog schildert Der schlimmste Mensch der Welt mit dem Fokus auf einen Zeitraum von vier Jahren in einer eindrucksvollen Dramödie, dass Leben und Leiden der jungen Frau Julie (Renate Reinsve) im modernen Oslo. So trocken könnte man Der schlimmste Mensch der Welt zusammenfassen und würde dem Film dabei in keiner Weise gerecht werden, auch wenn die Fakten stimmen. Der Titel ist dabei gleichermaßen irreführend, bevor man den Film gesehen oder eine vermeintlich fundierte Review, wie diese hier gelesen hat. Jeder hat manchmal Tage, an denen wir genau das von uns denken, so auch Julie, in allen Facetten eindrucksvoll gespielt von Renate Reinsve. Sie ist liebenswert und verspielt, verschlossen und unsicher, forsch und draufgängerisch, zielstrebig und absolut planlos – kurz: sie ist eine realistisch gezeichnete junge Frau Ende 20 bis Anfang 30. Mit all den Fragen, Wünschen, Herausforderungen und Hoffnungen, all dem gesellschaftlichen Druck, der auf einer Frau in diesem Alter lastet. Es geht darum einen – bestenfalls den richtigen – Mann zu finden, Kinder zu wollen, zu kriegen, oder eben nicht. Den richtigen, hoffentlich auch noch erfüllenden Job zu bekommen und am wichtigsten – und das macht den Film so besonders – geht es eben einfach nur um sie.
2. Everything Everywhere All At Once
Evelyn (Michelle Yeoh) lebt den amerikanischen (Alb)Traum einer Einwandererfamilie aus Hongkong: Ihr dröger Alltag im Waschsalon besteht nach eigenen Worten aus „laundry and taxes“ – Wäsche waschen und Steuern zahlen. Hinzu kommt: Ihr lieber, aber etwas trotteliger Ehemann Waymond (Jonathan Ke Quan) möchte sich scheiden lassen, während ihr Vater (James Hong) beim Besuch zum Frühlingsfest seine konstante Enttäuschung über das Leben der Tochter mitbringt. Evelyn wiederum gibt Frustration und Perfektionismus in guter alter „Tiger-Mum“-Manier an ihre erwachsene Tochter Joy (Stephanie Hsu) weiter. In dieser Familienkonstellation startet die Science-Fiction-Fantasy-Komödie Everything Everywhere All At Once, die die Zuschauer auf abwechslungsreiche Sprünge durch Paralleluniversen mitnimmt – mit den leicht philosophischen, trashig-kitschigen Untertönen eines Familiendramas.
Geschrieben, gedreht und produziert wurde Everything Everywhere All At Once von The Daniels – Daniel Kwan und Daniel Scheinert – den zwei Freunden, die nach ihrem Filmstudium am Emerson College bereits mit Swiss Army Man (2016) Fans des abstrusen Überraschungskinos begeisterten.
1. Licorice Pizza
Paul Thomas Andersons Filme (Magnolia, There will be blood) sind ja gerne mal etwas verkopft und so überrascht es, dass Licorice Pizza nur so vor Leichtigkeit strotzt. Dem Film zugrunde liegt die Idee, was passieren würde, wenn ein Teenager eine Frau zum Date einlädt und diese tatsächlich auftaucht. Ein Akt, der zunächst ein enormes Selbstbewusstsein seitens des Teenagers erfordert, welches Cooper Hoffmanns Gary ab Szene eins im absoluten Überfluss zur Schau stellt. Dass seine Geschichten (er ist natürlich Schauspieler) nicht reiner Bluff sind, sondern der junge Hustler tatsächlich so einiges auf dem Kasten hat, lässt nicht nur sein Selbstbewusstsein als auch ihre aufkeimende Zuneigung plausibler erscheinen, sondern führt immer wieder zu überraschenden Twists im Plot. Die Geschichte Alanas und ihrer großen, jüdischen Familie ist dabei nicht weniger facettenreich und auch kein Stück weniger faszinierend. Genauso wie diese Begegnungen ihr Leben bereichern, werden Gary und Alana für gut zwei Stunden in den Fokus von eurem Leben treten. Sie drängen sich nicht auf, aber sie haben eine interessante Geschichte zu erzählen, die es wert ist gehört zu werden und sicher das eine oder andere Lächeln auf euer Gesicht zaubern wird.