LÅPSLEY – Cautionary Tales of Youth


Foto-© Guy Bolingaro

Still trying to find my number
Still trying to find my room
It’s a cautionary tale of youth
And I’m running through
Hotel corridors

(Låpsley – Hotel Corridors)

Wie eine Metamorphose in drei Phasen: Mit Cautionary Tales of Youth liefert die Britin Holly Lapsley Fletcher aka Låpsley nun ihr drittes Studioalbum ab, nach XL Recordings nun beim Label Believe. Während schon vom ersten zum zweiten Album eine musikalische Öffnung von sehr minimalistisch elektronischen Klängen hin zu etwas mehr Mut zu Vielfalt und Komplexität stattfand, ist es nun eine Entfaltung, die nochmal ganz neue Dimensionen hörbar macht.

Inspiriert von ihrem beziehungsbedingten Aufenthalt in Südafrika, hat sich nicht nur ihr Erfahrungshorizont, sondern auch ihre musikalische Perspektive deutlich erweitert. Beides ist hörbar, einerseits durch die Texte, die das Erwachsenwerden thematisieren zwischen beginnenden, laufenden und endenden Beziehungen, Depressionen und Isolation (ganz besonders einprägsam auf dem ersten Highlight Hotel Corridors). Und andererseits in der Vielfalt an Rhythmen, Stilen und Klängen, die zu Beginn von Låpsleys Karriere noch nicht denkbar gewesen wäre. Fletcher selbst gesteht ein, dass sie im Rahmen der Albumproduktion zum Tech-Nerd wurde und viel Zeit an Details in gut ausgestatteten Studios verbracht hat. Zudem entstand diesmal auch viel mehr in Kollaboration, nicht zuletzt in Südafrika mit Jessy Lanza, Paul White, Greg Abraham und Msaki, die einen wunderschönen Gesangspart auf Close To Heaven beisteuert. Auch auf eben diesem Song klingen in Sachen Komplexität und Kreativität ihre Kollegen von alt-J an, außergewöhnliche Drumpattern verwoben mit einprägsamen Melodien treffen auf chorartige Mehrstimmigkeit bei an- und abschwellender Dynamik, gipfelnd in vorsichtigen Drops. Wer hätte gedacht, dass das nicht nur dem Trio aus UK gutsteht. Aber gleich im nächsten Stück Dial Two Seven beweist Låpsley noch einmal ihre neugewonnene Grenzenlosigkeit, wenn sie im Trap-Gewand mit Autotune zum Tanz bittet. Hier kommen R’n’B Dancehall und afrikanische Lebensfreude mit europäischer Clubkultur zusammen und verlieben sich. Alles getragen und das darf bei Låpsley nicht an letzter Stelle stehen, von ihrer außergewöhnlichen Stimme, die Höhen und Tiefen gleichermaßen erreicht und dabei immer leicht belegt, ihre ganz eigene Kraft entfaltet. Klassischer für Låpsley sind dann auf der zweiten Hälfte des Albums die Pop-Stücke War and Peace, Levitate und Smoke and Fire, wobei vor allem Letzteres großes Hit-Potential hat und der erste Remix eines DJs aus der Liga DJ Koze nicht lang auf sich warten lassen dürfte. So energetisch und aufregend wie das Album begann, so ruhig geht es schließlich mit Say I’m What You Need zu Ende und dem Fazit, dass nichts zählt außer das ehrliche Liebesgeständnis, kitschig aber wunderschön umgesetzt, mit harmoniegebender E-Gitarre, etwas R’n’B in der Stimme und einer begleitenden Snare, wie man sie nur von den wichtigsten Songs kennt.

Das Gefühl, das nach den zwölf Songs bleibt, ist besonders. Denn so ein vielfältiges Album, größtenteils basierend auf elektronischen Sounds ist selten. Låpsley zeigt damit auf ganz neuem Level, warum sie bereits nach ihrer ersten veröffentlichten EP auf dem Glastonbury spielen konnte. Herausragende Songwriterin war sie bereits vorher. Nun ist sie außerdem detailverliebter Tech-Nerd und zudem offen für Kollaborationen in diverse stilistische Himmelrichtungen. Weiter so!

Låpsley – Cautionary Tales of Youth
VÖ: 20. Januar 2023, Believe
www.musiclapsley.com
www.facebook.com/lapsleyyyy

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Christian Weining

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