Foto-© Sophia Matinazad
Hiding is easy, it’s like a daydream
You can be nowhere all of the time
Hurts to be somewhere ’cause you gotta stay there
After you say what’s on your mind
(Samia – Mad At Me)
Für die aus New York stammende Musikerin Samia ist alles, was sie umgibt, bis ins kleinste Detail verbunden. Inspiriert von dem ausgedehnten Wurzelsystem der Bäume der Aspen Grove-Landschaft Nordamerikas fügt sich auch auf ihrem neuen zweiten Album Honey alles zusammen. Produziert von Caleb Wright – der schon am Debüt The Baby der 25-Jährigen mitarbeitete – und aufgenommen in den Wäldern North Carolinas, finden somit auch Samias engsten und liebsten Freund*innen einen Platz auf der Platte – das Ergebnis sind insgesamt elf Stücke, auf denen u. a. Christian Lee Hutson, Briston Maroney, Jake Luppen und Raffaella zu hören sind.
Verletzlichkeit und eine Prise Humor verweben sich auf dem Opener Kill Her Freak Out zu einem kathartischen Song, während die Musikerin reinen Tisch mit ihren Emotionen gegenüber der Person macht, vor der sie sich viel zu lange verstellt hatte. Schwebende Synthie- und E-Orgel-Klänge legen das sanfte Gerüst des Tracks aus, während Samia herzzerreißende Eingeständnisse offenbart: “I’ve never been this bad / Can I tell you something? /I’ve never felt so unworthy of loving.” Ein von der Dynamik her beständiger Song, der von einem fast schon meditativen Sog lebt und für den nur selten der Gesangspart Variation durch kleine Ausbrüche oder Doppel-Effekte findet. Das darauf folgende Charm You bringt Akustikgitarren ins Spiel und erinnert mit einem Mix aus 90er-Indie-Radio-Sound und Melancholie an Phoebe Bridgers. “I don’t want to charm you”, erklingt Samias Stimme unter Einsatz von Vocaleffekten – die Thematik aus Selbstfindung und ersehnter Eigenverantwortlichkeit des Openers wird so inhaltlich auch hier fortgeführt. Über eine Spielzeit von 40 Minuten lebt das Album von einer vor allem ruhevollen Grundstimmung und sanften Instrumentierung. Neben den oft Balladen-artigen Kompositionen gesellt sich hier aber auch mal schwungvoller Indie-Folk (Honey) zu elektronischen Beat-Ausbrüchen (Mad At Me) oder sogar etwas zuversichtlichem Feel-Good-Pop (Amelia).
“Bei dieser Platte geht es darum, zu lernen, die Liebe um dich herum zu sehen […] selbst wenn ich ganz weit hinaus zoome, sind die kleinen Dinge am wichtigsten”, erklärt Samia im Pressetext zum Album. Und es sind genau diese kleinen, wichtigen Dinge, die die Musikerin in ihren neuen Songs mit viel Liebe und Detail verwoben hat. Wer sich in die wunderbar wohltuenden und gedankenverlorenen Soundlandschaften von Honey legt und dabei aufmerksam hinhört, findet mit Sicherheit ein paar kleine musikalische Schätze für die Ewigkeit.
Samia – Honey
VÖ: 27. Januar 2023, Grand Jury / Fat Possum
www.samiaband.com
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