Foto-© Alysse Gafkjen
Heaven is a place I know where all the lovers go
And when they die
Everything they had on earth is multiplied
Rollin’ through the clouds
Lean back in my dove white Cadillac
Just cruisin’ slow
Heaven is a place I know where all the lovers go
(The Arcs – Heaven Is A Place)
Ein neues Album der Zweitband von Black Keys-Frontmann Dan Auerbach – für Fans von Garage-Rock mit gaaaanz viel Soul, Psychedelia und Blues ist das mindestens eine kleine Sensation. Denn nach dem viel zu frühen Tod von Richard Swift, diesem so genialen wie desparaten Singer-Songwriter und Multiinstrumentalisten, der auf dem Debüt von The Arcs 2015 Schlagzeug spielte, schien ein solches Comeback ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Nun ist Electrophonic Chronic aber doch noch da – und zwar als bewegende Hommage an Swift, der hier vielfältig gewürdigt wird.
“In loving memory of Ricardo Ochoa Swift March 16, 1977 – July 3, 2018” ist im Klappcover-Innenteil der Platte zu lesen, und schaut man sich die Credits an, wird klar, dass der Drummer und Background-Sänger auf der Hälfte der Songs vertreten ist. “Mit diesem neuen Album geht es vor allem darum, Swift zu ehren”, sagt Auerbach. “Es ist unsere Art, Goodbye zu sagen, indem wir ihn wiedertreffen beim Spielen, Lachen und Singen. Es war zeitweise schwer, aber es war die Sache wert.” Electrophonic Chronic ist also keine erst kürzlich von Auerbach und The Arcs eingespielte Platte, sondern das Ergebnis von Sessions, die sich an den herausragenden Vorgänger Yours, Dreamily direkt anschlossen. Das Tolle daran: Die Qualität des Debüts wird hier mühelos erreicht.
Auerbach, neben dem Welterfolg mit seinem Neo-Bluesrock-Duo The Black Keys längst einer der wichtigsten US-Studioproduzenten für Vintage-Soul und Americana, bestätigt: “Ob in New York City, Nashville, L.A. oder in Swifts Heimatstadt Cottage Grove, Oregon – wo auch immer wir waren, wir sind immer zusammen ins Studio gegangen. Es ist selten, dass man eine Gruppe von Leuten trifft, mit denen es so gut klappt und mit denen man sich auf Anhieb versteht. Wir hatten einfach nur Spaß, machten Klänge, machten Musik. Das war eine tolle Zeit für mich.” Leon Michels, die dritte Hauptfigur bei The Arcs, fügt hinzu: “Es gibt wahrscheinlich zwischen 80 und 100 Tracks, die wir aufgenommen haben, weil wir nach der Veröffentlichung von “Yours, Dreamily” einfach ständig neue Aufnahmen gemacht haben. Ich glaube, es gab immer den Plan, ein Nachfolgealbum zu machen.”
Gut, dass es so gekommen ist, denn ein ehrlicheres, erdigeres Retro-Album als Electrophonic Chronic wird man in diesem Jahr kaum zu hören kriegen. Die Songs klingen, als wären sie während der späten 60er Jahre in einem Stax-Studio eingespielt worden, und Auerbachs ohnehin überragende, mühelos ins Falsett hochsteigende Soul-Stimme brilliert hier wie selten zuvor (Anspieltipps: Heaven Is A Place mit feinem Gitarrensolo, der glühende Cover-Track A Man Will Do Wrong, das fett produzierte Countryblues-Stück Behind The Eyes, das wunderschöne Balladen-Doppel Love Doesn’t Live Here Anymore und Only One For Me am Schluss).
Ein perfektes musikalisches Denkmal für Richard Swift also. Von einer Live-Umsetzung dieser Lieder ist bisher nichts bekannt – leider, muss man sagen, denn The Arcs waren auch eine grandiose Konzertband.
The Arcs – Electrophonic Chronic
VÖ: 27. Januar 2023, Easy Eye Sound
www.thearcs.com
www.easyeyesound.com