THE NATIONAL – Frankenstein

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Es wirkt dieser Tage geradezu so, als würde das neue Jahr direkt dafür dienen, damit alle Bands und Künstler*innen ihre neue Musik herauskehren können – zumindest geht es gerade Schlag auf Schlag was Album-Ankündigungen angeht. Da wollen natürlich auch die Profi-Melancholiker von The National in Nichts nachstehen und legen gleich noch mal eine Schippe Vorfreude auf die kommenden Monate und ihre musikalischen Auswüchse drauf – denn am 28. April erscheint das mittlerweile neunte Studioalbum First Two Pages of Frankenstein der Band. Wer nun denkt – ja logo, die Band hatte ja Pandemie-bedingt auch ordentlich Zeit seit ihrem 2019er Album I Am Easy To Find, das war ja klar – weit gefehlt, lange stand das neue Album unter keinem guten Stern, als Frontmann Matt Berninger „eine sehr dunkle Phase durchlebte, in der mir überhaupt keine Texte oder Melodien einfielen, und diese Phase dauerte über ein Jahr. Obwohl wir schon immer ängstlich waren und uns oft stritten, wenn wir an einer Platte arbeiteten, war dies das erste Mal, dass es sich so anfühlte, als ob die Dinge wirklich zu einem Ende gekommen wären.”

Stattdessen haben es The National „geschafft, wieder zusammenzukommen und alles aus einem anderen Blickwinkel anzugehen, und dadurch sind wir in einer gefühlten neuen Ära für die Band angekommen”, so Gitarrist/Pianist Bryce Dessner, zu dessen Bandkollegen auch sein Bruder Aaron (Gitarre/Piano/Bass) sowie die Brüder Scott Devendorf (Bass, Gitarre) und Bryan Devendorf (Schlagzeug) gehören. Das Ergebnis ist ein Album, das die neue Chemie in der Band synthetisiert und eine wunderbare Balance zwischen dem eleganten Sound und den eigenwilligen Impulsen von The National hält. Das Besondere dabei: während ihrer 2022iger Tour hat die Band nicht nur schon erste Songs live ausprobiert und nahm so immer wieder Änderungen on the run vor – teilweise wurden die Songs sogar live aufgenommen. So auch der erste Vorbote Tropic Morning News, der teilweise live auf der Bühne in Hamburg aufgenommen, als die Band dort im Stadtpark Open Air auftrat. „Als Matt mit diesem Song in den Tiefen seiner Depression zu uns kam, fühlte sich das wie ein Wendepunkt für uns an”, sagt Aaron Dessner. „Der Text erinnert fast an Dylan, und es macht so viel Spaß, ihn zu spielen; alles fühlte sich plötzlich so an, als würde es wieder lebendig werden.”

Tropic Morning News, der gemeinsam mit Berningers Frau Carin Besser geschrieben wurde, hat seinen Titel von einem Ausdruck, den Besser erfunden hat, um die bedauerlicherweise routinemäßige Praxis des Doomscrollings zu beschreiben. „Die Idee, die Dunkelheit der Nachrichten auf eine so leichte Weise zu beschreiben, hat etwas in mir ausgelöst”, sagt Berninger. „Es wurde ein Song darüber, wie schwer es ist, sich auszudrücken, und wie man versucht, mit jemandem in Kontakt zu treten, wenn der Lärm der Welt jegliches Potenzial für ein Gespräch übertönt.”

Nach den ganzen Features der Vorgängerplatte nehmen sich The National auf ihrem neuen Album etwas zurück – und verfahren nach dem Prinzip Klasse statt Masse, denn die Features greifen mal ins höchste Regal, sind auf dem neuen Album doch neben Berninger noch Taylor Swift, Phoebe Bridgers und Sufjan Stevens zu hören!

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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