Bedroomdisco Top Alben – Februar

Foto-© Danielle Neu

Willkommen im Februar – diesen Monat gibt es wieder einiges an guter neuer Musik zu entdecken, drum starten wir direkt mit unseren Top-Alben des Februars!

1. Gracie Abrams – Good Riddance (VÖ: 24.02.23)

JJ Abrams’ (Lost, Star Wars, Star Trek) Tochter Gracie Abrams folgt ihrem berühmten Vater und baut sich nach und nach eine aussichtsreiche Pop-Sänger-Karriere auf. Nach der zweiten EP in 2021 steht nun endlich ihr Debüt-Album an! Dieses erscheint in Form von Good Riddance am 24. Februar, ist zusammen mit dem Songwriting-Partner Aaron Dessner von The National (dieser hatte zuletzt auch u.a. an den beiden aktuellen Alben von Taylor Swift mitgewirkt) entstanden und zeigt auch gleich warum Abrams zu den aktuell spannendsten Acts gehört, die sich irgendwo zwischen Songwriter und Pop bewegen. Tiefgehende, sehr persönliche Texte und eine packende Stimme, treffen hier auf große Melodien, die sie in direkte klangliche, wie qualitative Nähe mit ihrem Vorbild Taylor Swift bringt.

Über ihr Debütalbum schrieb die 23-Jährige bei Instagram: “Writing this record allowed me to grow up in ways I needed to. It forced me to reflect and be accountable. It allowed me to walk away from versions of myself that I no longer recognized. It allowed me to let go.“ Gleichzeitig animierte sie Dessner immer wieder, sich noch mehr in ihren Texten zu öffnen – denn darum geht es ihr: um schonungslose Offenheit, um Poesie, um zeitgenössischen Songwriting-Realismus. Dessner habe sie daran erinnert, dass „es ja im Grunde genommen nur darum geht, Raum für brutal ehrliche Dinge im Songwriting“ zu schaffen.

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2. Young Fathers – HEAVY HEAVY (VÖ: 03.02.23)

Etwa fünf Jahre Pause nahmen sich Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole und G. Hastings, um mit dem Nachfolger zum 2018er Young Fathers-Album Cocoa Sugar aufzuwarten – nun ist es soweit! Doch das lange Warten hatte natürlich auch seine Gründe – Alloysious schreibt: „Jede Platte muss besser sein als die letzte. Das ist die Mentalität. Wenn es nicht besser wäre, würde es nicht herauskommen.“ Doch natürlich liegt in dieser Pause auch eine allumfassende Pandemie und auch für die Young Fathers geht es darum, was mit dem Trio in den langen, verrückten Jahren seit dem letzten Album passiert ist. Heavy Heavy ist der Beweis für das, was von dieser Zeit übrig geblieben ist. Der Erfolg des Überlebens, der Exzess der Existenz. „Ich mag den Titel Heavy Heavy, denn es ist alles plus die Küchenspüle”, fügt G. hinzu. „Maximalistisch. Keine Art von Schlankheitskur. Es fühlt sich voll an, gewichtig. Und es zweimal zu sagen, macht es spielerisch.“ „Man lässt die Dämonen raus und setzt sich mit ihnen auseinander“, meint Kayus über das Album. „Danach ergibt sich ein Sinn daraus.“ Wenn all das so gut klingt, wie bei Young Fathers, die mit ihren wilden Rhythmen, kontrolliertem Chaos und dem ungezügelten Soul nur so vor Energie und Kreativität überbrodeln zu scheinen, dann passt das für uns so!

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3. Kelela – Raven (VÖ: 10.02.23)

In 2017 wurde sie zum R&B-Star – nun kehrt Kelela zurück mit ihrem zweiten Album Raven – und sie hat etwas Neues zu sagen – oder besser gesagt, neue Wege, das auszudrücken, was die Menschen wirklich denken, aber zu oft nicht zu sagen wagen. Verletzlichkeit und radikale Hingabe sind die Grundpfeiler der Liebe, ob romantisch oder nicht. Kelela weiß das sehr gut und ist bereit, dies in 15 neuen Songs ihrem Publikum weiter zu vermitteln. Auf dem Album oszilliert die Sängerin zwischen dem improvisatorischen Aspekt des Jazz, dem pulsierenden Tempo der Dance/Electronic Music und der Offenheit des traditionellen R&B. Das klingt dann mal fließend, schwebend, mal nervös und treibend – aber immer verdammt gut!

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4. Inhaler – Cuts & Bruises (VÖ: 17.02.23)

Vor etwa zwei Jahren zeigte die Dubliner Band Inhaler mit ihrem Debüt noch wie breitbeiniger Rock in 2021 zeitgemäß klingen kann und Bock machen kann – nun kehren sie nach den ersten großen Lobeshymnen, ausverkauften Touren und gefeierten Festival-Auftritten zurück! Und haben sich auf ihrem Zweitwerk klanglich neu erfunden! Die harten Rockriffs sind wohligeren Melodien gewichen, man öffnet sich etwas mehr dem Indie-Pop-Genre, ohne aber den eigenen Sound und die eigenen Qualitäten komplett über Board zu werfen. Große Mitsang-Melodien und Refrains kann die Band auf jeden Fall – und davon haben sie beim neuen Album einige zu bieten!

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5. shame – Food for Worms (VÖ: 24.02.23)

Während Inhaler etwas gemütlicher klingen, kommen shame auf ihrem neuen Album mit so breit geschwollener Rock-Attitüte daher wie je! Der große Unterschied dabei: Food for Worms ist das erste Album, bei dem die Band nicht in sich gekehrt ist, sondern den Fokus auf die Welt um sich herum legt: “Ich glaube nicht, dass man ewig in seinem eigenen Kopf sein kann”, sagt Sänger Charlie Steen dazu. Bei einem Gespräch mit einem Freund nach einem ihrer Auftritte kam ihm ein abschweifender Gedanke, den er festhielt: “Es ist seltsam, nicht wahr? In der populären Musik geht es immer um Liebe, Liebeskummer oder um sich selbst. Es gibt nicht viel über deine Kumpels.” Drum erinnert Food for Worms an eine gewisse Mortalität, andererseits feiert es das Leben und die Einsicht, dass wir uns letztlich doch alle gegenseitig brauchen. Und das mit einer ordentlichen Portion Humor, Riffs und Songs, die einen fast wegblasen.

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Newcomer:

1. Wesley Joseph – Glow (VÖ: 17.02.23 digital / 24.03.23 physisch)

Für den polymathischen Künstler Wesley Joseph ist das Schreiben eines Songs wie das Drehen eines Films – er sieht Szenen und Farben, beleuchtet die richtige Stimmung und zeichnet den richtigen emotionalen Bogen. Nach London gezogen, um Film zu studieren, fand er dort relativ schnell Anschluss an eine Gruppe von musikalischen Mitstreitern – darunter u.a. A.K. Paul, Joy Orbison, Loyle Carner und seine Jugendfreundin Jorja Smith. Sein Markenzeichen ist gefühlvoller R&B, Future-Pop mit psychedelischen Einlagen bis hin zu Rap, während er sich inhaltlich damit beschäftig, Liebe zu finden und Träume zu leben, während die Welt auseinanderfällt. Selten ist sie so schön zerbrochen wie hier!

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2. the GOLDEN DREGS – On Grace & Dignity (VÖ: 10.02.23)

Auch wenn Benjamin Woods zuvor schon zwei Alben mit seinem Projekt the GOLDEN DREGS veröffentlichte, ist es erst sein anstehendes 4AD-Debüt, das ihn für uns auf der Songwriter-Oberfläche auftauchen lässt. Dabei kehrt er den persönlichen Schmerzen den Rücken und schaut auf seine Heimat Cornwall – dort, wo tausende Touristen ihren Urlaub verbringen, während eine Vielzahl der Einheimischen sich wohl nie einen solchen leisten werden können. Neben persönlichen Reflektionen über den Verlust der Unschuld und über die eigene Minderwertigkeit, verwebt Benjamin seine Erzählungen mit Themen wie Überleben, verzweifelten Ausbrüchen von Gewalt, Verlust und den Einschnitten in die Gemeinschaft, im Auge der drastischen Gentrifizierung. Und das alles präsentiert er mit einer Stimme, in der die überirdische Weisheit eines Kurt Wagners (Lambchop) oder eines David Bermans (Silver Jews) mitschwingt.

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3. Power Plush – Coping Fantasies (VÖ: 10.02.23)

Und auch hierzulande lohnt sich er Blick auf spannende Newcomer-Projekte – eins, das dieses Jahr richtig durchstarten wird, ist in dieser Hinsicht auf jeden Fall Power Plush. Anja (Bass), Maria (Gitarre), Svenja (Gitarre) und Nino (Schlagzeug) veröffentlichen mit Coping Fantasies ihr Debütalbum bei Beton Klunker Tonträger, dem Label der Gruppe Blond. Darauf verbinden die vier Einflüssen von Punk, Indie der Sub Pop-Schule und 80s Pop bis hin zu Disco und R&B. Macht Laune könnte man sagen!

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Wiederkehrer: Kenny Beats – Louie

Schon seit Monaten suchen wir immer wieder die soulige-Vintage-Wärme des großartigen Kenny Beats-Debütalbums Louie auf – nun umso mehr, da das Album-gewordene Denkmal an seinen Vater jetzt auch endlich physisch auf CD und Vinyl in den Läden steht. 33 Minuten auf 17 Songs verteilt, bietet das Album eine hypnotische Odyssey durch tränenreichen Soul, 70iger-Funk Singer Vocal-Samples, Loops, die an die Adrenalin-geladenen Werke von JPEGMAFIA oder Slowthai erinnern, und wirkt wie der Soundtrack auf dem Pfad zur eigenen Erinnerung.

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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