Foto-© Lisa Ritaine
Meine Devise? Schnell, günstig, annehmbar.
(Rémi – Final Cut of the Dead)
Regisseur Rémi (Romain Duris) versucht verzweifelt den Dreh seines Low-Budget Zombiefilms am Laufen zu halten. Nicht einfach, wenn man mit missmutigen bis unfähigen Darstellern und Produzenten mit unrealistischen Forderungen zu kämpfen hat. An seine Grenzen droht er jedoch zu stoßen, als scheinbar echte Zombies am Drehort auftauchen. Eine sehr riskante aber auch einzigartige Chance dem Film vielleicht doch noch die nötige Authentizität zu geben.
Wem das bekannt vorkommt, der sei beruhigt, ihr seid nicht mit dem Zombievirus infiziert und eurer Sinne beraubt. Es handelt sich hier schlicht um das französische Remake des noch sehr frischen japanischen Überraschungshits One Cut of the Dead aus 2017. Alle anderen seien gewarnt, wenige Filme profitieren so sehr davon, den Twist nicht zu kennen wie dieser. Deshalb wiederholen wir hier noch einmal, was vor fünf Jahren alle zu dem Original geschrieben haben. Lest nicht weiter, steht die etwas zähe erste Hälfte durch und freut euch auf einen der überraschendsten, witzigsten, charmantesten und unterhaltsamsten Twists des Genres.
Was dabei ein wenig schade ist, ist, dass der Film dem Original zwar in Sachen Qualität und Chemie in nichts nachsteht, ihm aber auch insgesamt sehr gleicht. So sehr, dass man versucht ist Rémis fiktives Zitat über seine Arbeit: „Schnell, günstig, annehmbar.“, welches so auch eins zu ein im Original vorkommt, auch auf den Film zu übertragen. So wurde zwar das Budget von dem 25.000 USD Mikro-Budget des Originals, auf 4.000.000 EUR erhöht, dennoch rühmt man sich, zu Recht, ein weiterhin ein kleiner Indie-Film zu sein. In nur sechs Wochen komplett abgedreht ist der Film zwar handwerklich etwas wertiger als das Original aber weit weg von einem polierten Hollywood Remake. Das hätte aber erst recht niemand gewollt aber bei einem so renommierten Regisseur vielleicht erwartet. Immerhin hat Michel Hazanavicious bereits 2011 den preisgekrönten The Artist inszeniert. Inhaltlich sind es dann ebenfalls nur Nuancen, die gegenüber dem Original abgewandelt oder hinzugefügt wurden. So gib es mit Fatih (Jean-Pascal Zadi) jetzt noch einen initial sehr enthusiastischen Sound Designer, der versucht das Chaos live zu vertonen und man spielt durchgehend sehr gekonnt mit dem Fakt, dass es ein Remake ist. Yoshiko Takehara mimt, ebenso wie im Original, die Produzentin. Somit wird auch im Filmuniversum ein Remake des japanischen Überraschungshits gedreht. Dies wird jedoch nicht nur genutzt, um die Meta-Ebene zu erweitern, sondern auch noch um den Culture-Clash zwischen West und Ost, ähnlich wie bei dem The Grudge Remake von 2004, gekonnt in den Film einzuarbeiten.
Wir haben also ein Remake, welches das Original, imitiert, respektiert und leicht ausbaut. Rein objektiv macht das Final Cut of the Dead, aller Kritik zum Trotz, für sich betrachtet zu einem ebenbürtigen, vielleicht sogar etwas besseren aber dennoch irgendwie überflüssigen Film. Aber kann Kunst und Unterhaltung wirklich überflüssig sein? Wenn wir die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Remakes einmal ausklammern, ist der Film recht gut. Die Frage welche Version euch besser gefällt, liegt dann nur daran, ob ihr eher das japanische oder das europäische Kino liebt, vor allem aber welchen der Filme ihr zuerst schaut. Sehen solltet ihr mindestens einen der beiden und nur Final Cut of the Dead läuft jetzt im Kino. Also lasst euch das Spektakel und vor allem den Twist nicht entgehen.
Final Cut of the Dead (FR 2022)
Regie: Michel Hazanavicious
Besetzung: Romin Duris, Bérénice Bejo, Lyés Salem, Jean-Pascal Zadi, Finnegan Oldfield
Kinostart: 16. Februar 2023, Weltkino Filmverleih