KERALA DUST – Violet Drive


Foto-© Andrin Fretz

Here’s a subtle voice with a system of things
To believe in.
They come to the autumn like a restless rake
To the leaves.
And you who seek to conquer pain,
You’d do well to keep it close.
They fall for the lonely,
And they answer to that which broke.
They’re seeing
Quiet signs up in the sky.
They’re seeing
White lines left and right.
He said it’s
Jacob’s Gun that will love me best.
He said it’s
Jacob’s Gun that will love me best.

(Kerala Dust – Jacob´s Gun)

Kerala Dust begleiten einige von uns schon länger. Die altbekannte, belegte Stimme des Frontmanns Edmund Kenny singt hypnotisch über Sitar-Klänge mit repetitiven elektronischen Beats, während sich vor dem inneren Auge eine Filmszene auftut in der dampfend, roter Sand in die warme, abendliche Sommerluft steigt. Das neue Album der britischen dreiköpfigen Band, die in Berlin leben, heiß Violet Drive und entfernt sich nicht weit von den gewohnten Klängen vergangener Projekte. In vielen Interviews gaben die Musiker einen genauen Einblick in ihr kreatives Schaffen und Details über ihre Inspirationsquellen. Dabei stellten sie ihr neues Album als stark von Techno, Krautrock und psychedelischem Rock beeinflusst dar und nannten Künstler wie The Velvet Underground, CAN, DARKSIDE aber auch Dope Lemon. Auch exzessives Filmegucken hat schon immer zum kreativen Schaffensgang der drei Freunde gehört, wobei sie sich bei Violet Drive auf Mulholland Drive von David Lynch konzentrierten.

Das Album beginnt vorsichtig und verträumt mit Moonbeam, Midnight, Howl. Erzählt wird von einem sanften Moment des sich Verliebens, während die Melodie anschwillt, bis eine E-Gitarre mit verzerrten Nuancen Abwechslung bringt. Von Abwechslung kann man in den darauffolgenden Tracks nicht reden. Wie ein lauter, rauschender Fiebertraum wirken die nächsten fünf Tracks und laden zum Dissoziieren ein. Spätestens Jacob´s Gun bringt etwas Virtuosität in die sich wiederholenden Beats. Funky Gitarren Momente schmeicheln sich ans Ohr und lassen einen durchatmen. Mit Salt geht es weiter. Sitar-Klänge führen zu einem schwerfälligen Beat-Drop. Der Track ist wunderbar hypnotisierend und groovy. Mit Still There gehen wir wieder in die melodische Techno Richtung und spätestens jetzt bemerkt man den eindeutigen Einfluss von DARKSIDE auf die Band. Der mitreißende Track überrascht mit einer weiblichen Stimme, die die Worte “Anders allein; Europa” präsent singt.

Auf Nuove Variazioni di una Stanza sieht man sich Oliven und Aperol in dem Land des Dolce Far Niente genießen. Passend dazu erscheint Future Vision wie ein Melodie gewordener, vergilbter Retro-Filter. Auch der letzte Track des Albums ist Italienisch. Finne della Scena überrascht mit pompösem, rockigem Finale und wirkt wie ein abrupter Genre Wechsel. Jetzt bleibt also die Frage bestehen, ob uns Kerala Dust damit was sagen wollen…

Violet Drive ist ein großes, beeindruckendes Album. Es neigt wie gesagt zu repetitiven Melodien aber in den Worten des Frontmanns Edmund Kenny erklärt klingt diese Kritik nichtig. “Die sich ewig wiederholenden Rhythmen wurden auch zu unserer Philosophie. Je mehr etwas wiederholt wird, desto mehr kann es sich mit Bedeutung aufladen. Und obwohl wir uns musikalisch verändert haben: dieses Gespür für hypnotische, fast meditative Grooves ist uns geblieben“. Wer also Lust auf einen filmreifen Fiebertraum und kleine Genre-Ausflüge hat ist hier richtig aufgehoben.

Kerala Dust – Violet Drive
VÖ: 17. Februar 2023, PIAS
www.keraladust.com
www.facebook.com/keraladust

Kerala Dust Tour:
14.03.23 Leipzig, Täubchenthal
15.03.23 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.03.23 Köln, Kantine
05.04.23 München, Technikum
06.04.23 Berlin, Huxleys

YouTube Video

Lea Kleisinger

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