EMERGENCY DECLARATION – Der Todesflug – Filmkritik


Foto-© Plaion Pictures

Die Leute, die Passagiere in diesem Flugzeug, ich will, dass sie sterben.

(Jin-seok – Emergency Declaration)

Auf einem Linienflug von Incheon, Süd-Korea nach Hawaii wird der Notfall ausgerufen, als sich der Verdacht auf einen Terroristen mit einem biologischen Kampfstoff an Bord bewahrheitet.

Warum auch immer das Gerücht aufkam, Emergency Declaration würde irgendwann in einen Zombie-Film umschwenken (vielleicht aufgrund der Ähnlichkeiten zu Train to Busan) – das passiert nicht. Es stimmt allerdings, dass der Film, der recht realistisch beginnt, zusehends unrealistischer und pathosbehafteter wird. Nicht wirklich trashig, aber eben so wie es auch in Hollywood Katastrophenfilmen aus den 90ern, wie Dante´s Peak oder Twister, der Fall war. Dies würde nicht weiter auffallen, wenn das erste Drittel nicht so realistisch wäre und legt die Vermutung nahe, dass während der Produktion in Bezug auf eine realistische Virusdarstellung angepasst wurde, denn diese erstreckte sich mehr oder weniger von Pre- bis Post-Corona. Auch wenn sich die Darstellung nicht geändert hat, haben Panik vor Viren und Infektion sicher für die meisten eine etwas andere, persönlichere Bedeutung, was dem Film spätestens im letzten Akt zu gute kommen sollte.

Aber zurück zum Plot und derer gibt es drei Hauptstränge. Wir folgen nicht nur dem Geschehen an Bord, sondern auch noch einer Gruppe von Polizisten, die gegen den Terroristen ermitteln und einer Ministerin, die versucht zwischen Regierungen, Terroristen und Unternehmen zu vermitteln und zu verhandeln. Später kommt dann noch ein Pharma-Unternehmen und eine geopolitische Ebene dazu (ob Japan Korea wohl helfen wird?). Dabei lässt Regisseur Han Jae-rim mit unter anderem Song Kang-ho, Lee Byung-hun, Jeon Do-yeon und Nam-gil Kim das who-is-who der koreanischen Schauspielerriege aufspielen, was für im koreanischen Kino weniger bewanderte irritierend wirken kann. Denn initial weniger wichtige Figuren bekommen plötzlich Hintergrundgeschichten, was niemand überrascht, wenn man weiß, dass Star Power hinter dem entsprechenden Schauspieler steckt. Schauspielerisch muss sich, bis auf die sporadisch auftauchenden, furchtbaren „Westler“, jedenfalls niemand etwas vorwerfen lassen. Ebenso überzeugt die Technik. Obgleich die Airline fiktiv ist und der Flieger am Set nachgebaut wurde, das Innere der Boing-777 wirkt realistisch in Proportion und Verhalten. Die Einschränkungen, die ein beengtes Set für die Kamera mit sich bringt, werden gekonnt durch interessante Nah- bis Mikroaufnahmen aufgelockert und ein paar Set-Pieces im Cockpit und ein mit aufwendiger Hydraulik besonders dramatischer und realistischer 360 Grad Shot stechen positiv hervor.

Emergency Declaration ist ein Katastrophenfilm, kein realistischer Pandemie- oder Polizei-Thriller, kein reißerischer Action-Film und ganz sicher kein Zombie-Film. Es geht um die Schicksale des Einzelnen und den Zusammenhalt des Ganzen. Hochwertig produziert, gut gespielt, toll inszeniert, mit einigen herausragenden Sequenzen, aber eben nicht – und das muss noch einmal betont werden – sehr realistisch, dafür sehr pathosbehaftet. Im Onboard Entertainment von Lufthansa oder Korean Air werdet ihr den Film sicher so schnell nicht finden, aber Fans des Genres und wegen der Besetzung auch Fans des koreanischen Kinos sollten nach der Blu-Ray Ausschau halten.

Emergency Declaration (KR 2021)
Regie: Han Jae-rim
Besetzung: Song Kang-ho, Lee Byung-hun, Jeon Do-yeon, Nam-gil Kim, Si-wan Yim, Kim So-jin
Heimkino-Start: 24. März 2023, Plaion Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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