Foto-© Marcelle Bradbeer
Hey, my words
What I say
Heavy as clay
Hey, my hands
What I make falls through like sand
How to stay open
When everything is closing
Hearts and minds
How to keep speaking
When everyone wants to move on
Come on, come on, come on
Come on, oh
Come on, come on, come on
We all know
Sovereignty never ceded so
Land back or we gotta go.
(Jen Cloher – Being Human)
Nach fünf Jahren erscheint das fünfte Studioalbum von Jen Cloher (natürlich) unter dem Label Milk! Records und trägt den Namen I Am the River, The River Is Me. Es ist ein politisches Album auf dem Cloher zwischen Te Reo Māori und Englisch wechselt, während sie über indigene Souveränität, LGBTQI+ – Rechte, Umweltbewusstsein und zerstörerische Buschbrände singt. Unterstützung kriegt sie dabei von einem beeindruckenden Chor indigener Sänger*innen. Cloher ist durch ihre Mutter von Ngāpuhi und Ngāti Kahu Abstammung. Die heute am weitesten verbreitete und meistakzeptierte zusammenfassende Māori-Bezeichnung ist Aotearoa.
Der erste Track des Albums, Mana Takatāpui bedeutet übersetzt so viel wie LGBTQI + Rechte. Cloher verwendet she/her und they/them Pronomen und identifiziert sich als Takatāpui (also als Teil der LGBTQI + Community). Das Lied ist leichtfüßig, fast poppig und ein guter Einstieg in das Album. My Witch kann man als Gay-Anthem bezeichnen. Das intime Lied ist catchy und das dazugehörige Musikvideo äußerst sexy.
Being Human überzeugt mit treibenden Drums und Vocals. Es spricht Wut aus ihr und Einsicht, dass sie nur bekommen konnte, wer sie ist, da die Gesellschaft ihres Heimatlandes auf den Schultern der indigenen Bevölkerung aufgebaut wurde. Zwar ist Cloher noch nicht fließend in Te Reo Māori aber dieses Album fühlt sich wie ihre Selbstfindung an. Der Titeltrack I Am The River, The River Is Me klingt wie ältere Cloher Tracks. Verträumte Gitarre und harmonische Drums begleiten Vocals über Mutter Natur und Klimawandel.
Protest Song behandelt die verheerenden Buschbrände Australiens, die 2019/20 Millionen Tiere und tausende Hektar Natur zerstörten. Der Track lebt von Bläsern und ist ruhiger als vorangehende Tracks. Auch The Wild bleibt ruhiger, begeistert jedoch am Ende mit Vocals à la “Great Gig In The Sky”. Cloher hat sich durch die Pandemie intensive Gedanken über ihre Aufgabe als Künstler*in gemacht und konnte sich letztendlich am besten mit den Worten Nina Simones identifizieren, dass die Verantwortung darin liegt, die Realität widerzuspiegeln, in der man sich befindet. Das tut Cloher auf diesem Album auf beeindruckende Art und Weise. Punkiger wird es auf Aroha Mai, Aroha Atu. Dreamy und ruhig überzeugt He Toka-Tu-Moana. Übersetzt heißt es, stehe standhaft wie ein Fels im Ozean und der Chor überbringt die Nachricht, dass man fest an den Worten seiner Vorfahren festhalten soll. Mit I Am Coming Home geht das Album kraftvoll zu Ende. Die geballte Bandkraft macht das Lied zu einem Erlebnis.
I Am The River, The River Is Me fühlt sich wie eine Wiedergeburt Jen Clohers an. Es ist wunderbar und wichtig indigene Repräsentation von etablierten Künstler*innen unterstützt zu sehen. Cloher hat nicht nur ein großartiges Album, sondern ein Stück Weltgeschichte in 10 Tracks verpackt. Hier gibt es übrigens auch unser Interview mit Jen Cloher zum neuen Album!
Jen Cloher – I Am The River, The River Is Me
VÖ: 3. März 2023, Milk! Records
www.jencloher.com
www.facebook.com/JenCloherOfficial