Foto-© Neil Krug
There’s a girl who sings “Hotel California”
Not because she loves the notes or sounds that sound like Florida
It’s because she’s in a world preserved, only a few have found the door
It’s like Camarillo, only silver mirrors running down the corridor
Oh, man
(Lana Del Rey – Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd)
Lana Del Rey hat ihr neuntes Studioalbum Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd veröffentlicht, das ihr wohl bisher komplexestes Werk ist. Ihre 16 Songs schwanken zwischen Klavierballaden, Folkrock und Trap.
Lana Del Rey ist aus der Popwelt nicht mehr wegzudenken. Seit über 10 Jahren fasziniert die US-amerikanische Sängerin mit ihrem eigenen Stil, der gerne mal als Retro-Pop bezeichnet wird. Jedoch lässt sich Del Rey nicht in eine Kategorie einordnen. Sie experimentiert gerne mit verschiedenen Genres und Sounds. Über ihre ersten Hits Video Games und Summertime Sadness ist sie längst hinausgewachsen. Denn ihre Musik deckt ein breites Repertoire von Jazz, über Hip-Hop bis Americana und Folk ab. Und dennoch bleibt immer dieser unverwechselbare nostalgische Vibe, den man bei jedem Album von Lana Del Rey zu spüren bekommt. Erst vor kurzem wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Visionary Award von Billboard Magazine ausgezeichnet. Längst überfällig.
Auf Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd bricht sie mit gängigen Strukturen von Pop Songs. Allein der lange Titel des Albums ist etwas ungewöhnlich. Eigentlich auch wieder nicht verwunderlich, denn Del Rey hat sich schon lange von dem Streben nach kommerzieller Musik verabschiedet. Sie taucht lieber in ihre eigene Sound-Welt ein. Nach eigenen Angaben soll das neue Album etwas Spirituelles haben. So klingen dann auch Songs wie The Grants und der Titeltrack. Zum ersten Mal unterstützt sie ein Gospel-Chor bei den Klavierballaden, um ihnen mehr Imposanz zu geben. “Don’t forget me like the tunnel under Ocean Boulevard”, singt sie in Anlehnung an den alten Jergins-Tunnel in Los Angeles.
Das Album ist das bisher introspektivste der Sängerin. Themen wie Familie, Frauenbilder, Ängste und die Sehnsucht nach Liebe spielen eine zentrale Rolle: “Will the baby be alright? Will I have one of mine? Can I handle it even if I do?”, fragt sie sich auf dem ruhigen Fishtail.
Sehr interessant wird es auf A&W, auf dem sich Lana Del Rey als “American Whore” bezeichnet: “It’s not about havin’ someone to love me anymore, this is the experience of bein’ an American whore.” So übernimmt Del Rey selbst das verächtende Narrativ der promiskuitiven Frau. Musikalisch fängt der Track als Folk-Ballade an und geht langsam in verzerrten Trap über. Erstaunlicherweise funktioniert dieser Genrebruch sehr gut. Ähnlich zweigeteilt ist Taco Truck x VB, das eine rauere Version von Venice Bitch als zweiten Teil verwendet.
Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd weist außerdem viele Features auf, mit unter anderem Jon Batiste, Bleachers (Band-Projekt von Produzent Jack Antonoff), Tommy Genesis und Father John Misty, wobei Letzterer das Highlight des Albums ist. Der gemeinsame Song Let The Light In ist ein schöner 70s Folk-Song, der passend zum anstehenden Frühlingswetter ist.
Der neuste Streich von Lana Del Rey will sehr viel sein: Sanft und melodiös, rau und experimentell. Es ist daher kein Album, was leicht zugänglich ist. Manche der 16 Songs hätten auch gestrichen werden können, ohne der Albumästhetik zu schaden. Insgesamt zeigt das Album wieder, wie vielschichtig und einzigartig die Künstlerin Lana Del Rey ist.
Lana Del Rey – Did you know that there’s a tunnel under Ocean Blvd
VÖ: 24. März 2023, Universal Music
www.lanadelrey.com
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