PROJECT WOLF HUNTING – Filmkritik


Foto-© Capelight Pictures

Verreckt ihr Bastarde!

(Park Jong-doo – Project Wolf Hunting)

Ein Sträflingstransport aus den Philippinen nach Südkorea per Frachtschiff. Angeblich handverlesene Polizisten, die völlig überfordert scheinen. Ein blutiger Ausbruchsversuch und ein noch viel blutigeres Geheimnis, tief im Inneren des Frachters.

Der Plot von Project Wolf Hunting wirkt konstruiert und erinnert an Actionspiele oder präziser an Survival Horror Spiele. Ebenso wie in diesen wird dem Plot des Films im Laufe der ziemlich genau zwei Stunden Ebene um Ebene an immer abstruserem Sci-Fi/Horror-Unterbau eingeschoben. So ergibt sich ein Gesamtkonstrukt, das in allen Aspekten der Resident Evil-Videospielserie bestens zu Gesicht gestanden hätte. Ebenso wie der Plot, passt auch die Ästhetik und der Action-Horror-Mix bestens in diesen Vergleich. Fans bekommen somit im Guten wie im Schlechten genau das, was eine Verfilmung der späteren Resident Evil Teile, so ab Code Veronica, hätte sein sollen. Nachdem Resident Evil: Welcome to RaccoonCity in 2021 also nach den sechs Teilen der Paul W.S. AndersonMilla Jovovich-Serie den Anfang des CAPCOM Klassikers spieladäquat umgesetzt hatte, können sich Fans hier anschauen, wie es weiter gehen könnte, wenn man sich konsequent an die Vorlage halten würde. Denn, wenn es eines gibt, das man Project Wolf Hunting definitiv nicht vorwerfen kann, dann ist es mangelnde Konsequenz. Vom ersten Konflikt an dreht sich eine unglaublich intensive Action- und Gewalt-Orgie immer weiter und tiefer durch den Fleischwolf. Das ist zwar irgendwann ein wenig ermüdend, bleibt aber spannend, da wirklich niemand verschont bleibt. Egal wieviel Hintergrundgeschichte eine Figur bekommen hat, wie lange wir schon darauf warten, dass die Krankenschwester nun bitte endlich ihr Oberteil auszieht oder ein krasser Gangster zeigt, was er denn nun alles drauf hat, alle – aber auch wirklich alle – werden von dem unaufhaltsamen Bösen, wenn es denn einmal entfesselt ist, in Sekunden um die Ecke gebracht. Wobei in Sekunden nur klar ist, dass sie sterben, der Prozess selbst wird in die Länge gezogen. Hier zuckten die Macher nicht mit der Wimper, es zucken lediglich die Leiber.

Laut Regisseur Hongsun Kim wurden 2,5 Tonnen Blut bei den Dreharbeiten vergossen und diese Zahl wird niemand anzweifeln, zumindest nicht nach unten. Action-Fans und Gorehounds kommen dabei gleichermaßen auf ihre Kosten, denn beides ist, wie im koreanischen Kino üblich, technisch absolut auf Hochglanz poliert. Wobei Hochglanz in diesem Fall realistische, handgemachte Blutfontänen und Effekte meint. Denn allen Videospielvergleichen im Stil zum Trotz, ist und wirkt der Film absolut handgemacht. Ähnlich wie in den späteren Resident Evil-Teilen oder auch bei Fast & Furious haben die Protagonisten dabei, mal mehr mal weniger gut erklärt, übermenschliche Fähigkeiten. Dadurch wirkt die Action stellenweise etwas wie in den aktuellen Marvel Superhelden-Epen, zwar nicht so künstlich sauber, aber ähnlich ermüdend und irgendwann ein wenig nichtssagend. Dass die Story dabei gleich als Zweiteiler angesetzt ist, passt natürlich in diesen Vergleich. Wobei das Ende dennoch befriedigend genug ist, sodass man sich Teil zwei nur geben muss, wenn man einfach Lust auf noch mehr Blutvergießen hat und das werden zumindest Genre-Fans definitiv haben.

Wir berichteten bereits im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights 2023 über den Film und verkündeten, dass Capelight es geschafft hat den Film ungeschnitten ins deutsche Kino zu retten. Somit könnt ihr euch jetzt auch außerhalb des etwas nischigen Filmfestivals von der Qualität der koreanischen Schlachtplatte überzeugen lassen. Alle, die etwas für blutiges koreanisches Action-Kino übrig haben und eine der limitierte Vorstellungen in ihren Kalender kriegen, sollten dies tun.

Project Wolf Hunting (KR 2022)
Regie: Hongsun Kim
Besetzung: Seo In-Guk, Dong-Yoon Jang, Jung So-Min, Gwi-hwa Choi, Dong-il Sung, Park Ho-San
Kinostart: 02. März 2023, Capelight Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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