ROO PANES – The Summer Isles


Foto-© Beetle Rhind

She got me a camera for Christmas
Told me I should take it to the sun
Was dreaming of a land of jacarandas
As January begun

You know that feeling when you get there in the evening
To a quiet night that’s humming with the sea
And you already hear the morning breathing
It’s waiting there for me

‘Cause we’re gonna take it to the summer isles
The summer isles, the summer isles
Where together we’ll idle away the hours
Like the untouched flowers of the summer isles

(Roo Panes – The Summer Isles (Sunrise))

Dieser Singer-Songwriter weiß genau, wie er Leute mit Schottland-Sehnsucht (also auch den Autor dieser Zeilen) kriegt. Nach dem kurzen Instrumental-Intro A Handful Of Summer, das wie sanfter Nebel über einem der zahlreichen Lochs in den Highlands aufsteigt, geht Roo Panes mit einer gefühlvollen Ode an die herbe, urwüchsige Landschaft im Norden Großbritanniens gleich in die Vollen. Etwas Saitengezirpe, eine gepfiffene Melodie und die schöne, helle Stimme des 34-jährigen Folk-Sängers und Gitarristen machen aus The Summer Isles (Sunrise) eine Gänsehaut-Ballade ersten Ranges – nicht nur für Schottland-Fans.

Das Lied über die Sommerinseln, auf denen der englische Musiker so gern in behaglicher Zweisamkeit die Zeit verbummeln möchte, ist einer der Höhepunkte des neuen Roo-Panes-Albums mit ebendiesem Titel – der Song wird als streicherverzierter Closer The Summer Isles (Sundown) später nochmal variiert. Das Video dazu lässt jeden Schottland-Kenner endgültig dahinschmelzen. Man habe es vor Ort gedreht, “an einem schönen Ort über dem Sound Of Mull”, einer Landschaft zwischen Inneren Hebriden und schottischem Festland, wie Panes erzählt. “Obwohl wir also nicht ganz oben im Norden waren, kamen wir immerhin bis zur Insel Mull – das Video und das Lied sind ein Echo dieses kleinen Abenteuers.”

Wer nun den Eindruck gewinnt, dass in diesem Review-Text ein Schottland-Romantiker aus sehr persönlichen Gründen ins Schwärmen gerät – ja, das ist so. Roo Panes bildet auf seinem vierten Album seit dem feinen Debüt Little Giant (2014) aber auch allgemeingültige Gefühle von Melancholie und Zuneigung ab, mit Liedern, die im langsamen bis mittleren Tempo stets bildreich und atmosphärisch dahinfließen.

Daher ist The Summer Isles gewiss nicht nur ein Tipp für Kenner besagter Landschaften. Denn Tracks wie das toll arrangierte Suburban Pines und Samalaman Bay, das sich in einem dezenten Bossa-Nova-Rhythmus wiegende Arcadia oder das Pianopop-Stück Remember Fall In Montreal laden auch ohne direkten Schottland-Bezug zum anregenden Kopfkino ein.

Roo Panes blickt auf eine kurze Model-Karriere zurück, etwa für die Männermodemarke Burberry – aber darüber (und über sein gutes Aussehen) sollte man ihn nicht definieren. Musikalisch erinnert der Engländer an Bon Iver, Sufjan Stevens, Villagers, Nick Mulvey oder James Yorkston (zu dessen Januar-Meisterwerk mit Nina Persson The Summer Isles nun eine prächtige Ergänzung bietet). Mit 15 mollig-warmen neuen Liedern, seinem famosen Falsett-Gesang und einer faszinierenden Gitarrentechnik muss sich Panes auch vor großen Vorbildern nicht verstecken.

Man darf gespannt sein, ob er es auch beim Konzert im Berliner Heimathafen schafft, seine Hörer so magisch wie auf Platte in schönere Welten zu entführen. Die dafür passende Jahreszeit, den Sommer, haben wir dann endlich erreicht. Die Zeit, von Sommerinseln zu träumen, glücklicherweise schon jetzt.

Roo Panes – The Summer Isles
VÖ: 24. März 2023, Leafy Outlook
www.roopanes.uk
www.facebook.com/roopanes

Roo Panes live:
15.06.23 Berlin, Heimathafen

YouTube Video

Werner Herpell

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