Foto-© Hanna Fasching
Schon seit einiger Zeit geistert das 2020 von Marco Kleebauer, selbst Multiinstrumentalist und Produzent (Leyya, Bilderbuch), mit dem Hip-Hopper Mile Lechner ins Leben gerufene und kurz darauf um Katrin Paucz ergänzte Projekt Sharktank durch die Szene – und hat sich trotz Pandemie und Co mit ihrem 2021er Debüt Get It Done zu weitaus mehr als einem Geheimtipp gemausert, wovon auch über 11 Millionen Streams zu berichten wissen! Nun steht seit heute das zweite Album Acting Funny des Wiener Trios in den Startlöchern – für uns hat das Trio ein Track by Track mit allem Wissenswerten zu den neuen Songs geschrieben!
1. Chemtrails & Paperplanes
Chemtrails & Paperplanes setzt eine Veränderung: die Band hatte zum ersten Mal einen fertigen Text vorab; der Song fungiert dabei als symbolische Analogie der veränderten Produktionsweise. Er erzählt von der wahrnehmbaren Veränderung der Welt und der Flucht in die eigene Kindheit, sucht nach einer Verbindung zum naiv Schönem, nach Leichtigkeit durch sanfte Instrumentals und Melancholie.
2. Busy & 12. Sleeping & 7. Get By
Mit Titeln wie Busy!, Sleeping oder Get by trifft Sharktank den Ton einer jungen Gegenwart: Unsicherheiten, Selbstkritik, politische und soziale Umbrüche, ein Kampf und Streben nach Individualismus gegenüber der vertrauten Wehmut nach Geborgenheit. „Got a new dream / and it”s just like a hoop dream / Switching channels for new scenes“ (Get by). „ I”ve been sleeping / Dreaming / Crawling / Creeping.“ (Sleeping). Uff. We feel heard!
3. Never Ever Ever
In Never Ever Ever war das Wechseln des Genres, das auch beim Zuhören Rollenspiele spielt, meint Katrin, ihr intuitives Gefühl: „Weiß nicht, was mich da geritten hat, ich wollte einfach einen super poppingen Pop-Song schreiben und in eine neue Rolle schlüpfen“. Nicht nur die textliche Ebene hat Vibe-Potential, die melodischen Drum Beats und instrumentalen Passagen, unterbrochen von Miles rauem, getakteten Rap animieren zum Replay, Replay, Replay: „Can control myself / But the way you make me feel / Has got me losing it“.
4. 10:07 + 5. Daisies
Das 15 sekündige Intro in Daisies lässt eine:n rücklings in die Wiese fallen, wenn Synthie-Sounds von Drums unterbrochen werden, um sich gleich darauf zu vereinen und das Gefühl von zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein noch einmal inhaltlich unterstrichen wird „You don’t have to take care of me / Doing pretty good on my own“.
6. Bubblegum
Mile schließt durch das ganze Album stilistisch an Gedanken des Conscious Hip Hop an, spricht explizit von Minderheitsmissständen (HAPPY) und auch in Bubblegum beschäftigt die Band sich auf einer sehr ehrlichen Ebene mit inneren Vorgängen.
9. Acting Funny
Acting Funny als namengebendem Titel markiert einen Punkt, der musikalisch, wie auch inhaltlich den Moment einer Realisation abzeichnet. „Maybe I don’t want it / I’m just acting funny / different story / you don’t have to worry“. Langsame Drums und verzerrte Voice-Sounds vermitteln das Gefühl einer (vielleicht manchmal etwas schmerzhaften) Einsicht.
10. Guapo
Nur gut, dass Guapo eine:n wieder auffängt und mit neuem Elan und Motivation weiter voran-trägt. Elektro Sounds klopfen an den Schläfen, wecken den neuen Tag.
11. H-A-P-P-Y
Dass mentale Zustände keine gerade Konstante abzeichnen, sehen Mile, Katrin und Marco als gegebene Tatsache, kritisieren die gegenwärtige Happy-Culture und setzen Good-Vibes-Only Vertreter:innen Privilegien- und Minderheitenwahrheiten gegenüber: „Still all the bricks I move are chop-stick tofu shashliks“ (HAPPY!). Die Sharktank Linie schlägt dabei deutlich durch, packt jedoch neben der Rock-Attitüde einige neue Elemente mit in den Guss.
13. Shame
Auch in Shame finden zwischen Drum-lastigen Beats ungewohnt berührende Transitions statt, die fast an Trance erinnern und den namengebenden Titel mit aufgestellten Haaren auf der eigenen Haut zurücklassen. „Wie fühlt man sich als strange Person?“, fragt sich Mile retrospektiv, worauf der Track im letzten Drittel musikalisch zu antworten scheint und Zeit und Raum verzerrt vereinnahmen.
14. Out of Luck
Out of Luck schließt das Album und rekapituliert noch einmal gekonnt die ganze Bandbreite an musikalischem Gespür: Elektro Sounds, die an die 90er erinnern mit einer reduzierten, aber klaren Bass-Line werden übereinander gelagerte Vocals gegenübergesetzt. Die Bridge verstummt auf instrumentaler Ebene beinahe und untermalt mit Klavier-Chords und Vocals das intuitive Treiben der Band; holt alles aus dem Petto. Und dann gibt es da natürlich auch noch die reflektieren Interludes des personifizierten Albums..