TRIANGLE OF SADNESS – Filmkritik


Foto-© Fredrik Wenzel / Alamode Film

Can you relax your triangle of sadness?

(Casting Jury Mitglied – Triangle of Sadness)

Eine schicksalhafte Kreuzfahrt auf einer Luxusyacht befördert das junge Pärchen Yaya (Charlbi Dean) und Carl (Harris Dickinson) aus ihrem ohnehin schon luxuriösen Alltag – er ist ein Supermodel, sie eine populäre Influencerin – in die obszöne Welt der Superreichen, um sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

In Triangle of Sadness zieht sich Trinität in unterschiedlichen Auslegungen und Darstellungen durch den Verlauf des Filmes. Von der Unterteilung in Kapitel, der Struktur einer Dreiklassengesellschaft, der Verknüpfung von Schönheit, Geld und Macht bis hin zur Dreiecksbeziehung. Auch wenn Carl gleich zu Beginn nahegelegt wird, seine Sorgenfalte zu entspannen, die Sorgenfalte des Zuschauers nimmt von Kapitel zu Kapitel eine tiefgehende Dreiecksform an. Und das in gemäßigter Geschwindigkeit, denn auch der Regisseur hat keine Eile die Handlung des voranzutreiben, schließlich befinden wir uns auf einer Kreuzfahrt.

Im ersten Kapitel wird uns das Pärchen vorgestellt: Carl, das männliche Model, das selbst ob der Teilnahme an einer äußerst erfolgreichen globalen Werbekampagne nicht besonders profiliert zu sein scheint, und Yaya, die als Influencerin für Modelshows gebucht wird. Beide sind jung und wunderschön und in ihrer passiv-aggressiven Art der Kommunikation miteinander der erste Test für die Zuschauerschaft. Sie stellen ein Konzept der heutigen Selbstinszenierung in sozialen Netzwerken da: anstatt Dinge, wie Essen und Urlaube, vollends und aufrichtig zu genießen, machen sie tausend Selfies und Videos von sich, um die Aufmerksamkeit, die ihnen durch Likes, Posts und Re-Posts entgegengebracht wird, zu instrumentalisieren.

Im zweiten Kapitel wird dem Publikum bewusst, dass Yaya und Carl im Vergleich zu den superreichen und schon in die Jahre gekommenen Kreuzfahrtgästen, noch recht harmlos sind. Ein russischer Großmagnat (Zlatko Buric, der auch bereits in Roland Emmerichs 2012 einen reichen Großmagnaten spielen durfte) lässt sich, trotz Überfluss an unzähligen und seltenen Köstlichkeiten per Hubschrauber drei Gläser Nutella einfliegen, die er beim Frühstück nicht eines Blickes würdigt. Und ab da beginnt die satirische Auseinandersetzung mit der Welt der „Schönen und Reichen“. Die in keinem wirklichen Höhepunkt kulminiert, denn dafür holt Regisseur Ruben Östlund viel zu sehr aus und kaut jeden noch so zynischen Kommentar so oft durch, dass sich das anfängliche Lachen in Fremdscham wandelt, das kaum zu ertragen ist. Dabei wirken alle Passagiere und auch die Besatzung der Yacht albern in ihrem Gebaren und Äußerungen. Und man fühlt tatsächlich auch ein wenig mit den Schönen und Reichen, die auch einsam oder eifersüchtig sein können und ihre eigenen Makel und Marotten haben.
Bis das dritte Kapitel mit einer fieberhaften Sequenz, die an den Kräften der Zuschauer zerrt, eingeläutet wird und ein Machtwechsel stattfindet.

Triangle of Sadness ist eine bittere und hämische Satire, die Ungerechtigkeit, Oberflächlichkeit und den Wert von Menschen in den Mittelpunkt stellt. Es werden die Mechanismen, nach denen Geld, Macht und Autorität verteilt wird, zwar ausführlich erläutert, doch nicht entschleiert. Ob und wie der Zusammenhang und die Beziehungsgeflechte rund um Geld, Schönheit und soziale Abhängigkeiten angeprangert werden kann, ist auch nach dieser Odyssee jedem selbst überlassen. Je nach Empathie Level wird diese Reise für euch sehr lustig oder schwer zu ertragen sein, ebenso wie der Genuss einer Kreuzfahrt im Zweifel davon abhängt, wie seetauglich ihr seid. Beides kann und will der Film sein, nur wird ihm bei den wenigsten Zuschauern beides gelingen. Eine allumfassende Maxime sollte sich jedoch auch nach dieser Sichtung verfestigen: wie wichtig der höfliche Umgang mit Servicepersonal sein kann.

Triangle of Sadness (2022 SWE, UK, USA, FRA, GRE)
Regie: Ruben Östlund
Darsteller: Charlbi Dean Kriek, Harris Dickinson, Dolly de Leon, Woody Harrelson, Zlatko Buric, Sunnyi Melles, Iris Berben
Heimkino-VÖ: 24. März 2023, Alamode Filmdistribution oHG

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Helena Barth

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