DAUGHTER – Stereo Mind Game


Foto-© Marika Kochiashvili

I seem to burn straight through
I think I’ve lost my head
I’m tryna keep my cool
My friends are vanishing
I fear the time wipe out
For fear that I’d forget
The worst night of my life
Or even worse, the best.
You seem disappointed that your stories got lost
Down a hole in the back of my head
All the infinite speaking and the secrets you told
Well, I swallowed them all, then I crunched the ice.

(Daughter – Party)

Daughter gehen unter die Haut. Präzise und sanft, aber unaufhaltbar beschwören sie Gefühle und Momente herauf die man im Kopf vergraben hatte. Wie in Trance nimmt man die immer dichter werdende Melodie wahr, bis ein gezielter Drum Einsatz einen in die Realität zurückholt. Der besondere Sound der dreiköpfigen Band, bestehend aus Elena Tonra (Vocals), Igor Haefeli (Gitarre) und Remi Aguilella (Drums), ist herzzerreißend eindringlich. Neben den grandiosen Drums leben die Songs von verträumter Gitarre, zärtlichen Melodien und atmosphärischen Vocals. Nach einer Durststrecke von sechs Jahren meldet sich die britische Band mit Stereo Mind Game endlich zurück.

Stereo Mind Game setzt sich mit dem Gefühl auseinander von geliebten Menschen getrennt zu sein und dem Versuch an Erinnerungen festzuhalten, um mit der Trauer umzugehen. Uns erwartet ein etwas erhebenderes Album als man es vielleicht von der Beschreibung erwartet. Das sphärische Intro des Albums geht in den treibenden Song Be On Your Way über. Die hallende Gitarre, Drums und Vocals werden von Streichern und zähen, dunklen Synths zum Höhepunkt getragen. Es folgt Party, ein Song auf den Elena Tonra besonders stolz ist, denn er setzt sich mit dem Moment auseinander, indem sie entschied keinen Alkohol mehr zu trinken. Der etwas rockige Track berührt mit zur perfekten Zeit einsetzendem Hall in den Vocals, bis sie endgültig mit der Melodie verschmilzt. Neptune klingt wie ein alter Song der Band. Er ist einsam, minimalistisch und doch raumfüllend. Was auf früheren Alben einsam geblieben wäre, wird hier von einem Chor aufgefangen, der Tonra an die Hand nimmt.

Auf Swim Back befeuern die Drums während die Synths etwas futuristisch, fast galaktisch klingen und das Lied mit Hoffnung füllen. Future Lover ist ein kraftvolles und melancholisches Stück. Die sanfte Gitarrenbegleitung und das zurückhaltende Schlagzeug bilden eine zurückhaltende Kulisse für die eindringliche Stimme, die über den Wunsch nach einem zukünftigen Geliebten singt. Doch im Verlauf des Liedes wird klar, dass es um mehr geht als nur um Romantik. Die Texte zeichnen ein Bild von der emotionalen Belastung, die durch die Suche nach Liebe und Zuneigung entstehen kann, und von der Angst, verletzt zu werden. Intensiv wird es auch bei To Rage. Tonras Stimme steigt und fällt, schwillt an und bricht dann wieder zusammen, und stellt ihre Verzweiflung und Einsamkeit dar. Zu Ende geht das Album mit Wish I Could Cross The Sea. Das Lied erzählt von der unerfüllten Sehnsucht nach Freiheit. Es wird von einer subtilen elektronischen Note durchzogen, die einen faszinierenden Klangteppich erzeugt.

Die Songs auf dem Album sind introspektiv und reflektierend, aber dennoch erfüllt von einer subtilen Energie, die durchdringt und mitreißt. Daughter haben sich in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Indie-Acts entwickelt und ihre Musik hat eine riesige Fangemeinde auf der ganzen Welt gefunden. Ihre einzigartige und eindringlichen Musik hinterlässt einen melancholischen Geschmack. Aber Melancholie muss nicht immer negativ wahrgenommen werden. Melancholie kann auch dazu führen, dass man eine tiefere Verbindung zu sich selbst, zur Welt und zu anderen Menschen aufbaut und genau so hören sich Daughter auch an.

Daughter – Stereo Mind Game
VÖ: 7. April 2023, 4AD
www.ohdaughter.com
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Lea Kleisinger

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