Foto-© Stephan Vanfleteren
Well I know
Nights are hard
Suddenly a thought
Swing you back to the start
Suddenly I go
Well you know where we’ve been
All dressed up for some meaning within
But we lived through those nights
Someday I’ll remember
How to disappear
Looking for love
We are tied to the wind
And everything just blow
Oh these humbling old wings
Suddenly we’re gone
And you know what we’ve seen
Traveling for arrival within
But we live through the flights
Someday I’ll remember
How we disappeared
Looking for love
(The Tallest Man On Earth – Looking For Love)
Seine Konzerte sind Kult – und das nicht nur weil Kristian Matsson alias The Tallest Man On Earth tolle Musik macht, sondern weil er zugleich ein brillanter Performer ist. Auf der Bühne geht der Schwede aus sich heraus wie kaum ein anderer Singer-Songwriter – von wegen stiller Mann mit Klampfe und traurigen Liedern… “Jeden Zentimeter seines langen Gitarrenkabels nutzend, um über die Bühne zu wandern, umherhüpfend, sich duckend, sich streckend, mit den Hüften zuckend, kurz hockend und bibbernd”, so beschrieb die New York Times einen Auftritt des “größten Mannes der Welt” (der in Wirklichkeit von eher kompakter Statur ist). Der Schreiber dieser Zeilen kann diese Beschreibung nach einem zappelig-ekstatischen Berlin-Gig im Vorjahr hundertprozentig bestätigen.
Matssons folkige Alben und intensive Konzerte waren bisher weitgehend Solo-Angelegenheiten, so erwarb er sich den Ruf, ein skandinavischer Bob Dylan zu sein. Und doch hatten viele seiner Fans (und es sind sehr viele inzwischen) auf eine Platte gehofft, wie sie The Tallest Man On Earth jetzt mit Henry St. vorlegt – ein Band-Album also, mit dem er seinen guten Ruf gerade auch in der amerikanischen Musikszene voll nutzt. “Meine ganze Karriere lang war ich ein Do-it-Yourself-Mensch, meist angetrieben von dem Gefühl, dass ich nicht wusste, was ich tat, also habe ich einfach alles selbst gemacht”, sagt der Musiker, der in Kürze 40 wird, mit der ihm eigenen Selbstironie. Nach den langen Monaten der Pandemie, die er in Schweden verbrachte, sehnte sich Matsson aber “nach der Energie, die nur freigesetzt werden kann, wenn man mit anderen zusammen etwas schafft”, schreibt sein Label ANTI-.
Nick Sanborn (Sylvan Esso) produzierte das sechste TTMOE-Album. Ryan Gustafson an Gitarre, Lap Steel und Ukulele, TJ Maiani am Schlagzeug, CJ Camerieri an Trompete und Waldhorn, Phil Cook an Klavier und Orgel sowie Rob Moose und Adam Schatz polsterten die elf Matsson-Lieder wunderbar warm und üppig aus. “Sie öffneten alles und verstanden, was die Songs, die ich geschrieben hatte, brauchten: Klänge, die ich mir niemals hätte ausdenken oder selbst kreieren können”, freut sich der Frontmann. “Wir nahmen viele der Songs live im Studio auf, spielten, hatten Spaß und waren wirklich offen miteinander.” Und das kann man wirklich zu jeder Sekunde dieser prächtigen Platte hören.
Die opulentere Ausrichtung seiner Musik ermöglicht es Matsson nun auf Henry St., seiner zuletzt etwas statischen Dylan-Fixierung elegant zu entkommen. Der Titelsong und Goodbye (Goodbye Lonesome) etwa erinnern eher an Bright Eyes oder Villagers, andere Tracks an Van Morrison oder Glen Hansard. Durchgehend bestätigt The Tallest Man On Earth aber auch, dass er ein Händchen für einprägsame, zeitlos schöne Melodien hat – ob nun solo oder im Band-Kontext. Man darf gespannt sein, wie er das neue Album und die kultigen älteren Lieder in Kürze bei drei Konzerten in Deutschland präsentiert. Beim Münchner Auftritt am 30. April begeht er seinen runden Geburtstag – die Fans werden den Sympathieträger zu feiern wissen, und er wird die Begeisterung euphorisch zurückzahlen.
The Tallest Man On Earth – Henry St.
VÖ: 14. April 2023, ANTI-
www.thetallestmanonearth.com
www.facebook.com/thetallestmanonearthofficial
The Tallest Man On Earth Tour:
30.04.23 München, Freiheitshalle
01.05.23 Berlin, Metropol
02.05.23 Hamburg, Uebel & Gefahlrlich