THE WHALE – Filmkritik


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Ich glaube nicht, dass irgendjemand irgendjemanden retten kann.

(Liz – The Whale)

Charlie (Brendan Fraser) lebt alleine, von der Welt zurückgezogen. Er wiegt mehr als 300 kg und ist kurz davor, an kongestivem Herzversagen zu sterben. Krankenschwester Liz (Hong Chau) schaut in ihrer Freizeit nach ihm. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als das langsame Versagen von Charlies Körper zu messen, während sie ihn in seinen letzten Tagen begleitet.

Samuel D. Hunter hat sein eigenes Theaterstück adaptiert und geschrieben, was er kennt: Literaturanalyse auf Oberstufenniveau, destruktive Religiosität und die oft daher rührenden Essstörungen, und Homophobie in einer amerikanischen Kleinstadt und was daraus resultieren kann – von Gesellschaft, voneinander und von sich selbst entfremdete Menschen. Dabei ist die Art von krankhaftem Suchtverhalten irrelevant. Zu akzeptieren, dass Mitmenschen Probleme haben, bei denen man nicht helfen kann, braucht Überwindung, insbesondere wenn sie sich nicht helfen lassen wollen. Palliative Pflege eigener Angehöriger und Pflege im Allgemeinen, zehrt an der Substanz. Man kann Liz nicht vorwerfen, dass sie Charlies selbstzerstörerisches Verhalten unterstützt. Zum Gegensteuern ist es längst zu spät. Es bleibt nur, aus der Zeit, die bleibt, das Beste zu machen, um die Mauern, die gesellschaftliche Normen und die wir zum Selbstschutz aufbauen, einzureißen und uns selbst und anderen die Erlaubnis zu geben, aufeinander einzugehen, so wie wir sind, anstatt in unseren Köpfen mit ihnen zu hadern und für uns zu behalten, was wir denken und fühlen. Gerade bei Übergewicht fällt es schwer, sich mit (Vor-)Urteilen zurückzuhalten. Die Parabeln aus Moby Dick und der Bibelgeschichte vom Wal und Joseph, die zugegebenerweise etwas zu dick und plakativ aufgetragen werden, stören unter Umständen. Für meinen Teil habe ich sie Charlies Weltanschauung zugeschrieben und fand, dass sie für meinen Zugang zu Hunters Kernaussagen nicht ausschlaggebend waren.

Hunter war jeden Tag am Set und hat vor allem darauf geachtet, dass der Humor nicht zu kurz kommt. Denn in solchen Situationen überlebt man ohne Humor schlecht. Darren Aronofsky (Regie) war an Stellen höchstens bei der Musik etwas zu manipulativ und bei der Inszenierung von Charlies Körper etwas zu sensationslustig. Ansonsten scheint er Hunters Vision und den schauspielerischen Darbietungen allen Raum gegeben zu haben. Die Balance zwischen einfühlsamer Behutsamkeit und unangenehmer Ehrlichkeit ist gelungen. Vor allem Brendan Frasers Darbietung ist über alle Kritik erhaben.

The Whale (USA 2022)
Regie: Darren Aronofsky
Besetzung: Brendan Fraser, Hong Chau, Sadie Sink, Ty Simpkins, Samantha Morton
Kinostart: 27. April 2023, Plaion Pictures

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