ROSKILDE FESTIVAL – Blick gen Norden

Foto-© Mia Dernoff

Das Wetter wird zunehmend besser und so langsam lichten sich die Konzertclubshows. Nach ersten dezentralen Clubfestivals (ESNS, popsalon, c/o pop oder dem Great Escape Festival in Brighton) beginnt spätestens mit dem Orange Blossom Special und dem Immergut Festival am Pfingstwochenende die Festival Outdoorsaison.

Grund genug einen Blick auf die Highlights des diesjährigen Festivalsommers zu werfen und zu schauen, was uns wo diesen Sommer so alles erwartet,

Unseren erster Blick richten wir gen Norden, nach Dänemark, wo vom 24. Juni bis zum 1. Juli das Roskilde Festival zum mittlerweile 51. Mal steigt. Roskilde liegt gute 35 km von Kopenhagen entfernt. Kopenhagen ist für uns gentrifizierte Mitteleuropäer schon länger das Epizentrum des guten Geschmacks und der entspannte Leute. Wenn für sie das Roskilde das ultimative Jahresereignis ist, wie muss es dann für uns erst sein?

Das Festival ist bequem per ÖPNV zu erreichen, die Bahn fährt bis zum Festivalgelände. Aber nicht nur bei der Anfahrt, nimmt das Roskilde Festival den Gedanken der Nachhaltigkeit ernst. 90% der Essensstände servieren Bio-Kost und bis 2028 wird das Festival zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Das Festival ist komplett Non-Profit, gut 30.000 freiwillige HelferInnen helfen mit. Diese Zahl liest sich vollkommen surreal. Mehr freiwillige HelferInnen als viele andere Festivals BesucherInnen haben. Etwa jede vierte Person auf dem Rosklide, trägt selbst zum Gelingen des Festivals durch praktische Mithilfe bei. Hier funktioniert bestens, was in vielen anderen Teilen unserer Gesellschaft leider Utopie bleibt: das Festival ist losgekoppelt von Wachstums- und Profitideologie. Ziel allen Strebens ist das Festival selbst und zwar in bestmöglicher, sich immer wieder hinterfragender, neuer Form. Erwirtschaftete Profite werden von der Roskilde Festival Charity Society an kulturelle und humanitäre Einrichtungen gespendet. Alleine das Dasein, Mitfeiern tut damit schon schon Gutes.

Weder Aftermovie oder Werbung können den Spirit des Festivals erklären. Vielleicht ist aber auch genau das, das Besondere am Rosklide. Es ist riesig und trotzdem intim. Es kann große Namen wie Neuentdeckungen. Und über allem steht ein Spirit des Umschwungs, der Utopie eines entspannteren Umgangs miteinander und der Möglichkeit einer besseren, gerechteren und lebenswerteren Welt.

Da das Festival wirklich unabhängig agiert, finden sich auf dem Rosklide oftmals andere Headliner und ein weitaus diverseres, abwechslungsreicheres Programm als auf den anderen europäischen Festivals vergleichbarer Größe.
 Auch wenn hier Jahr für Jahr große Namen im Line Up zu finden sind, ist der Anspruch des Festivals einzigartige, besondere Konzertmomente zu kreieren. Auch die Bands wissen um die Besonderheit des Ortes, die Magie der Interaktion zwischen KünstlerIn und Publikum und die Wertschätzung seitens des Bookings. So gibt es keine Slots unter einer Stunde und es gab/gibt immer wieder Auftritte in einer Länge, wie sie sonst nicht zu finden sind. Once in a Lifetime-Momente garantierend.

Auch dieses Jahr stolpern wir wieder über ein unheimliches diverses, herausforderndes Line Up. Im Vergleich zum Booking der großen deutschen Festivals erblicken wir kaum alte weiße Männer. Überhaupt erblicken wir andere Namen als im Einheitsbrei vieler anderer großen Festivals und ganz viele uns noch unbekannte Namen.

Dementsprechend verzichten wir auch bei unserem kleinen Blick auf das diesjährige Roskilde Festival auf Name Droping, wenngleich mittlerweile bereits das komplette Line Up steht. Vielleicht widmen wir uns kurz vorm Festivalbeginn nochmals einem Bericht zu unserem subjektiven musikalischen Highlights. Bis dahin kultivieren wir aber unsere Vorfreude – und verweisen auf das Festival-Poster!

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Stephan Strache

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