Foto-© Ebru Yildiz
Irgendwo las ich einmal, das Maifeld Derby sei das Festival für Menschen, die keine Festivals mögen. Dem Satz ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Festivals sind für mich immer Substitution von Clubkonzerten. Unabhängig wie angenehm kuratiert und gestaltet, irgendwann setzt im Laufe des Festivalwochenendes immer eine Reizüberflutung ein. Aber der Mensch ist und bleibt Verdrängungswesen. Spätestens eine Woche später, sehnt man sich dann auch nach dem jeweiligen Festival zurück.
Große Ausnahme davon ist das Maifeld Derby. Auch wenn auch das Wochenende auf dem Mannheimer Maimarkt irgendwann in einer Reizüberflutung gipfelt. Vor allem Dank des Jahr für Jahr spannenden, wie vor allem unheimlich gut kuratierten Line Ups. Das Programm ist dabei so gestaltet, dass es möglichst wenig Überschneidungen gibt. Ist man trotzdem einmal nicht pünktlich da, so sind die BesucherInnen so entspannt und zuvorkommend, dass man auch immer noch während des Sets entspannt und stressfrei seinen Platz findet.
Zeitgleich bietet das Festival aber immer Orte zum Durchatmen, Auftanken und Entspannen: allen voran der wunderschöne wie legendäre Parcours d’Amour. Glückseliger geht kaum. Als Festivalgelände dient der Maimarkt, das Mannheimer Reitstadion. Es gibt vier Bühnen: das Palastzelt, die Open Air Bühne, das Hüttenzelt und den bereits erwähnten Parcours d’Amour. Und auch wenn es dieses Jahr – wenn überhaupt, dann am ehesten auf der Suche nach Schatten – tangieren mag: drei der vier Bühnen sind für das Publikum überdacht. Aber nicht nur das Musikprogramm ist mit Liebe und Kompetenz gestaltet: auch das kulinarische Angebot hebt sich angenehm vom Festival Einheitsbrei ab.
Nun aber noch ein kleiner Blick aufs Booking: Das Line Up unterscheidet sich immer vom Einheitsbrei des Großteil der deutschen Festivallandschaft. Es zeigt, was Möglich ist, wenn nicht nur primär nach großen Namen gebucht wird. Demnach trifft es auf das Maifeld Derby noch mehr als auf andere Festivals zu: lasst euch treiben und es kann nichts schiefgehen. Der Freitag startet so entspannt ins Festival mit Say She She und den großartigen Los Bitchos. Sevadaliza lässt nochmals durchatmen, ehe es bei Surf Curse, Death Grips oder Kerala Dust nochmals wilder wird. Über dem allen thront freitags aber Bat For Lashes, ehe es zum Ausklang mit Overmono, Nand und Temmis noch tanzbar wird.
Samstag gibt es dann auch die einzige Überschneidung im diesjährigen Programm, die einem richtig Bauschmerzen bereitetn könnte: Phoenix und The Haunted Youth. Phoenix gehen eigentlich immer während The Haunted Youth so etwas wie die Entdeckung der c/o pop waren. Sie spielten im Bumann und Sohn ein Set, in dem man sich vollkommen verlieren konnte. Es bleibt also nur die Lösung des Zweiteilens. Wahrlich absolute Luxusprobleme. Über Warpaint sind keine große Worten mehr notwendig. Einfach nur großartig. Zwischendurch dann auch Abriss und Eskalation: ob nun bei Pisse, Noga Erez oder den Viagra Boys, bei der einzigen diesjährigen Deutschland-Show der Band, sowie Verlieren bei Hope und PVA.
Highlight eines highlightreichen Musikwochenendes bleibt aber das Finale am Sonntag: Indigo Sparke, Jungstötter und Florist auf dem Parcours d’Amour. Ich sehe mich jetzt schon glückselig und mit Gänsehaut dort sitzend. Aber auch die beiden großen Bühnen stehen dem um nichts nach: Dillon, Sorry, Baxter Dury, Ekkstacy, M83, Tamino und Interpol. Einfach nur großartig…Zum Glück bleiben noch ein paar Tage zum Vorfreude kultivieren und den eigenen Timetable auszuarbeiten!
12. Maifeld Derby
16. – 18. Juni @ Am MVV Reitstadion / Maimarktgelände, Mannheim
Line-Up: Phoenix, Interpol, Loyle Carner, M83, Warpaint, Death Grips, Viagra Boys, Tamino, Sevdaliza, Overmono, Noga Erez, Baxter Dury, Ekkstacy, Surf Curse, Dillon, Los Bitchos, PVA, Sinkane, Nand, Pisse, Sorry, Fulu Miziki, Jungstötter, Say She She, Florist, Caroline Rose, Cumgirl8, Indigo Sparke, Leya, The Haunted Youth, Jack Botts, Zulu, Sorcha Richardson, Ditz, Lime Garden, Glass Beams, Deki Alem, Erregung Öffentlicher Erregung, Fagelle, Sophia Blenda, Uche Yara, Mandy, Indiana, Indiana, Hope, Temmis, Jealous, Mitsune, Nichtseattle, Rolf Blumig, Agat, Das Sterben UVM.
Tickets gibt es hier!