M. WARD – Supernatural Thing


Foto-© Sanne Ahremark

Remember running with a homemade transistor into the nowhere of the night
And picking up transmissions in a code from a host of foreign satellites
It said “teach a kid guitar he’ll be broke for the rest of his life
But too young to die

I first heard that from an old guy
I’m too young to die
It is spray-painted on the half-pipe
Too young to die

Sailing sometimes failing that’s the only way, the only way to fly
Crying sometimes wailing, that’s the only way that we learn how to try
With my face down in the mat, the champ says, are you too old to fight?
Or too young to die?”

First heard that from an old guy
I’m too young to die
Cacti blooming up the hillside
Too young to die

(M. Ward feat. First Aid Kit – Too Young To Die)

Er ist der wohl kauzigste unter den bedeutenden US-amerikanischen Singer-Songwritern der vergangenen 20 Jahre, dieser Matthew Stephen Ward, der sich als Künstler mit dem abgekürzten Namen M. Ward begnügt. Und er zählt zu den unverwechselbarsten Musikern dieser Folkrocker-Generation um die 50, zu denen auch Jeff Tweedy (Wilco), Joey Burns (Calexico) oder Jim James (My Morning Jacket) gehören. Seine etwas heisere, dabei aber warme, freundliche Stimme und seine mit Fifties/Sixties-Patina versehenen Lieder klingen auch auf dem neuen Album Supernatural Thing wieder wunderbar eigen.

Am besten hatte der herausragende Gitarrist und mehr als nur solide Sänger aus Portland/Oregon die für ihn typische Mixtur aus Old-Time-Folk, Blues, rumpeligem Rock und herrlich traumverlorenen Balladen auf dem Album Hold Time (2009) hingekriegt. Aber auch die jüngeren Werke (Migration Stories und die Billie-Holiday-Hommage Think Of Spring, beide von 2020) waren hörenswert. Verglichen mit diesen Vorgängern blickt die aktuelle Platte “ein bisschen mehr nach draußen”, sagt Ward im Interview in Berlin. “Wenn ich Supernatural Thing vergleichen sollte, dann mit Transistor Radio (von 2005). Es ging und geht nun wieder darum, eine Erinnerung in ein Album zu verwandeln – von meinem ersten Kontakt mit dem Radio und diesem Gefühl eines Mysteriums dahinter. Das ist für mich auf ewig inspirierend.”

Supernatural Thing ist also eine Hommage an Wards eigene “ganz frühe Faszination durch das Radio”. Dazu gehört vermutlich auch die Begegnung mit Elvis Presley, dem mit dem Titelstück sogar ein Lied gewidmet ist. “Dieser Song ergab sich durch einen Traum, dass ich Elvis treffe, direkt nach meiner ersten Anti-Covid-Impfung”, erzählt Ward. “Das Gefühl, wieder reisen zu können, war so euphorisch. Und es war ein euphorischer Traum, den ich direkt in einen Song verwandelte, in dem Elvis zu mir sagt: ‘You can go anywhere You please’. Es dauerte nur 30 Minuten, das Lied zu schreiben.”

Die Kooperation mit dem schwedischen Schwestern-Duo First Aid Kit im Song Too Young To Die ist besonders gelungen, aber auch das gemeinsame Engine 5 kann sich hören lassen. “Sie haben diese Lieder auf ein anderes Level gebracht. Ich will auf jeden Fall nochmal mit ihnen zusammenarbeiten”, sagt Ward, der im Gespräch ohnehin äußerst bescheiden wirkt beziehungsweise voll des Lobes ist über seine prominenten Partner wie Pianist Gabriel Kahane, Neko Case, Jim James, Scott McMicken von Dr. Dog und Shovels & Rope.

Matt Ward hat seinem seit gut 20 Jahren stetig ausgebauten Soloalben-Katalog mit Supernatural Thing also ein weiteres Juwel hinzugefügt. Auch diese Platte wird aber vermutlich irgendwo in der Folkrock- oder Singer-Songwriter-Nische stecken bleiben. Richtig Geld verdient der Musiker dagegen im Pop-Duo She & Him mit der Schauspielerin Zooey Deschanel. “Es ist möglich, auf beiden Feldern gleichzeitig unterwegs zu sein”, betont Ward. “Ich liebe das, was Zooey macht – sie ist eine unglaubliche Sängerin und eine goße Songwriterin, aber für uns beide ist das Projekt kein Fulltime-Job. Das ist auch der Schlüssel zu seiner Langlebigkeit. (…) Zugleich ist es für mich auch mal nett, nicht auf dem Fahrersitz zu sein.”

Von einem möglichen Solo-Weltruhm hält M. Ward sowieso nichts, wie er im Berliner Gespräch glaubwürdig versichert. “Das war nie meine Absicht. Ich habe nichts gegen das gelegentliche Rampenlicht, will aber darin nicht auf Dauer leben.” Mit tollen Alben wie Supernatural Thing wird der Folk-Kauz dafür weiterhin eine vielleicht kleine, aber treue Fan-Gemeinde glücklich machen.

M. Ward – Supernatural Thing
VÖ: 23. Juni 2023, Anti- Records
www.mwardmusic.com
www.facebook.com/mwardmusic

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Werner Herpell

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