TALK TO ME – Filmkritik


Foto-© capelight pitctures

What if we opened the door, but we didn’t shut it?

(Mia – Talk To Me)

Eine Gruppe von jungen Freunden entdeckt eine einbalsamierte Hand, mit der man Geister beschwören kann. Schnell etablieren sich feste Regeln, wie die Beschwörung scheinbar gefahrlos durchgeführt werden kann und ebenso schnell etabliert sich das Prozedere als ekstatischer Höhepunkt ihrer Partys. Doch wie mit den meisten Rauschmitteln kommt auch dieses mit Nebenwirkungen und Gefahren und schnell treiben es die jungen Menschen so weit, dass die Grenzen zwischen den Welten gefährlich zu verschmelzen scheinen…

Talk To Me lief schon im April auf dem Fantasy Filmfest (wir berichteten), ist uns damals jedoch, Schande über unser Haupt, leider durchgerutscht. Über das hiesige Genre-Label capelight pictures, das sich langsam als feste Instanz des Horrorfilms etablieren, kommt er nun jedoch ganze regulär in die Kinos und das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Auch wenn der Plot abgedroschen klingen mag, so naturalistisch und vor allem realistisch wurde die Thematik selten bis nie umgesetzt. Völlig ohne einen erhobenen Zeigefinger wird sehr nachvollziehbar nachgezeichnet, wie die jungen Menschen mit dem Fantastischen umgehen und ihm verfallen. Vom Partyexzess bis hin zu den unvermeidlichen Handy- und Social Media-Kommentaren. Ein filmisches Monument, wie ihn sich frühere Generationen von Horrorfans gewünscht, aber selten bekommen haben und ein klares Zeichen dafür, wie erwachsen das Genre ist. Seine Rohheit und Authentizität ist dabei sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich um das Spielfilmregiedebüt der Philippou Brüder handelt. Im Filmbusiness war Danny und Michael Philippou bisher wichtigster Credit, Teil der erweiterten Crew (Elektrik & Co.) bei dem neuseeländischen Ausnahme-Horrorfilm The Babadook gewesen zu sein. Bekannt sind sie denn auch eher für ihren anarchischen und sehr erfolgreichen YouTube Filmspoof Kanal RackaRacka, der für Filmfans definitiv einen Blick wert ist. Es ist sicher vermessen aus diesen Karriere-Etappen eine klare Linie von viel gemeinsamen Experimentieren über ein gutes Gespür für junge Darsteller und Jugendkultur bis hin zum Horrorfilm zu zeichnen, aber all das steckt definitiv in Talk to Me.

Besonders, wenn man dem japanischen Gedanken nachgeht, dass Horror bzw. Gänsehaut für Abkühlung sorgt, der perfekte Film für den Sommer. So sollte jeder, der diesen Sommer noch nicht genug von Geistern und Horror hat, definitiv ins Kino gehen. Auch wenn ob der Qualität des Films auch hier Suchtpotential besteht, ist es definitiv sicherer als eine Séance und für die Abkühlung sorgt vielleicht ja auch schon die Klimaanlage des Lichtspielhauses.

Talk To Me (AU 2022)
Regie: Danny Philippou, Michael Philippou
Besetzung: Sophie Wilde, Joe Bird, Alexandra Jensen, Otis Dhanji, Miranda Otto, Marcus Johnson, Zoe Terakes, Alexandria Steffensen
Kinostart: 27. Juli 2023, capelight pictures

YouTube video

Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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