Foto-© Alexa Viscius
Will Butler bleibt nach seinem Ausstieg bei Arcade Fire weiterhin umtriebig und präsentiert nun ein neues Projekt, in Form eines Kollaborationsalbums mit Sister Squares, einer Gruppe, die sich aus Miles Francis, Julie Shore, Jenny Shore und Sara Dobbs zusammensetzt. Das selbstbetitelte Debüt Will Butler & Sister Squares erscheint am 22. September via Merge und ist ein Album mit einer warmen, menschlichen Seele.
„Ich lernte Jenny – meine Frau – im College kennen, ein Jahr bevor ich zu Aracde Fire kam“, sagt Will. „Als ich eine Band brauchte, um mit Policy [Merge, 2015], auf Tour zu gehen bat ich [Jennys Schwester] Julie, mitzumachen, weil ich ihr musikalisch vertraute. Und ich fragte Sara, Jennys und Julies Jugendfreundin, weil ich wusste, dass sie super talentiert ist“, sagt Will. „ANTIBALAS eröffneten einige Arcade Fire-Shows“, sagt Miles, der sich anbot, jederzeit Schlagzeug zu spielen, wenn Will es brauchte. Will, Julie, Sara und Miles fanden auf der Tour zusammen und arbeiteten gemeinsam an den Gesangsarrangements. Jenny trug die ganze Zeit über zu den Aufnahmen und allgemeinen Performance-Ideen bei und ist seit 2019 bei den Bühnenshows dabei.
„Nach Generations [Merge, 2020] habe ich überlegt, eine seltsame Solo-Platte zu machen. Ich allein im Keller, usw. Meistens wurde mir klar, dass ich genau das Gegenteil wollte“, sagt Will. Er wandte sich zunehmend an die Band, um Feedback zu Texten und Songstrukturen zu erhalten. Er fragte Miles, ob er die Platte produzieren würde. „Will und ich entdeckten unsere Beziehung als Produktionsduo organisch durch die Produktion dieses Albums. Wir mussten nicht allzu viel über die Dinge reden, denn die Musik floss einfach“, sagt Miles. „Als Produzent ist es ein Traum, mit Jenny, Julie und Sara zu arbeiten. Sie sind von Natur aus so verbunden. Mit einer einzigen Bewegung können sie eine Stimmung herbeizaubern oder einem Gefühl auf den Grund gehen.“
Nach einigen Shows im August 2022, bei denen Song-Ideen ausprobiert wurden, kam die Band in den Figure 8 Studios in Brooklyn wieder zusammen. Das Album besteht zu gleichen Teilen aus Aufnahmen in Figure 8, Gruppenexperimenten in Wills Keller und Sessions in Miles’ Synthia Studio. „Ich hatte meine Band Arcade Fire erst kürzlich nach 20 Jahren verlassen – vielleicht die schwierigste Entscheidung meines Lebens. Ich hatte die letzten zwei Jahre zu Hause mit meinen drei Kindern verbracht. Ich war 39 Jahre alt. Ich wachte jeden Morgen auf und las Emily Dickinson, bis ich jedes Gedicht von Emily Dickinson gelesen hatte. Ich hörte Morrissey, Schostakowitsch und die Spotify Top 50. Ich hatte ungeformte Fragen mit unausgegorenen Antworten“, sagt Will. „Aber, ehrlich gesagt, hatte ich ein gutes Gefühl bei der Platte.“
Das Album projiziert dabei weite emotionale Landschaften – so ist die mit der Album-Ankündigung erschienene Lead-Single Long Grass eine Art Harry Styles-Song mit 20 Jahren mehr Lebenserfahrung. „Ich hatte diese Novelle namens Jamila von einem sowjetischen/kirgisischen Autor namens Chingiz Aitmatov aus den 50er Jahren gelesen“, sagt Will. „Darin geht es um einen Künstler, der auf seine Kindheit in einer kleinen Stadt in Kirgisistan im Zweiten Weltkrieg zurückblickt. Es geht um Liebe, um das Werden eines Künstlers, um Melancholie und um weite Landschaften, die von einem einzigen Zug-Gleis durchzogen werden. Und es erinnerte mich an das junge Erwachsensein, an das launische Herumwandern auf den Bahngleisen. Vielleicht geht es in dem Song auch darum, die Dinge, die uns geformt haben, hinter uns zu lassen, aber zu versuchen, sich an die Welt zu erinnern, wie sie einmal war?“
Will Butler & Sister Squares live:
10.11.23 Berlin, Privatclub