BIRDY – Portraits


Foto-© Thibault Theodore

Been too long, too long holding on
To this blindfold hoping and praying
We both know the truth is
We’re already losing

(Birdy – Heartbreaker)

Die ersten Sekunden von Paradise Calling erklingen, und man fragt sich kurz, ob das wirklich Birdy ist. Der erste Track auf Portraits, dem fünften Studioalbum der britischen Singer-Songwriterin, kommt mit 80s-Vibes und Synth-Pop-Elementen daher, die man eher mit Künstler*innen wie Christine and the Queens oder Caroline Polachek in Verbindung bringt als mit Birdy, die bisher doch eher mit leisen, zarten, verletzlichen Indie-Balladen im Gedächtnis geblieben ist. Doch schon nach kurzem Hören passt diese neue Richtung sofort: Birdys perfekte Pop-Stimme fügt sich nahtlos ein in die energiegeladenen, melodramatischen Klänge.

Birdy, die vor rund 12 Jahren (damals war sie gerade mal 15) mit Cover-Versionen von diversen Indie-Hits der 2010er Jahre – allen voran ihre herzzerreißende Piano-Interpretation von Bon Ivers Skinny Love – bekannt wurde, zeigt sich auf Portraits von einer ganz neuen, aufregenden Seite.

Die Texte auf Portraits sind von Sehnsucht und Melancholie geprägt. Die 26-Jährige erzählt von Themen, die vielleicht in keinem anderen Lebensjahrzehnt so dringliche Auseinandersetzung finden wie in den 20ern: Liebe, Trennungen, Freundschaften, Selbstfindung. So handelt die Vorab-Single Raincatchers von Freund*innen, die sich mehr und mehr voneinander entfernen. In Heartbreaker geht es um eine Beziehung, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war – und trotzdem schaffen die involvierten Personen es nicht, einander loszulassen: “You say one more dance and I always give in / I don’t know what I’m doing.” Es sind Situationen wie diese, die vielen Menschen schmerzhaft bekannt vor kommen dürften, die Birdy in wenigen Zeilen perfekt umkreist.

Anders als auf ihren Vorgänger-Alben werden intime, emotionale Lyrics wie diese auf Portraits in Synths und Beats gekleidet, die an der Oberfläche ganz befreit und leicht klingen. Erst beim genaueren Hinhören entfalten sich die dunkleren Töne: Im Titeltrack Portraits geht es darum, etwas in eine andere Person hinein zu projizieren, das vielleicht gar nicht da ist. Ruins ist ein Song in zwei Teilen, in denen wir aus zwei verschiedenen Perspektiven hören, wie beide versuchen, eine Beziehung zu beenden.

Der vielleicht traurigste und gleichzeitig schönste Song ist Tears Don’t Fall, der letzte Track des Albums, in dem es um den Moment kurz vor einer Trennung geht: beide realisieren, dass es vorbei ist, und blicken noch einmal gemeinsam zurück auf das, was war, voller Liebe und Dankbarkeit für das, was war. Und genau an diesem Endpunkt ergibt die musikalische Reise auf Portraits Sinn: Auch im Angesicht von großem Schmerz zeigt sich Birdy auf diesem Album stärker, befreiter, optimistischer als je zuvor.

Who knows where you begin and where I end?
(…)
I know that we’re hurting
Don’t wish we never met
Cause once you were my everything
And I’ll never forget

(Birdy – Tears Don’t Fall)

Birdy – Portraits
VÖ: 18. August 2023, Warner Music International
www.officialbirdy.com
www.facebook.com/BirdyMusic

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Marit Blossey

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