Foto-© Ebru Yildiz
Memories feel like a disease
Or some kind of bad infection
Spreading in all directions
Just memories as far as my mind can see
I don’t want the good with the bad
Why can’t this be the only time I’ve ever had?
Memories forgive me please
I’m lonesome without you
But I’m a wreck thinking about you just
Memories as far as my mind can see
It’s too sad
Looking back
I’m alright of that I’m sure
Until I’m crying on the kitchen floor
I swear that I’m fine until I’m traveling back in time
To all those memories
For an hour I forget
And then my hеart starts paying debts
If I’m alone for a little whilе
I can only see his smile
And all those memories
(Margaret Glaspy – Memories)
Große Namen wie PJ Harvey, Liz Phair, Courtney Barnett oder Fiona Apple werden bemüht, wenn Kritiker (und Fans) die Musik von Margaret Glaspy zu beschreiben versuchen. Es wird also sehr hoch ins Referenz-Regal gegriffen – und man möchte nun gern darum bitten, dass die Glaspy-Begeisterten den Ball doch mal lieber flach halten sollten.
Aber das neue Album der 34-jährigen US-Sängerin und Gitarristin bietet tatsächlich so viel Qualität, dass die ehrenvollen Vergleiche gar nicht mal absurd klingen. Die E-Gitarren schön kratzig-rau, der Gesang mal kunstvoll-kippelig, mal zärtlich (auf jeden Fall sehr variabel), die Arrangements nicht zu glatt, aber doch aufgeräumt und klar – das dritte Album Echo The Diamond wird Margaret Glaspy in diesem Sommer mit Sicherheit weitere Verehrer zuführen.
Die zehn Songs des Nachfolgers von Devotion (2020) wurden von der hochtalentierten Singer-Songwriterin selbst und ihrem Partner, dem bekannten Jazz- und Rock-Gitarristen Julian Lage, produziert. Die Aufnahmen der Wahl-New Yorkerin in den Reservoir Studios von Manhattan waren ein Abenteuer mit offenem Ende, wie sie sagt: “I love music with a big element of risk to it, which was really the heartbeat of this album. A lot of what you hear are the very first takes.”
Und diese Spontaneität hört man besonders dem ruppigen Power-Pop-Opener Act Natural, dem grungerockigen Get Back und dem treibenden, punkig-schrägen Female Brain an. Die zweite Hälfte des Albums macht sich dann Richtung Balladen-Bar-Musik der Tom-Waits-Schule (Memories, Turn The Engine, Hammer And The Nail) oder Richtung Beatles-Psychedelik (die Gitarren in My Eyes erinnern auf wundersame Weise an Dear Prudence von den Fab Four) auf. Der wunderbare Closer People Who Talk lässt endgültig den Gitarren-Jazz rein.
Es gibt viele starke Referenzen, die einem zu Echo The Diamond einfallen – und doch ist das Album wohltuend von der hohen Kreativität und Originalität seiner Macher (neben Glaspy und Lage noch Schlagzeuger David King von The Bad Plus und Bassist Chris Morrissey) geprägt. “This is the most fluid and immediate music I have ever made”, betont die Sängerin. “I see now that I protected the creative space by surrounding myself with incredible people in making of this record, and I’m so happy I did.”
Ja, Margaret Glaspy hat allen Grund, selbstbewusst und stolz vom Cover ihres neuen, äußerst gelungenen Albums zu schauen. Nach ersten Talentproben vor rund zehn Jahren und den Support-Slots für Rock-Größen wie Wilco oder Spoon erklimmen diese tolle Musikerin und ihre kompetenten Begleiter hier lässig das nächste Level.
Margaret Glaspy – Echo The Diamond
VÖ: 18. August 2023, ATO
www.margaretglaspy.com
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