Foto-© Olivia Hamilton
Der Herbstblues kommt dieses Jahr pünktlich zum 1. September, und zwar in Form des neuen Albums von Puma Blue. Holy Waters, das zweite Album des Londoner Musikers Jacob Allen aka Puma Blue, ist düster. Der Tod ist das zentrales Thema auf Holy Waters, und Allen umkreist ihn musikalisch und textlich auf unterschiedliche Arten: mal abstrakt und metaphorisch, mal autobiografisch, verletzlich und gleichzeitig liebevoll.
Die 11 Tracks auf Holy Waters fühlen sich ein bisschen an wie eine Reise in ein dunkles Tal, aus dem man am Ende gestärkt wieder hervortritt. Der erste Track, Falling Down, leitet diesen Trip ein. In Too Much, Too Much singt Allen von der Schwere, die das Wissen um die Vergänglichkeit von allem mit sich bringt: „Maybe it’s just all too much / To see it all turn to dust.“ Einer der schmerzerfülltesten Songs auf Holy Waters ist Dream of You. Darin erzählt Allen davon, einen Menschen leiden zu sehen, den man liebt: „Feels somehow like I already died / Every time I dream of you / I wish the gods would take me to you.“
Allen, der mittlerweile in Atlanta lebt, wurde bereits bei der Veröffentlichung seines Debütalbums vor zwei Jahren für seinen Sound gefeiert, der sich zwischen Jazz- und Blues-Elementen, Ambient-Sounds und akustischem Singer-Songwriter-Feeling bewegt. Als Einflüsse nannte er häufig Björk, Portishead oder auch die Improvisationen von Jimi Hendrix. Auf seinem neuen Album sind solche Referenzen noch einmal eindrucksvoller herauszuhören: teilweise klingen die Songs wie Live-Aufnahmen im besten Sinne, analog, experimentell, nicht glatt geschliffen, und trotzdem stimmt alles.
Beteiligt an der Entstehung des Albums waren unter anderem von Andrew Sarlo, der schon Bon Iver oder Nick Hakim produzierte, und Luke Smith, der schon für die dunkleren Sounds von Artists wie Foals oder Depeche Mode verantwortlich war. Mit ihm arbeitete Allen an dem Song Pretty, der nach eigener Aussage von der Kluft zwischen dem, was man selbst im Spiegel sieht und dem, was andere Menschen in uns sehen, die uns lieben. Zu der Single gehört ein surreales Video, in dem Allen mit Engelsflügeln allein in schwarz-weiß durch New York City wandelt und versucht, bei sich selbst anzukommen. Figuren aus der Mythologie oder der Bibel tauchen immer wieder auf, so auch im Text zu Hounds:
Feels like no angels
Follow where I tread
Made to make a home but it
Burns to the ground instead
And I will find myself alone again
And all my fears
Become the dreams of other men
(Puma Blue – Hounds)
Die Farbe Blau im Künstlernamen ist Programm: Puma Blues Musik ist durchzogen von Melancholie, und wer schonmal einen geliebten Menschen verloren hat oder, der wird sich in vielen dieser Texte wiederfinden können. Dabei geht es Allen in seiner Auseinandersetzung mit dem Tod dennoch nicht nur um die Verarbeitung von Trauer und Schmerz, sondern vor allem auch darum, zu akzeptieren, dass der Tod nun mal ein unausweichlicher Bestandteil unseres Lebens ist.
Und wer genau hinhört, bemerkt, dass Allen dem Tod durchaus etwas Positives abgewinnen kann. Der Titeltrack Holy Waters dreht sich darum, wie Allen aus den dunkelsten Momenten seines Lebens gestärkt hervorgehen konnte – und am Ende zu dem Schluss kommt, dass das Leben als Gegenspieler des Todes eben auch umso schöner und kostbarer erscheint.
Puma Blue – Holy Waters
VÖ: 1. September 2023, Blue Flowers
www.pumablue.co.uk
www.facebook.com/pumabluemusic
Puma Blue Tour:
18.09.23 Berlin, Silent Green
19.09.23 Köln, Bumann & Sohn
20.09.23 Hamburg, Reeperbahn Festival