Foto-© Shervin Lainez
Come on and sit beside me, let our waters collide
Bathing me in the iris of your widening eyes
What can you share to keep my hands cuffed
Something so bright and blessed that I’m all but crushed
(Nation of Language – Weak In Your Light)
Pünktlich zum Herbstanfang liefert die New Yorker Band Nation Of Language den Soundtrack für kürzere Tage und lange Nächte, sehnsüchtig-verspielt und voller 80ies-Nostalgie. Ihr drittes Album Strange Disciple webt einen stimmungsvollen, schwermütigen Klangteppich aus Synth-Sounds, tiefsinnigen Lyrics und markanten Basslines, bei dem aber immer auch ein hoffnungsvolles Licht am Ende des Tunnels zu schimmern scheint. Dabei beeindruckt vor allem die Stimme des Sängers Ian Devaney, die tief, aber knabenhaft und warm ganz nach typischen Achtzigern klingt, wie bei Camouflage oder Tears For Fears, und dadurch perfekt und berührend eine unstillbare Sehnsucht und ungreifbare Träume zum Ausdruck bringen kann.
Der Opener Weak In Your Light dreht sich um unerfüllbare Wünsche und komplette Hingabe an eine Person, ist dabei aber trotz aller Wehmut immer noch optimistisch und tanzbar. Aus den düsteren Momenten der Enttäuschung und Desillusionierung lässt sich immer auch Euphorie und neue Hoffnung schöpfen, und das nutzen Nation Of Language atmosphärisch voll aus.
Sole Obsession klingt nach Electro-Pionieren wie Depeche Mode oder, aus neueren Zeiten, M83. Die choralen Gesänge erinnern sogar ein bisschen an den beschwörerisch-erhebenden Romantizismus der Pet Shop Boys. Surely I Can’t Wait punktet mit lyrischer Dissonanz und einem düsteren Text, kombiniert mit einer reduzierten, aber beschwingten Instrumentalisierung. Swimming In The Shallow Sea tendiert eher in die Richtung einer klassischen Rockballade, während Too Much, Enough durch seine Experimente mit unterschiedlichen Tempi und Stimmungen und einer starken, eingängigen Bassline an Genesis erinnert.
Spare Me The Decision bewegt sich in Richtung Gothic mit Dark Wave-Anleihen. Der elegische Refrain klingt aber eher nach M83, ebenso wie Sightseer, das mit einem donnernden Synth-Crescendo auf einen überwältigenden emotionalen Höhepunkt hinarbeitet. Die Uptempo-Nummer Stumbling ist mehr von Post-Punk und New Order oder Joy Division geprägt.
Insgesamt zeigen sich auf Strange Disciple also eklektische Einflüsse, die aber alle in einer gewissen 80ies-Nostalgie wurzeln. Dabei bilden die Songs trotz ihrer unterschiedlichen Anleihen einen einheitlichen, beinah meditativen Klangteppich, getragen von einer melodramatischen, aber auch poppigen Stimmung. Schwermut und Optimismus vermischen sich in der Musik sowie in den poetischen und eindrücklichen Texten; besonders Fans von M83, Bloc Party, Ezra Furman sowie generell den Achtzigern dürften voll auf ihre Kosten kommen.
Nation Of Language – Strange Disciple
VÖ: 15. September 2023, PIAS
www.nationoflanguage.com
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