MADNESS – Theatre Of The Absurd Presents C’Est La Vie

Life begins at five to eight
No time to waste it will not wait
A lay-in that was yesterday
Up and at ’em into the fray
There’ll be no time to catch your breath
The enemy of life is death
So sweep the hallway
Mop the wall
Your destinies about to call…

The legislations in the bag
Justice a toothless old hag
Its every man now on his own
Its all for one, you’d better run
And stand up tall against the wall
And one by one yea all shall fall
And though you’ll try to get back home
Your cupboards bare, without a bone

Je ne le fais pas, c’est la vie. (I am not doing it, thats life)
C’est comme ça que, ça va être. (Thats how its going to be)
Je ne le fais pas, c’est la vie. (I am not doing it, thats life)
C’est comme ça que, ça va être. (Thats how its going to be)

(Madness – C’est La Vie)

Bevor die Verdienste von Madness und ihrer (Spoiler: tollen!) neuen Platte gewürdigt werden sollen, gilt es erstmal einen leicht zu übersehenden Satz im Album-Booklet zu loben: “MADNESS WOULD LIKE TO DEDICATE THIS ALBUM TO TERRY HALL”, steht da in Großbuchstaben. Eine noble Verbeugung vor einem Mann, dessen mit 63 viel zu früher Tod vor knapp einem Jahr Musiker, Fans und Kritiker schockte. Stark, dass die kommerziell erfolgreichste Ska-Pop-Band den bedeutendsten Musiker des Genres (prominent bei The Specials, Fun Boy Three und The Colourfield sowie als Solo-Artist) in dieser Form ehrt – und damit einen Schatten der Trauer auf ihren oft als unbeschwert fröhlich empfundenen Sound fallen lässt.

Dass Madness nur britisch-skurril und letztlich unpolitisch seien, ist ohnehin ein Missverständnis, wie die nunmehr 13. Platte Theatre Of The Absurd Presents C’Est La Vie mit so einigen gesellschaftskritischen und melancholischen Texten erneut beweist. Diese Band ist in einer 45-jährigen Karriere aus dem Ska/Punk-Underground des Debüts One Step Beyond (1979) zum hochgeschätzten englischen Kulturgut aufgestiegen – keine kleine Nummer angesichts ihres vogelwilden, gleichwohl irre unterhaltsamen “nutty sounds” der punkgeprägten Frühzeit.

Zwei große Namen machen die riesige Wertschätzung für Madness – zumindest im UK – derzeit wieder einmal sehr deutlich: Die britische Schauspiel-Legende Helen Mirren höchstpersönlich gab kürzlich in “a dramatic reading” die Lyrics der Madness-Comeback-Single C’est La Vie zum Besten; und auf dem nun folgenden Album spricht Mirrens kaum weniger berühmter Kollege Martin Freeman die sechs kurzen Spoken-Word-Passagen von Prologue bis Fin. Mehr Verbeugung vor einer ursprünglich eher leichtgewichtigen Two-Tone-Band aus Camden Town im Norden Londons geht kaum noch.

Und Madness – zu deren Line-Up weiterhin die Gründungsmitglieder Mike Barson, C.J. Foreman und Lee Thompson sowie Graham “Suggs” McPherson als unumstrittener Frontmann gehören – “liefern” auch auf der neuen Platte. Sieben Jahre nach der Veröffentlichung des eher mittelmäßigen Can’t Touch Us Now laufen die Ska-Pop-Ikonen mit einem weiteren Konzeptalbum wieder zur Hochform auf. Die wie ein Musical oder Theaterstück in mehrere Akte unterteilte Geschichte erinnert insofern an das absolute Madness-Meisterwerk The Liberty Of Norton Folgate von 2009, auch wenn dessen Klasse nicht ganz erreicht wird.

Madness haben sich trotz wachsender Seriosität als Pop-Band in den erfolgreichen 80er Jahren (It Must Be Love, Our House) glücklicherweise nie zu ernst genommen – wer einmal eines der äußerst spaßigen Konzerte dieser bunten Truppe gesehen hat, kann das bestätigen. Auch Theatre Of The Absurd… ist wieder voller witzig-cleverer Anspielungen in den Lyrics. Der Titelsong C’est La Vie handelt laut Komponist und Keyboarder Barson “von diesen verrückten Zeiten, in denen wir leben, und davon, dass ich einfach nur auf meinem Boot bleiben und kein Teil dieses Wahnsinns sein möchte. Aber natürlich bin ich Mitglied einer Gruppe namens Madness. Vielleicht hätten wir uns ‘Sanity’ nennen sollen…”

Nach einigen Jahren der Zerrüttung “kamen Madness Anfang des Jahres in einer Industrieanlage in Cricklewood wieder zusammen, wo Suggs, Mark, Chrissy Boy, Mike, Lee und Woody erkannten, dass das, was sie verband, immer größer war als das, was sie trennte”, berichtet ihr Label BMG. Das Album blieb nach all den Jahren mit dem renommierten Produzenten-Duo Clive Langer/Alan Winstanley erstmals komplett in den Händen der Band und wurde “ihre bisher harmonischste Aufnahmeerfahrung”.

Die Frische und Energie dieser knappen Stunde neuer Madness-Musik, zwischen Ska, Reggae, Funk, Soul-Pop und typisch britischen Music-Hall-Sounds – sie beeindruckt und begeistert. Die mit einem Spannungsbogen konzipierte Platte sollte möglichst nicht häppchenweise genossen werden, sondern gegen alle Playlist-Trends “am Stück”. Dann ist viel Freude am neuen Madness-Irrsinn garantiert – als “Mittel gegen das Chaos der letzten Jahre”, wie von der Band selbst empfohlen, könnte Theatre Of The Absurd Presents C’Est La Vie tatsächlich funktionieren. Wer bei Songs wie Baby Burglar, Round We Go, Is There Anybody Out There?, Run For Your Life oder In My Street nicht zumindest ein bisschen bessere Laune kriegt, dem ist wohl wirklich nicht mehr zu helfen.

Madness – Theatre Of The Absurd Presents C’Est La Vie
VÖ: 17. November 2023, BMG
www.madness.co.uk
www.facebook.com/madnessofficial

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Werner Herpell

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