TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES: MUTANT MAYHEM – Filmkritik


Foto-© Paramount Home Entertainment

Cowabunga!

(Donatello, Michelangelo, Leonardo und Raphael – Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem)

Die Turtles wollen nichts mehr als von der Öffentlichkeit als die Helden geliebt werden, die sie gerne wären…oder eben zumindest mal rausgehen und das Leben genießen. Dies wird ihnen von Vater und Lehrmeister Splinter verwehrt, da er Angst hat, die Menschen würden sie nicht akzeptieren. Zu Recht, denn der Wissenschaftler Baxter Stockman, Erfinder des Ooze und somit verantwortlich für die Mutanten und Mutationen, hat ebenso wie seine Kreationen wenig Liebe in der Öffentlichkeit erfahren. Somit drängen sich die einen mit Rache, die anderen mit Wunsch nach Liebe in die Öffentlichkeit und geraten dabei zum unausweichlichen Mutant Mayhem aneinander.

Die Turtles sind endlich wieder da! Aber waren sie wirklich weg? Es gab doch eben erst diesen Netflix-Film und Comics und Spiele und da waren doch die zwei Michael Bay-Filme. Nein, wirklich weg waren die Turtles nie, aber aktuell sind sie so was von zurück, wie schon lange nicht mehr! Mit Teenage Mutant Ninja Turtles: The Last Ronin gibt es einen fantastischen neuen Comic, mit Shredders Revenge ein fantastisches neues Spiel und mit der Cowabunga Collection nahezu alle alten Spiele in einer frischen Sammlung für aktuelle Konsolen und ja, im Kino und jetzt im Heimkino läuft Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem, Cowabunga Indeed!

In der öffentlichen Wahrnehmung oft zu unrecht als der Seth Rogen Film gesehen, ist dieser zwar Produzent, Co-Autor und Sprecher (von Bebop), aber eben nicht Regisseur. Ebenso wie die 2014er und 2016er Filme von Michael Bay „nur“ von ihm produziert wurden, Regie führten da Jonathan Liebesman und Dave Green. Aber wir schweifen ab. Dieser Film kommt von dem Regieduo Jeff Rowe und Kyler Spears, bekannt vor allem durch Mitchells vs. The Machines, der wiederum einen großen Teil seiner DNA und des Produktionsteams mit den neuen Sony Spider-Man Animationsfilmen teilt. Und so ist es kein Wunder, dass auch Turtles mit einem diesen Beispielen irgendwie ähnlichen, aber dennoch absolut frischem, total eigenem modernen Style daher kommt. Keine starren Outlines trennen die Figuren von den Hintergründen, sondern alles wirkt ein bisschen wie schnell gekritzelte Graffitis, das passt zum New York Untergrund-Setting, dem Fakt, dass es sich bei den Protagonisten eben um Teenager handelt und schlägt sogar noch gekonnt die Brücke zu dem düsteren Style der Original-Comics von Kevin Eastman aus den frühen 80ern. Düster ist dabei ein weiteres wichtiges Stichwort, denn auch wenn es bunte, grelle Szenen und Designs gibt, die ausbrechen, ist der Farbstyle insgesamt sehr gedeckt gehalten. Dies ermöglicht einerseits den eben erwähnten sehr gekonnt eingesetzten Kontrast und ist gleichzeitig eine willkommene Abwechslung zum sehr farbintensiven Mainstream-Animationskino. Stilistisch ist der Film somit zwar keine Revolution des Genres, wie es in 2018 Spider-Man: A New Universe war, aber eine gekonnte und absolut passende Weiterentwicklung für die Turtles.

Dabei ist der Film viel mehr als nur Style, auch wenn das schon fast ausreichen würde. Wie bereits erwähnt, sind die Protagonisten Teenager. Mehr denn je spürt man das den ganzen Film über. Zum einen wird es durch die tollen Synchronsprecher (im Original-Ton) erreicht, die mit Micah Abbey, Shamon Brown Jr., Nicolas Cantu und Brady Noon allesamt noch eher unbekannte „echte“ Teenager sind. Des Weiteren liegt der Fokus der Geschichte stärker denn je auf der Vater / Söhne Beziehung und Jackie Chan ist sich als Sprecher der Vaterfigur für keinen Dad Joke zu schade. Wobei „Dad Jokes“ als Zusammenfassung der herzlichen und überraschend tiefgründigen Darstellung der Beziehung nicht gerecht werden. Wer will kann hier auch eine Parabel auf die aktuell überrepräsentierte Geschichte der ersten Generation von Migrationskinder sehen, dies drängt sich dem Zuschauer aber nicht auf. Dennoch ist der titelgebende „Mutant Mayem“ nicht auf das Chaos, welches die Mutanten anrichten, bezogen, sondern auf die Gefühlswelt hinter dem Anderssein in der Gesellschaft. Puristen und dem jüngeren Publikum wird es daher vielleicht an klaren Antagonisten fehlen. Diese erzählerische Herausforderung wird zwar nicht ganz so bravourös gelöst wie in Ghibli Filmen, aber dennoch sollte der Versuch der Abstinenz von klaren Feindbildern und purem Bösen anerkannt und nicht abgestraft werden. Und zu großen Teilen schafft der Film es auch seinen Kuchen – oder von mir aus, die Pizza – zu haben und zu essen. Wer unbedingt einen Antagonisten braucht, der sei hier auf die Post-Credit-Szene und die wohl unweigerlich folgenden TV-Fortsetzungen vertröstet.

Insgesamt holt der Film gekonnt Fans der ersten Stunde und das aktuelle Teenager Publikum ab. Der Stil ist modern und über jeden Zweifel erhaben, die Story authentisch, die Sprecher auf der einen Seite tatsächliche Teenager auf der anderen Seite eine Cast an absoluten Profis (unter anderem John Cena, Seth Rogen, Rose Byrne, Jackie Chan, Giancarlo Esposito, Ice Cube und Paul Rudd), Zeichner und Erfinder Kevin Eastman hat einen Cameo und auch Ninja Rap wird wieder angespielt. Schaut diesen Film, spielt die Spiele, lest den Comic und schaut gerne auch noch einmal die beiden klassischen Realverfilmungen aus 1990/1991, aktuell zum Beispiel zu streamen auf Paramount+. Nie war die Zeit besser um Turtles Fan zu sein.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem (USA 2023)
Regie: Jeff Rowe und Kyler Spears
Original-Sprecher: Micah Abbey, Shamon Brown Jr. Nicolas Cantu, Brady Noon, Ayo Edebiri, John Cena, Seth Rogen, Rose Byrne, Jackie Chan, Giancarlo Esposito, Ice Cube, Paul Rudd
Heimkino-VÖ: 23. November 2023, Paramount Home Entertainment

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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