Foto-© Ronja Burkard
Father owned the dating bar so mother ran the store
We all lived there together with the army at the door
No one to do my laundry or to tell me that they’re sure
But there really is no me and there’s no army at the door
I hustled my way to your bedside
I ride on your body like a cab ride
I carry refreshments to the good guys
I made the good guys some home fries
Pardon me, anyone, where is the nearest shore?
We’re all in this together and the police are at the door
Someone do my laundry or smash me through the floor
To the tropical vacation buried underneath the store
(Ben Kweller/Adam Green – Her Father And Her)
Adam Green? Da war doch mal was, ein ziemlicher Hype um einen netten jungen Singer-Songwriter, der sogar als Pop-Poet bei Suhrkamp verlegt wurde. Schon lang her, ich leg mich wieder hin… Stopp, bitte nicht abschalten, denn das Tribute-Album Moping In Style für besagten Herrn Green erinnert nicht nur angemessen liebevoll an einen noch gar nicht so alten Helden, sondern lohnt auch wegen einer langen Liste toller Indie-Pop-Musiker, die sich vor einem der Großen ihrer Zunft verbeugen.
Kurz zur Erinnerung, weil sich die Karriere des 1981 geborenen Adam Green zuletzt eher seit- als vorwärts entwickelt hat: Vor rund 20 Jahren, mit den Solo-Alben Friends Of Mine (2003) und Gemstones (2005), war dieser als aus dem Duo The Moldy Peaches und der strubbeligen Anti-Folk-Ecke hervorgegangene US-Amerikaner das ganz große Ding. Seine textlich schlauen, mit tollem Baritongesang glänzenden Folk- und Barockpop-Platten verkauften sich urplötzlich wie geschnitten Brot, sein Song- und Gedichtband Magazine wurde ins Deutsche übersetzt und hymnisch besprochen, die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragte den großäugigen Twen im Interview: “Sind Sie der neue Dylan?“
Ja, es gab viel Hype rund um den jungen Mann aus der Nähe von New York, der sich zudem interessanterweise auch noch als Urenkel der Franz-Kafka-Verlobten Felice Bauer erwies. Mit Sixes And Sevens (2008) und Minor Love (2010) flaute die Begeisterung zwar ab – Adam Green blieb jedoch ein hoch geschätzter Indiepop-Musiker, selbst wenn er sich Albernheiten wie ein Aladdin-Filmmusical leistete.
Die 26 Einspielungen von Moping In Style – der Albumtitel geht auf eine Textzeile aus dem Song Losing On A Tuesday zurück, der auf dem Tribute von The Lemonheads interpretiert wird – schließen das obskure Solo-Debüt Garfield (2002) und das allerneueste Werk des mittlerweile 42-jährigen Green (That Fucking Feeling von 2022) ein. Die Cover beweisen eindrucksvoll die enorme Spannweite eines großen Songwriter-Talents über gut zwei Dekaden. Von experimentellen Neufassungen (Kyp Malone von TV On The Radio mit Drugs) über Country (Jenny Lewis mit Breaking Looks), Piano-Pop und Folk (Ben Kweller mit Her Father And Her, Joanna Sternberg mit Dance With Me) bis zu Latin (Rodrigo Amarante mit Birthday Mambo) – stilistische Berührungsängste waren Adam Green fremd, und daher ist das Album zu seinen Ehren auch eine so unterhaltsame Angelegenheit.
Trotz aller Diversität lässt sich Moping In Style auch sehr gut am Stück und im Ganzen hören – dennoch an dieser Stelle ein paar Anspieltipps: Binky Shapiro (mit der Adam Green vor zehn Jahren ein hübsches Duo-Album herausbrachte), Father John Misty, Regina Spektor & Jack Sishel, Frankie Cosmos, Cut Worms, Sean Ono Lennon und Ben Lee liefern besonders hörenswerte Coverversionen ab. “Für eine jüngere Generation von Songwritern, von denen einige auf Moping In Style zu hören sind, hat Adam den Weg geebnet und die Richtung gewiesen“, heißt es in der Label-PR, die zugleich Referenznamen wie Frank Sinatra, Bruce Springsteen, Steely Dan, Serge Gainsbourg, Bob Dylan und George Gershwin in die Luft wirft.
Ob man nun in ein so hohes Regal greifen muss, bleibt natürlich Ansichtssache – und es muss auch gar nicht unbedingt sein. Denn dass Adam Green sich diese starke Tribute-Platte schon als noch recht junger Musiker verdient hat, steht außer Frage. Und neben all den meist langweiligen Verbeugungen via Cover-Version vor den Beatles, Rolling Stones, Leonard Cohen und Bob Dylan macht sich das originelle Moping In Style doch sehr gut.
Diverse: Moping In Style – A Tribute To Adam Green
VÖ: 01. Dezember 2023, Capitane Records
www.adamgreen.info
www.facebook.com/AdamGreenOfficial
Adam Green live:
30.03.2024 – Berlin, Columbia-Theater