DIE DREI MUSKETIERE: D’ARTAGNAN – Filmkritik


Foto-© Constantin Film

C´est notre seul espoir!

(D’Artagnan – Die drei Musketiere: D’Artagnan)

Mitte des 17. Jahrhunderts: Das Königreich Frankreich befindet sich nach mehreren friedvollen Jahren kurz vor dem Ausbruch eines neuen Religionskrieges. Der junge und exzentrisch wirkende König Ludwig XIII (Louis Garrel) muss, während einer persönlichen Krise, ein durch den katholischen Adel und protestantischen Kräfte zweigeteiltes Land beisammenhalten. Dabei stehen seine treuen Musketiere nicht nur ihm, sondern auch der Königin (Vicky Krieps) zur Seite, die den loyalsten Neuzugang (François Civil) des Musketier-Korps auf eine geheime Mission schicken muss.

Endlich kommt mal wieder eine Verfilmung des klassischen Abenteuerromans aus dem Heimatland der Vorlage. Dabei wurde der Mantel-und-Degen-Film behutsam zu einem Actionabenteuer modernisiert. Kleine Anleihen an ein wohlbekanntes filmisches Abenteuermärchen: der erläuternde Text zu Beginn, die starke royale Frauenfigur, die wallenden Mäntel und die geschmeidigen Schwerter, sind für Filmfans besonders erfreulich. Die Kombination aus klassischem Abenteuer und modernem Actionfilm gelingt Regisseur Martin Bourboulon äußerst gut. Er hält sich einerseits relativ nah an die Vorlage, nutzt andererseits visuell moderne Kamerafahrten und Einstellungen, die es so oder ähnlich auch ganz aktuell in dem ein oder anderem Film aus dem Hause Marvel zu sehen gibt. Dabei zahlt es sich aus, dass, im Gegensatz zu Marvel, an echten Schauplätzen und nicht im Studio gedreht wurde, denn die ausschweifenden Actionsequenzen wirken somit geerdeter. Sowie überhaupt die gesamte Inszenierung, die durch eine hervorragende Besetzung abgerundet wird. Der titelgebende D´Artagnan ist charmant bis kokett, Athos, Porthos und Aramis sind wie der gesamte Film in der Charakterisierung ihren literarischen Vorlagen zu großen Teilen gleichgeblieben, jedoch mit einem Fünkchen Zeitgeist des 21. Jahrhunderts versehen. Ganz selbstverständlich wird Porthos als bisexuell portraitiert. Es überrascht, dass Vincent Cassel in seiner vielfältigen Filmographie nicht bereits einen Musketier verkörpert hatte und umso mehr erfreut es, ihn nun in der Rolle des melancholischen und edelmütigen Athos wiederfinden zu können. Die drei Herren hatten sichtlich Spaß an den Darstellungen der drei Musketiere und dieser Spaß ist ansteckend. Jedoch nicht in solch einem Ausmaß wie Louis Garrel, der seinen König Louis XIII brillant als eine Mischung aus harmloser Arroganz und ausgesuchter Unsicherheit spielt.

Der Auftakt zum Musketier-Mehrteiler ist stürmisch, originalgetreu und doch originell, nicht zu kitschig und für Fans von rasselnden Degen und prassenden Regen ans Herz zu legen. Und in typischer Marvel-Manier endet der Film mit einer Mid-Credit-Szene: „à suivre“! Die Fortsetzung folgte vergangene Woche.

Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan (FRA 2023)
Regie: Martin Bourboulon
Besetzung: François Civil, Vincent Cassel, Louis Garrel, Romain Duris, Pio Marmai, Eva Green, Lyna Khoudri, Vicky Krieps, Oliver Jackson-Cohen
Heimkino-VÖ: 19. Oktober 2023, Constantin Film

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Helena Barth

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