Foto-© Eli Janish
Cross the clearing, devout, near the river I’ve known
Lives abidingly there, all that’s left undone
In the darkness of May, I will leave with no one
There was a fountain that I was never to drink from
No longer desired been feeling the silence for years
All I had wanted and all I could think of was here
In the evening I ride through the fields unkind
Every favorable thought will be cursed and fall
Though the days were named mine I had given them all
Surely I knew in the end it only would be gone
No longer desired been feeling the silence for years
All I had wanted and all I could think of was here
(Harp – A Fountain)
Was wurde eigentlich aus… Tim Smith, dem Leadsänger der feinen Psychedelic-Folkrock-Band Midlake aus Texas? Seit seinem unfriedlichen Abgang vor gut zehn Jahren war nur wenig zu hören von dem Mann mit der honigsüßen Schmeichelstimme. Sicher, es gab da Gast-Kollaborationen mit The Chemical Brothers und Lost Horizons, dem Projekt des früheren Cocteau-Twins-Multiinstrumentalisten Simon Raymonde. Aber erst jetzt erkennt man, dass Smith nicht, vom Split frustriert, der Musik entsagt hat: mit Albion, einem Album, das der Singer-Songwriter zusammen mit seiner Frau Kathi Zung am Schlagzeug unter dem Namen Harp über Raymondes Label Bella Union herausbringt (bei dem übrigens weiterhin auch seine Ex-Band ihre seltenen Platten veröffentlicht).
Und es lässt sich kaum bestreiten, dass Smith mit den zwölf hochharmonischen Harp-Tracks, die sehr von seiner hellen, sehnsuchtsvollen Stimme geprägt sind, nicht allzu weit vom Midlake-Weg abweicht. Wer also die ersten beiden großen Alben dieser US-Band – The Trials of Van Occupanther (2006) und The Courage of Others (2010) – mochte, denen der ursprüngliche Frontmann seinen vokalen Stempel aufdrückte, der wird auch an Albion viel Freude haben. Das mag etwas langweilig klingen – aber andererseits, was ist schon gegen 40 Minuten mit muckelig warmem Indie-Folkpop einzuwenden, erst recht im Winter.
Midlake brauchten bekanntlich nicht lange, um sich nach der Trennung von ihrem Sänger zu berappeln. Die Band stellte ihren Gitarristen und Keyboarder Eric Pulido nach vorn und veröffentlichte rasch ein komplett überarbeitetes Album – nicht ohne Smith noch einen mitzugeben: Antiphon (2013) sei “the most honest representation of the band as a whole, as opposed to one person’s vision that we were trying to facilitate”. Das nach langer Pause 2022 erschienene Bandwerk For The Sake Of Bethel Woods (2022) erhielt, bei kommerziell verringertem Zusprich, erneut überwiegend gute Kritiken. Diese dürften nun auch Harp sicher sein, denn das Smith/Zung-Duo lässt die besten Midlake-Zeiten in träumerischen, oft an den Hippie-Britfolk der 60er und 70er Jahre erinnernden Liedern wiederauferstehen.
Songs wie A Fountain, Daughters Of Albion oder Shining Spires haftet zwar etwas spinnert Esoterisches an, und manchmal wünscht man sich als Hörer ein zünftiges Ausbrechen aus dem puren Wohlklang (Akustikgitarren! Flöten! Streichel-Drums!) dieser sanften Balladen- und Midtempo-Platte. Aber andererseits – siehe oben, ist halt perfekte Wintermusik. Tee aufs Stövchen, Kuscheldecke her, und dann unterm Kopfhörer den Harp-Hymnen lauschen – gibt Schlechteres in diesen kalten, ungemütlichen Zeiten. Zumal Tim Smith und Kathi Zung das Highlight ihres Harp-Debüts ans Ende der Albion-Reise gesetzt haben (bis dahin sollte man also nicht behaglich entschlummert sein): Herstmonceux ist als Closer wirklich wunderschön.
Harp – Albion
VÖ: 01. Dezember 2023, Bella Union
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