TATE MCRAE – Think Later


Foto-© Beth Saravo

I’ve been havin’ selfish thoughts
There’s no right way to say it
Want you so bad I hate it
Good girls, so overrated
So overrated

(Tate McRae – cut my hair)

Pop-Wunderkind Tate McRae nimmt uns rund eineinhalb Jahre nach dem Release ihres Debüts I Used to Think I Could Fly mit ihrem zweiten Album erneut mit in ihre Welt, in der Emanzipation auf Teenie-Angst und pulsierende Dancefloor-Hymnen trifft. 

Think Later beginnt mit dem Song cut my hair, in dem die 20-Jährige direkt etabliert, dass wir es hier mit einer neuen Version ihres Selbst zu tun haben. “I’ve been playin’ nice a little too long”, verkündet Tate in ihrem Opener, in dem entspannter R’n’B-Vibe auf sexy Lyrics trifft. Schnell wird klar, mit diesem Statement wendet sie sich nicht nur an die Musikindustrie und ihr altes Imagine in der Öffentlichkeit als “Good girl”, sondern auch an die Männer aus ihrem Dating-Leben, um die sich viele Lyrics des Albums drehen.

Die Leadsingle greedy hat sich bereits vor Monaten als kleines Snippet einen Platz in den viralsten Songs des TikTok-Jahres gesichert. Es ist ein herausragender Track nicht nur mit viral- sondern auch Suchtpotenzial, der noch einmal festigt: Wir haben es hier mit einer selbstbestimmten, sex-positiven Frau zu tun, die sich das nimmt, was sie will. 

Tates Trap-Pop der mal ruhiger, wie auf run for the hills, mal energischer wie auf dem Titel-Track think later rüberkommt, fängt den Zeitgeist einer Generation ein, die gerade die 2000er in all ihren Facetten wiederbelebt und sich doch musikalische nicht festnageln lassen will. Hilfe bekommt die Kandiarin dabei von einer All-Star-Riege von Produzenten, darunter Ryan Tedder und ILYA

Auf think later spürt man das musikalische Erbe von y2k-Pop-Ikonen wie Nelly Furtado, Christina Aguilera oder Britney Spears gemischt mit zeitgenössischerer Inspiration wie Ariana Grande. Denn dass Tate McRae mit gerade einmal 20 Jahren als junge Frau bereits in der Öffentlichkeit steht und ihre Rolle zwischen Maneater und Mädchen von nebenan in ihren Lyrics navigiert, ist keineswegs eine einzigartige Erfahrung. 

Tate McRaes zweites Album steht sinnbildlich für die frühen 20er: Starke Emotionen und Lust treffen auf den Drang, dazuzugehören und die erste große Sinnsuche. Und während die 20-Jährige ihren eigenen Sound zwischen Girlie-Pop, Trap und R’n’B definitiv gefunden hat, bleibt abzuwarten, wie zeitlos diese zeitgeistige Platte sein wird. 

Tate McRae – Think Later
VÖ: 08. Dezember 2023, RCA Records
www.tatemcrae.com
www.facebook.com/TateMcRae

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Juliane Reuther

Juliane ist Redakteurin und Autorin aus Berlin. In ihrer Arbeit befasst sie sich vor allem mit Popkultur, Musik und Feminismus.

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