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He is on this ship, which means we will never leave it.
(Anna – Die letzte Fahrt der Demeter)
Die russische Demeter nimmt in den Karpaten 24 Kisten unbekannter Ladung für die Überfahrt nach London auf. Die Ladung wird ihr Ziel erreichen, die Besatzung jedoch nicht, zumindest nicht lebend. Basierend auf dem Logbuch des Kapitäns, bzw. dem entsprechenden Kapitel in Bram Stokers Roman Dracula, wird hier ihre Geschichte nacherzählt.
Klänge es nicht irgendwie spannender, wenn wir nicht direkt ausgeplaudert hätten, dass es um Dracula geht, oder? Genau dies macht Regisseur André Øvredal aber auch gleich im Intro des Films sowie auf dem Cover und überhaupt in der ganzen Marketing Kampagne. Darüber kann man den Kopf schütteln oder sich aufregen, Fakt ist aber nun einmal, dass im Zeitalter des Internets und Social Media ohnehin kaum jemand bis in den Kinosaal gekommen wäre, ohne dies zu erfahren oder im schlimmsten Fall schlicht weniger Menschen diese Reise auf sich genommen hätten, als denn man den bekannten Namen „Dracula“ dem Film werbeträchtig voranstellt. So zieht Øvredal aus einen auf mehreren Ebenen schwer umzusetzenden Film, es ist wieder einmal Dracula, aber nicht so richtig, es ist der Mittelteil der Geschichte und dann spielt es auch noch auf See. Den Aspekt der Dreharbeiten auf Wasser umgeht man durch sehr guten Einsatz von Greenscreen, der wirklich nie störend wirkt. Der ganze Film ist herrlich düster, dreckig, realistisch und einfach nur schön anzuschauen. Und obwohl es quasi nur eine Lokation gibt, wird das Ganze optisch nie langweilig.
Øvredal selbst beschreibt den Film als Alien auf einem Schiff und der Vergleich trifft es sehr gut. Auch wenn dafür der Realismus zwischen der Größe der Demeter und dem Ausmaß ihres verwinkelten Inneren etwas gedehnt werden muss, was aber nicht weiter stört. Dann ist da Dracula selbst, hier hauptsächlich als dämonisches Fledermausmonster inszeniert. Inszeniert wohlgemerkt mit einer schönen Kombination aus handgemachten Effekten um Javier Botet in einem beindruckenden Kostüm, welches dezent durch CGI erweitert wird. Optisch angelehnt an seine Darstellung in Nosferatu, werden manche den gutgekleideten Gentleman-Grafen vermissen, andere sich über das konsequent dämonisch düstere Design freuen. Das gleiche Publikum wird sich dann ebenfalls an den größtenteils handgemachten und alles andere als zimperlich umgesetzten Morden von Dracula erfreuen. Hier wird nicht dezent Blut gesaugt, sondern schlicht bzw. sehr ausufernd Beute gerissen. Demeter fehlt dann zwar der Anfang und das Ende des Romans, durch den Fokus auf die Überfahrt von den Karpaten nach London fällt auch dies aber kaum negativ ins Gewicht, denn man hat, obgleich es der Mittelteil des Romans ist, einen klaren Anfang und ein klares Ende.
Was noch nicht erwähnt wurde, sind die Charaktere und das aus gutem Grund. Im Roman ist, einmal abgesehen von Dracula, keine der Hauptfiguren an Bord. Gut ist, dass man sich hier nicht verbiegt um dies zu ändern, schade ist, dass man es nicht schafft Figuren aufzubauen die tiefergehen als der gläubige Koch (Jon Jon Briones), der erste Maat (David Dastmalchian) oder der gutmütige Schiffsarzt (Corey Hawkins). Einzig Liam Cunningham als Capitän bekennt ein wenig Farbe und zeigt Charakter, liegt aber vielleicht auch daran, dass wir ihn bereits aus Game of Thrones als Seefahrer Davos Seaworth kennen und er im Prinzip denselben Part, nur kurz vor der Rente spielt.
Dracula und Horror auf See geht eigentlich immer und Demeter macht da keine Ausnahme. Auch wenn wir im letzten Jahr Renfield und dieses Jahr mit dem Nosferatu Remake schon sehr gut mit Dracula-Filmen versorgt sind, solltet ihr auch diesem Film eine Chance geben.
The Last Voyage of the Demeter (USA 2023)
Regie: Andre Øvredal
Besetzung: Corey Hawkins, Aisling Francious, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Javier Botet
Heimkino-VÖ: 11. Januar 2024, Universal Pictures Germany GmbH