Foto-© Ingo Pertramer
You’re refusing all the evil
getting rid of all the pain
and if it was against the law
it felt as if You had a plan
Being patient’s not Your strength
hurry up Mary Jane
perhaps You acted like a fool
I think You just did what You should
The dragonfly just paves its way
from closing hours till the morning
it changes every moment of the day
as it doesn’t hear a sound just cease through
(Monta – Dragonfly)
Es gab mal Zeiten (okay, ein paar Jährchen liegen sie schon zurück), da wären diese Lieder per Heavy Rotation im Pop-Radio gelaufen, hätten Eisdielen und Baggerseen beschallt. Denn so sonnig-melodisch und zugänglich (bei keineswegs vernachlässigter Raffinesse) ist auch die aktuelle Musik von Tobias Kuhns Projekt Monta wieder, dass man ihr ganz viel Zuspruch eines breit gefächerten, gern auch jüngeren Publikums wünscht. Nun gut, man wird ja noch träumen dürfen…
“Es ist ein bisschen schade, dass das Album von Monta erst jetzt kommt. Denn es wäre ein so perfekter Begleiter durch den Sommer gewesen“, seufzte ein kenntnisreicher PR-Kollege in seinen Infos zu Pacific, dem nach 17 Jahren dann doch überraschenden Monta-Comeback. Da war es gerade Herbst, und die Platte sollte eigentlich Anfang Dezember erscheinen. Was folgte, war eine mehrwöchige VÖ-Verschiebung, und nun erreicht uns Pacific (schon der Titel weckt Ferien-Feeling) in noch viel kälteren und unwirtlicheren Zeiten.
Macht aber irgendwie dann doch nichts. Denn auch wenn man die neuen Indiepop-Perlen von Monta tatsächlich gern “für die guten und die verregneten Tage, die wachgelegenen Nächte und die Ohrstöpsel-Fahrradfahren ins Gegenlicht hinein“ (so geht der PR-Text weiter) zur Verfügung gehabt hätte – sie funktionieren ebenso gut (weil zugleich herzerwärmend) im Winter. Und der nächste Sommer kommt ja bekanntlich auch irgendwann.
Dann sollten der beschwingte Folkpop-Opener Dragonfly, der tolle Mitsing-Track Every Little Lie Hits Before It Hurts, das mal verträumte, mal treibende Titelstück sowie das extrem hitverdächtige, von einem Chor getragene If The Sun Doesn’t Shine Anymore ihre zweite Chance bekommen. Und das sind nur die ersten vier von neun starken Liedern – If The Sun Doesn’t Shine Anymore gibt’s in zwei Versionen -, die zwischen Euphorie und Melancholie pendeln.
Aber so sehr die üppigen Refrains und Kuhns angenehm variabler Gesang auch spontan begeistern, sind es doch die kleinen smarten Details jedes einzelnen Songs, die Montas Pacific zu einer richtig guten Pop-Platte machen. Julia etwa klingt nicht nur vom Songtitel her nach den Beatles. Das herausragende Shimmering Lights, das hymnische When You Know und der Closer Woodframe wären auch auf Alben von Phoenix oder The Lightning Seeds nicht unangenehm aufgefallen, eher im Gegenteil.
Pacific ist das erste Album von Tobias Kuhn unter dem Monta-Moniker – einem Nebenprojekt von Miles, seiner 1992 gegründeten Würzburger Indie-Band – seit The Brilliant Masses von 2007. Zwischendurch hatte der inzwischen 49-jährige Multiinstrumentalist auch als Produzent, Filmmusiker und Co-Autor für andere Acts (Udo Lindenberg, Milky Chance, The Kooks, Noah Kahan, Clueso, Feine Sahne Fischfilet) einigen Erfolg – so dass man diese feine Scheibe nicht unter schnöde kommerziellen Aspekten bewerben muss. Möglichst viel Resonanz – und nicht erst im Sommer – wünscht man Pacific trotzdem.
Monta – Pacific
VÖ: 26. Januar 2024, Labelmate
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