Die Wüstenrocker von Mdou Moctar sind zurück und kündigen ihr neues Album Funeral For Justice für den 3. Mai via Matador Records an! Aufgenommen am Ende einer zweijährigen Welttournee nach der Veröffentlichung des Vorgängeralbums Afrique Victime zeigt es einmal mehr den ungestümen Rocksound des Quartetts, der noch lauter, schneller und wilder ist. Leidenschaftliche politische Texte treffen auf den Wüstenrock der Sahara.
So klagen die Songs des neuen Mdou Moctar-Albums über die Notlage des Niger und des Tuareg-Volks: “Dieses Album ist wirklich anders für mich”, erklärt Moctar, Sänger, Namensgeber und Gitarrist der Band. “Jetzt sind die Probleme der terroristischen Gewalt in Afrika viel ernster. Als die US-Amerikaner und Europäer hierherkamen, sagten sie, sie würden uns helfen, aber was wir sehen, ist wirklich anders. Sie helfen uns nicht, eine Lösung zu finden.”
“Mdou Moctar ist eine starke antikoloniale Band, seit ich ein Teil davon bin”, sagt Produzent und Bassist Mikey Coltun, der seit 2017 in der Band spielt. “Frankreich kam rein, hat das Land kaputt gemacht und dann gesagt: ‘Ihr seid frei.’ Und das sind sie nicht.” Der Song Oh France greift diese Thematik auf: “France’s actions are often veiled in cruelty / We are better off without its turbulent relationship /It’s high time we grasp the endless lethal games it plays.”
Auf dem Titeltrack des neuen Albums wendet sich Moctar direkt an die afrikanischen Führer und fordert sie auf: “Nehmt die Kontrolle über eure rohstoffreichen Länder zurück, baut sie auf und hört auf zu schlafen”. Der Song Sousoume Tamacheq handelt von der Notlage des Tuareg-Volkes, dem die Band angehört und das hauptsächlich über Niger, Mali und Algerien verteilt: “Unterdrückt in allen drei Ländern / Neben dem Mangel an Einheit ist die Unwissenheit das dritte Problem.” Ein anderer Song, Imouhar, ruft die Tuareg auf, ihre Tamasheq-Sprache zu bewahren, die vom Aussterben bedroht ist, und Mdou ist einer der wenigen in dieser Volksgruppe, der sie noch schreiben kann. “Die Leute hier sprechen nur noch Französisch”, beklagt Mdou. “Sie fangen an, ihre eigene Sprache zu vergessen. Wir haben das Gefühl, dass in hundert Jahren niemand mehr gut Tamasheq sprechen wird, und das macht uns große Angst.”
“Bei Funeral For Justice wollte ich wirklich, dass die politische Botschaft bei allem, was passiert, im Vordergrund steht. Als die Band live härter und schwerer wurde, machte es Sinn, diese Dringlichkeit und Aggression einzufangen – es war nicht erzwungen, sondern ganz natürlich”, sagt Coltun, der den Großteil der Aufnahmen in fünf Tagen in einem größtenteils unmöblierten Haus im Bundesstaat New York machte.
Im Juli 2023, nach der Fertigstellung von Funeral For Justice, wurde die demokratisch gewählte Regierung Nigers durch einen Militärputsch gestürzt. Der Präsident wurde unter Hausarrest gestellt und das Land stürzte in einen Zustand von Chaos und Unsicherheit. Die Franzosen haben sich zurückgezogen. Die Region ist weiterhin vom Terrorismus bedroht. Die Band, damals auf Tournee in den USA, konnte eine Zeit lang nicht zu ihren Familien zurückkehren.
Trotz der inhaltlichen Schwere ihrer Songs, sind Mdou Moctar-Konzerte ein Ort zum Tanzen, inklusive Mosh-Pit. Die Band begann ihre Karriere mit Auftritten bei traditionellen Hochzeiten. Das sind hochenergetische Feste, bei denen die Verstärker bis zum Anschlag aufgedreht werden und die ganze Stadt eingeladen ist und feiert. “Ich bin in der Punkszene von Washington DC aufgewachsen, und das hier ist nicht anders”, erklärt Coltun. “Es ist eine DIY-Punk-Show: Die Leute bringen Generatoren mit, sie drehen ihre Boxen auf. Die Dinge sind kaputt, aber sie bringen es zum Laufen. Diese Energie und dieses Gemeinschaftsgefühl an ein neues Publikum weiterzugeben, war ein wichtiges Ziel für die Band“.
Mdou Moctar Tour:
19.08.24 Berlin, Festsaal Kreuzberg
20.08.24 Leipzig, UT Connewitz
21.08.24 München, Ampere
27.08.24 Köln, Gebäude 9