Foto-© Tom Ross
Got a friend out in the city,
With everything he needs
Such a golden pity to be just like me.
He’s contemplating.
It’s a visual affair, to spend a life in his eyes.
Full of it’s despair, waiting for the sunrise.
(Mildlife – Sunrise)
Wenn man bisher schon auf die australische Band Mildlife gestoßen ist, dann wahrscheinlich auch wegen ihres gefeierten Stücks The Magnificient Moon, mit dem sie 2017 ihr Debutalbum eröffneten. Seitdem haben sie sich über die Grenzen Down Unders hinaus einen Namen als Live-Band gemacht. Mit ihrem psychedelischen Jazz schrecken sie auf ihren Konzerten nicht davor zurück in überlange Improvisationen einzusteigen und ihren groovigen und kosmischen Sound zur Freude der Fangemeinde ins Unendliche zu schicken. Mit Chorus liefern sie nun ihr Drittwerk ab, diesmal mit „sogar“ sieben Stücken, die sich jedoch wie gewohnt zwischen 04:30 und 09:43 Minuten Zeit nehmen. Auf den ersten Blick also alles beim Alten.
Man hört jedoch bereits ab dem Opener Forever, dass ein höheres Tempo, ein frischer Wind dazu gekommen ist, der der bisherigen und zeitweise lethargischen Ruhe und Entspannung der Vorgängeralben etwas mehr Druck verleiht. Man hat unweigerlich das Gefühl, das damit auch eine gewisse positive und freundliche Attitüde über dem Sound schwebt und zumindest in Maßen, die bisweilen anklingende Schwere so mancher Stücke anhebt. Macht Freude!
Titel wie Sunrise, Musica und Chorus unterstreichen das mit italienischen und südländischen Anleihen, die wie gewohnt in Harmonie mit allerlei Synthies und dem typischen dumpfen verträumten Gesang eine Einheit bilden. Italo Disco meets French Disco meets Polish Jazz. Was die Band selbst über das ganze Album sagt, schlägt sich auch im Albumtitel nieder: „Chorus is about a coming together of disparate elements. Not in some sort of utopian aesthetic where everything works perfectly, but in the natural flow and state of things (…) It’s the rhythm of nature.“ Fast wie beim Eintritt in einen Urwald beginnen Naturgeräusche sich mit dem kosmischen Kern der Band zu vereinen, aber eben nicht wie ein maschinelles System, sondern auf natürliche Weise. Das genau darin auch der Kern von Improvisation liegt, zeigt einmal mehr, auf welche Weise Adam Halliwell, Kevin McDowell, Jim Rindfleish und Tom Shanahan ihre Stücke im Laufe der Zeit erschaffen.
Bei allem Respekt vor der Kunst, die die begnadeten Musiker und Songschreiber auch auf ihrem Drittwerk erneut vereinen, es gibt eine Unruhe, die diesem Album inne liegt. Es sind vermutlich eben die improvisatorisch ausgeschmückten und manchmal leicht überladenen Momente, die hier und da die Lautstärkeregler nach unten zwingen, um den Kopf nicht zu verlieren – grade auch bei Return to Centaurus, was auf diese Weise einmal mehr als Outro fungiert. Live und mit voller psychedelischer Offenheit mag das ohne Zweifel die Dinge auf natürlich Weise zusammenführen, ebenso kann es aber auch die natürlichen Dinge aus der Bahn werfen. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Beliebte Stücke wie The Magnificent Moon oder Automatic von den Vorgängeralben machen es vor. Doch so oder so, beweisen Mildlife auch auf diesem dritten Album, dass sie ohne Frage eine zentrale Rolle im Kosmos der psychedelischen Groovemusik spielen und weiterhin spielen werden.
Mildlife – Chorus
VÖ: 1. März 2024, Heavenly Recordings
www.mildlife.com.au
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