REAL ESTATE – Daniel


Foto-© Sinna Nasseri

An unfamiliar place
With a familiar song
Got nowhere else to be
No turn you make is wrong

There is no rest, there is no sleep
The day becomes the night
And I am on some cobbled street
Feel like I′m going blind

The sun is shining through the trees
This haunted world is killing me
The moon talks to me in my sleep
This haunted world is killing me

(Real Estate – Haunted World)

Wie man in Klang gegossene Behaglichkeit (um nicht zu sagen: Genügsamkeit) zu einem Markenzeichen und trotzdem jederzeit reizvolle Musik machen kann – das beweist auch auf ihrem neuen Album Daniel die US-Indiepop-Band Real Estate. Wieder jingeln und jangeln und klingeln und jauchzen die Gitarren herzallerliebst im Byrds- und Feelies-Modus, wieder singt Frontmann Martin Courtney mit jungenhaftem Tenor leicht schläfrig seine wunderhübschen Lieder, und kein falscher/schräger Ton durchbricht das hochsommerliche Phlegma dieser Songs – außer, dass sie diesmal im Februar das Licht der Welt erblicken.

Das hört sich jetzt etwas spöttisch an, und tatsächlich kann man sich ein bisschen wundern (oder es sogar langweilig finden), dass eine so begabte Band wie Real Estate seit dem fantastischen Zweitwerk Days (2011) auf hohem Niveau stagniert. Zwar war das artwork-technisch wie musikalisch prachtvolle The Main Thing (2020) ein weiteres Highlight der Band-Geschichte, aber schon dieser Longplayer zeigte an, dass Real Estate wohl auf ewig an ihrem entspannten, melodiesatten Gitarren-Softpop-Sound festhalten werden. Wobei: Schön ist’s halt schon…

Auch Daniel ist wieder beim tollen, auf Kontinuität setzenden Label Domino erschienen, das in diesem Jahr noch Alben von Julia Holter (VÖ 22. März), den Villagers (10. Mai) und Portishead-Ikone Beth Gibbons (17. Mai) präsentieren wird. Mit dem Hochspannungs-Faktor dieser Veröffentlichungen kann die sechste Real-Estate-Platte seit 2009 nicht mithalten – man sollte ihren Charme aber auch nicht unterschätzen.

Lieder wie Haunted World, Flowers oder Victoria glänzen auch dank der country-esken Klänge einer Pedal-Steel-Gitarre, was wohl dem Aufnahmeort Nashville geschuldet ist. Und natürlich sind auch hier die Lead- und Harmony-Vocals von Courtney und Bassist Alex Bleeker wieder vom Allerfeinsten – “mühelos, aber kunstvoll”, wie Domino zu Recht wirbt. Dass der mit einem Grammy ausgezeichnete Countrypop/Americana-Produzent Daniel Tashian (Kacey Musgraves, Sarah Jarosz) den Sound von Real Estate poliert hat, fällt (abgesehen vom Albumtitel Daniel) weniger auf – der war schon vorher watteweich.

So bleibt als Fazit, dass Fans von Real Estate auch bei diesem Album unbeschwert zugreifen können – keiner der elf Songs von Daniel fällt aus dem gewohnten Rahmen, aber es gibt auch keine Ausschussware. Ihren Bekannt- und Beliebtheitsgrad wird diese aus New Jersey stammende Band vermutlich nicht steigern. Damit ergeht es ihr ähnlich wie den stilistisch vergleichbaren Jangle-Pop-Formationen The Connells, The Posies oder Teenage Fanclub – es sieht aber nicht so aus, als würde Courtney & Co. das behagliche Nischen-Dasein stören.

Real Estate – Daniel
VÖ: 23. Februar 2024, Domino
www.realestatetheband.com
www.facebook.com/realestateband

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Werner Herpell

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