DRIVE-AWAY DOLLS – Filmkritik


Foto-©2023 Focus Features. LLC.

We get our act together, together.

(Jamie – Drive-Away Dolls)

Da ist er nun, der erste Film, den Ethan, der andere Coen Bruder, alleine gemacht hat. Bruder Joel hatte nach der „Trennung“ der beiden bereits 2021 The Tragedy of Macbeth abgeliefert. Wobei ganz alleine hat Ethan Drive-Away Dolls nicht gemacht, denn wenn auch ohne offiziellen Credit – das ist rechtlich immer sehr schwierig – sagt er offen, dass er den Film gemeinsam mit seiner Frau Tricia Cooke gedreht hat. Mit dieser teilt er sich zwei Kinder und den Credit als Autor des Films, nicht aber das Ehebett, denn sie ist offen lesbisch, es ist also etwas kompliziert. Das geht uns alle an sich auch nichts an, ist aber deshalb relevant, weil Drive-Away Dolls ebenfalls ganz offen ein lesbischer Film ist…und ein bisschen kompliziert und das ist auch gut so, zumindest der erste Teil.

Selten wurde gleichgeschlechtliche Liebe so überhaupt gar nicht thematisiert und tabuisiert und gleichzeitig so offen dargestellt wie hier und das fühlt sich einfach verdammt richtig an. Neben diesem Achtungserfolg hat der Film viel, was andere Coen Brüder-Filme auch haben. Eine Cast voller großer Namen wie Pedro Pascal und Matt Damon, eine ebenso große Riege an abgefahrenen Charakteren wie den Autovermieter Curlie (Bill Camp – nennt ihn nicht Curlie, das ist viel zu persönlich) oder die Schläger Arliss (Joey Slotnick) und Flint (C.J. Wilson), im Abspann passend benannt als „The Goons – Arliss“ und „The Goons – Flint“. Der schräge Humor stoppt also nicht bei dem Abspann und ganz gewiss nicht bei den Protagonistinnen, der zurückhaltenden Marian (Geraldine Viswanathan) und ihrem charakterlich kompletten Gegenteil Jamie (Margaret Qualley), die beide ein bisschen wie der Dude durch den Film stolpern. Soweit so fantastisch, aber irgendwie fehlt mit der Hälfte der Coens auch die Hälfte des Witzes. So fängt der Film zwar mit roher Gewalt und rohem Sex an, wird beides im weiteren Verlauf jedoch seltener, während die Gags zwar mannigfach sind, aber selten zünden. Wo der Trailer knackig geschnitten ist, verpuffen hier viele der Pointen leider ohne Effekt. So ziehen sich die knapp 84 Minuten des Films mehr als die üblichen 120 eines Coen Brüder-Films. Eben genau so als ob einfach nicht genug Coen da ist, um einen richtigen Knaller abzuliefern.

Wem es aber nach den erwähnten bekannt witzig, gut geschriebenen und außergewöhnlichen Figuren dürstet, der wird es nicht bereuen, sich mit Jamie und Marian auf einen Roadtrip durch die USA aufzumachen. Ein guter Film um sich die Wartezeit bis zum nächsten Film, den beide Brüder eventuell auch wieder zusammen machen, zu vertreiben. Vielleicht aber auch ein Auftakt von Ethan Coen um die eigene Stimme zu finden oder den perfekten filmischen Groove mit Ehefrau Tricia; den zu finden ist ja manchmal etwas kompliziert und damit kennen die zwei sich aus, schließlich sind sie schon seit 30 Jahren verheiratet.

Drive-Away Dolls (USA 2024)
Regie: Ethan Coen
Besetzung: Margaret Qualley, Geraldine Viswanathan, Beanie Feldstein, Joey Slotnick, C.J. Wilson, Colman Domingo, Pedro Pascal, Bill Camp, Matt Damon
Kinostart: 07. März 2024, Universal Pictures International Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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