PAULA HARTMANN – kleine Feuer


Foto-© Jakob Furis

Kaum jemand fängt die Melancholie der Hauptstadt ein wie Paula Hartmann. Ihr zweites Album kleine Feuer ist eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt Berlin – und dabei vor allem Zeugnis düsterer Momente.

Paula Hartmanns Debütalbum Nie Verliebt traf vor zwei Jahren einen Nerv der Generation Z: Hip-Hop-Beats gepaart mit emotionalen Texten. kleine Feuer schließt nun daran an und dreht sich textlich wieder um die Themen, die junge Menschen Anfang 20 in der Großstadt eben so beschäftigen: Beziehungen und Herzschmerz, Depressionen, Partynächte und Drogen. Diese schweren Themen kombiniert Paula Hartmann mit Motiven aus der Kindheit – Disney, Candy Crush, Snoopy – und unterstreicht damit genau diese Zerrissenheit des Erwachsenwerdens.

„Mein Herz ist eine Geisterstadt, und du bist das Gespenst”, heißt es in Gespenst, dem ersten Track, der direkt den Ton für das Album setzt: nachdenklich, verloren. Etwas mehr nach vorne geht es im Track Candy Crush, wo ein treibender Beat die destruktiven Lyrics untermalt: „Niemand glaubt mehr wir verändern was, Jahrgang 27 Club, alles Absturz, aber Fensterplatz“. sag was, der vorab veröffentlichte Track mit dem durchaus umstrittenen Rapper t-low, fügt sich ebenfalls in diese Reihe ein: eine toxische Beziehung, Abhängigkeiten, einander gehen lassen müssen, aber es doch nicht können.

Berlin, die Stadt, in der Feiern und Drogen omnipräsent sind: Immer wieder umkreist Paula Hartmann in den Texten auf kleine Feuer diesen Lifestyle zwischen Hedonismus und Eskapismus. In 7 Mädchen wird die Kantstraße zum Laufsteg und setzt die Szene für eine lange Nacht, ein Balanceakt zwischen Loslassen, Sich-Verlieren-Wollen und dabei eigentlich nach etwas ganz anderem suchen.

Sieben Mädchen aufm Klo in ner Bar in Westend
Minirock und meine Freunde ziehen Kreide
LEDs überm Kopf wie n Heiligenschein
Ich will feiern, heißt, ich fühle mich alleine

(7 Mädchen)

Auf Atlantis trifft Paula Hartmanns sanfte, zerbrechliche Stimme auf den unverkennbaren Autotune-Sound von Altmeister Trettmann. Hervor sticht auch der Track Gebrochenes Glas: Hier hat sich Paula Hartmann, die bisher vor allem mit männlichen Kollegen zusammengearbeitet hat (auf Nie Verliebt war es das Casper-Feature Kein Happy End, diesmal sind neben t-low und Trettmann Levin Liam, Lucio101 und Nizi19 zu Gast), Domiziana und Verifiziert eingeladen.

Der vielleicht eindringlichste Track ist auch der kürzeste: In zwischen 2 und 5 beschreibt Paula Hartmann über reduzierten Klavierarrangements die Melancholie, die sich zwischen 2 und 5 Uhr morgens einstellt, wenn die Euphorie der Partynacht sich langsam auflöst und die Einsamkeit zurückkehrt.

Was kümmert uns die Welt
Wir kümmern uns nur um uns selbst
Diese Texte Netze, die mich retten
Immer wenn man fällt

(Zwischen 2 und 5)

So reflektiert Paula Hartmann selbst, dass das Schreiben für sie eine Form der Verarbeitung ist. Ziemlich sicher, dass ihre Fans genau diese Authentizität auch auf kleine Feuer wieder zu schätzen wissen und sich in den Texten wiederfinden werden. Im letzten Track des Albums, Snoopy, wird es dann nochmal richtig melancholisch: Trennung, Enttäuschung, Verlorenheit und das alles unterlegt mit dem Gefühl des Noch-nicht-ganz-Erwachsenseins.

Paula, du warst viel zu lang draußen
Komm endlich nach draußen
Du hast genug gespielt
Die letzte noch rauchen
Während ich auf dem Dach
So wie Snoopy lieg

(Snoopy)

Paula Hartmann – kleine Feuer
VÖ: 8. März 2024, Four Music
www.paulahartmann.de
www.instagram.com/paulahartmannnn

YouTube Video

Marit Blossey

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