SCHRAMM – Prost

Foto-© Sarah Zellmann

In den letzten Jahren stießen wir immer mal wieder auf den Fotografen, Filmemacher und ohnehin kreativer Tausendsassa Schramm aus Wuppertal, der mittlerweile Berlin seine Heimat nennt. 2022 sorgte die Debüt-EP I made this for myself (I didn’t make it for you) für erste Aufmerksamkeit, gefolgt von ersten Shows und Festivalauftritten – nun kommt der nächste musikalische Reminder, in Form der neuen Single graublau. Die bereits vierte Single aus der kommenden EP How to fail at love (VÖ: 19.04.24) ist ein deutschsprachiger Postpunk-Song, der brummige Gitarren, über einem kräftig-monotonen Drumgroove vereint – nach zwei kurzen, pointierten Strophen, unterbrochen von einem kurzen Refrain, braut sich der Song langsam brodelnd zu dem Gewitter eines finalen Chorus zusammen.

Schramm erklärt dazu: „Mich hat eine gute Freundin mal gefragt: ‚Ist das eigentlich ein Sauflied?‘ Und die Antwort ist traurigerweise: Ja, schon irgendwie. Das ist mir auch erst so wirklich bewusst geworden, nachdem ich den Song zum zweiten Mal aufgenommen hatte.

Geschrieben habe ich graublau in einer ziemlich miesen Phase im Winter vorletzten Jahres. Ich habe die Demo und den Text dann lange liegen lassen und ganz klassisch erst im Nachhinein realisiert, was mich damals schon unterbewusst beschäftigt hat. Bis ich einigermaßen verstanden hatte, dass ich kein gesundes Verhältnis zu Alkohol habe, habe ich ziemlich lange gebraucht. Ich bin damit aufgewachsen, dass regelmäßiger Alkoholkonsum zur Normalität gehört, und musste irgendwann feststellen, dass ich schon allein dadurch zu einer stärker suchtgefährdeten Gruppe gehöre.

Als ich noch auf die 20 zuging, habe ich mir absolut keine Gedanken darum gemacht, wie oft und wie viel ich trinke. Klar weiß man, dass Alkohol grundsätzlich ungesund und irgendwie gefährlich ist, aber mir fehlte ein Bewusstsein dafür, wie schleichend sich Süchte einstellen können.

Das hat sich dann langsam geändert, als ich mich ein paar Jahre später gefragt habe, wie viele der 365 Tage im letzten Jahr ich wohl Alkohol getrunken habe – und wie viele nicht. Die genaue Zahl wusste ich natürlich nicht, aber ich war mir sicher, dass ich mindestens jeden zweiten Tag getrunken habe. Letztendlich liefert graublau keine schlaue Lösung oder einen cleveren Ansatz, sondern beschreibt für mich nur die monotone Tristesse eines Gewohnheitstrinkers Anfang 20, der das Gefühl hat, im Leben festzustecken.

Jeden Tag nur darauf warten, dass die Nacht kommt. Wieder mit den gleichen Leuten am gleichen Ort sitzen. Trinken, rauchen und leere, warme Worte in die kalte Nachtluft hauchen.“

Schramm live:
20.04.24 Wuppertal, Loch
28.04.24 Köln, c/o pop
04.05.24 Berlin, Monarch

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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