Foto-© LEONINE Studios Spielfilm
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(Brian – Silent Night)
Bei einem Drive-By-Shooting wird Brians (Joel Kinnaman) Sohn von einem Querschläger getroffen. Infolgedessen verliert er seinen Sohn, durch eine weitere Kugel seine Stimme und darauf den Willen zu leben und zusehends die Liebe seiner Frau. Im Laufe der Monate nach der Tragödie schlägt Trauer und Verzweiflung langsam aber sicher in ein Sinnen auf Vergeltung um und Brian beginnt, sich auf einen Rachefeldzug gegen die lokalen Gangs vorzubereiten.
Ihr habt es sicher schon gedacht und das eingehende Zitat wie auch der Titel des Films deuten es an, eines der herausstechenden Merkmale des Films ist der Verzicht auf Dialoge bzw. nahezu komplett auf das gesprochene Wort. Ab und an hört man aus dem Hintergrund dumpf gehauchte Worte und später ein wenig Polizeifunk, aber ansonsten, nichts. Manch einer stört sich daran und beschwert sich über ein „Gimmick“, das einem sonst kompetenten Actionfilm im Weg steht. Der Effekt, dass der Zuschauer dadurch zu mehr Aufmerksamkeit gezwungen wird, da der übliche Blick auf einen irgendwie gearteten Secondscreen zu komplettem Informationsverlust führt, lässt sich aber nicht abstreiten. Und auch der Fokus auf die Gefühlswelt von Brian tut dem Film sehr gut und Joel Kinnaman macht einen überraschend guten Job, Trauer und Schmerz aber auch komplexere Gefühle durch seine Augen und Mimik zu vermitteln. Überhaupt legt Regisseur John Woo hier sehr großen Fokus auf Augenpartien, die immer und immer wieder in Nahaufnahmen in den Fokus rücken und den Zuschauer bitten, in die Gefühlswelt vor allem des Protagonisten einzutauchen. Es gibt somit wie so oft gute Argumente für, wie auch gegen den Einsatz von Dialoge zu verzichten, dem Plot werdet ihr aber auf jeden Fall auch so folgen können. Nach einem actionreichen Auftakt folgt über die komplette zweite Hälfte des Films die wohl längste Trainingsmontage der Filmgeschichte, in der Brian Fitness, Kampfsport, den Einsatz von Schusswaffen und die Kontrolle von hochmotorisierten Autos in Extremsituationen übt. Wenig überraschend ebenso, dass der Film in einem furiosen Actionfeuerwerk inklusive dem obligatorischen „OneShot“ mündet. Das alles inszeniert der mittlerweile 78-jährige Actionfilmveteran souverän, wenn auch vielleicht für den einen oder die andere mit etwas zu viel CGI-Unterstützung. Wobei es etwas unfair ist, das einem Film mit einem Budget von „nur“ 30 Millionen USD vorzuwerfen, denn was daraus gemacht wird, ist absolut beeindruckend. Gerade Fans des Kultregisseurs werden sich über viele Hommagen an seine Klassiker bzw. Tropes erfreuen. Alle anderen seien hier beruhigt, es ist kein Taubenfest à la Mission: Impossible II, die sind nur angedeutet durch den spansichen Namen des Polizeibezirks „Las Palomas“ und dem schwedischen Vodka, den Brian trinkt, „DUVA“. Im Film selber fliegen nur einmal „Schwarzköpfchen“ in Zeitlupe ins Bild und deren Bedeutung müsst ihr selbst entziffern.
Auch wenn zum Beispiel eine Buddy-Cop Sequenz und manche Kleinigkeiten nicht komplett zünden, merkt man, dass der Film ein Herzensprojekt war. Joel Kinnaman produzierte erstmals und spielt den Protagonisten mit Herzblut, John Woo kehrt nach 20 Jahren Abstinenz, nunmehr verstoßen aus China, noch einmal mit einem Actionfilm in die USA zurück und bringt ein Medley an Heroic Bloodshed-Action mit. Auch wenn der Film seine Kritiker sicher nicht zum Verstummen bringen wird, können zumindest alle Actionfans den Film in Ruhe genießen.
Silent Night (USA 2023)
Regie: John Woo
Darsteller: Joel Kinnaman, Kid Cudi, Harold Torres, Catalina Sandino Moreno, Yoko Hamamura
Heimkino VÖ: 28. März 2024, LEONINE Studios Spielfilm