CIVIL WAR – Filmkritik & Verlosung


Foto-© A24 / DCM

Every time I survived a warzone, I thought I was sending a warning home.

(Lee – Civil War)

In sehr naher Zukunft befinden sich die USA erneut in einem Bürgerkrieg. Ein Krieg, in dem die Rebellen kurz davor stehen Washington DC einzunehmen und das Weiße Haus zu stürmen. Die Kriegsfotografin Lee (Kirsten Dunst) und ihr Journalisten-Team sind auf dem Weg, um ein Interview mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zu führen. Die Frage ist nicht, ob er gerettet werden kann oder soll, sondern ob sie seine letzten Worte aufzeichnen und ein Foto schießen können, bevor er getötet wird.

Benutzt Regisseur Alex Garland (der auch das Drehbuch geschrieben hat) die Perspektive der Kriegsfotografen, um uns die schrecklichen Folgen eines potentiellen US-Bürgerkrieg vor Augen zu führen oder nutzt er das fiktive Szenario, für Westler mit starkem Wiedererkennungswert versehene Szenerien, um uns die Absurdität von Krieg im Allgemeinen und den Job von Kriegsfotografen im Besonderen aufzuzeigen? Vielleicht beides? Denn beides gelingt, das vorweg. Ebenso vorwegzunehmen ist, dass der Film sich gar nicht mit Verschwörungsmythen und wenig mit potentiellen politischen Abgründen, die zu dieser Situation führen würden, beschäftigt und auf die Aspekte Kriegsfotografie, Krieg und konkret den Bürgerkrieg in den USA gleichen Wert legt. Anders als der Trailer, der das sicher verkaufsförderndere USA-Szenario in den Fokus nimmt. Dabei ist dieser Verzicht auf die genaue Hintergrundgeschichte mindestens, um ein möglichst breites Zielpublikum zu erreichen, ein Geniestreich. Ein zu real geschriebenes Szenario würde genau das Zielpublikum des gespaltenen Landes, das den Film unbedingt sehen sollte, direkt abschrecken. Und so hat Garland ein Werk erschaffen, das nahezu jedem klarmacht, dass es absolut zu vermeiden ist, Krieg zu führen, so es denn möglich ist. „Don’t shoot! Help each other!“, das ist die Botschaft des Films und beinhaltet dabei sowohl Waffen als auch das Schießen von Bildern. Denn wenn der Zuschauer gemeinsam mit Lee neben verblutenden Solldaten steht und anstatt zu helfen ein Bild geschossen wird, dann möchte man die Leinwand anschreien.

Dabei zeigt der Film aber auch klar das Dilemma auf, denn natürlich sind die Bilder nötig, um das Leid zu schildern und Hilfsbereitschaft zu mobilisieren. Ebenso klingt durch, dass es definitiv nötig ist, den faschistischen Präsidenten zu stoppen, der Luftangriffe auf seine eigene Bevölkerung autorisiert. Das ändert jedoch richtigerweise nichts daran, dass niemand im Publikum bei dem unweigerlich folgenden Sturm auf das Weiße Haus nach High Fives zumute sein wird. Über weite Strecken erinnern die Aufnahmen der leeren und zerstörten Straßenzüge an Zombiefilme (nicht ohne Grund schrieb Garland auch den Klassiker 28 Days Later). Während dort jedoch immer wieder betont wird, dass Menschen die wahren Monster sind, muss man sich hier immer wieder in Erinnerung rufen, dass Menschen hier die einzigen Monster sind. Unterstützt wird diese bedrückende Stimmung unter anderem von einem sehr gezielt eingesetzten Soundtrack. Über lange Strecken wird komplett auf Musik verzichtet und wir hören nur Waffen, Schüsse, Panzer, Hubschrauber und menschliche Schreie. Dann wieder wird aller diegetischer Sound ausgeblendet und fröhliche Popsongs in voller Lautstärke über die schrecklichen Bilder gelegt. Das Spiel der vier Protagonisten ist dabei die meiste Zeit ähnlich reduziert, bis dann plötzlich Adrenalin getrieben Panik oder Ausgelassenheit nach einem überlebten Schusswechsel die Emotionen explodieren lässt. Dabei gibt es zwar auch ruhigere Momente, und Charakterentwicklung, der Fokus des Films liegt jedoch nicht auf den Figuren, sondern auf dem Geschehen und was dies mit ihnen macht.

Nicht direkt gemacht für Sciencefiction und „Alternative History“ Fans, auch, wenn uns das Marketing das glauben machen möchte. Alex Garland schafft hier einen Antikriegsfilm, der niemanden kalt lassen wird. Es bleibt zu hoffen, dass der Film einen kleinen Teil dazu beiträgt, dass wir das Gezeigte nie erleben werden müssen. Wenn dies, wie angekündigt, sein letzter Film war, dann vielleicht weil nach seinen Warnungen vor KI (Ex Machina), toxischer Männlichkeit (Men) und Krieg jetzt alles gesagt ist. Bleibt zu hoffen, dass wir keine weiteren Warnungen brauchen, weitere Alex Garland-Filme wünschen wir uns aber davon unabhängig.

Civil War (USA 2024)
Regie: Alex Garland
Besetzung: Nick Offerman, Kirsten Dunst, Wagner Moura, Nelson Lee, Cailee Spaeny, Jesse Plemons, Sonoya Mizuno, Stephen McKinley Henderson
Kinostart: 11. April 2024, DCM

In Kooperation mit DCM verlosen wir 2×2 Kinotickets für Civil War – ihr wollt gewinnen? Dann schickt uns bis zum 25. April eine Mail mit dem Betreff “Civil War” an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr bald schon frohe Gewinnkunde von uns in eurem digitalen Postfach!

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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