DAS ERSTE OMEN – Filmkritik


Foto-© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

How do you control people who no longer believe? You create something to fear.

(Father Brennan – Das erste Omen)

Rom, Anfang der 1970er Jahre. Die US-Amerikanerin Margaret (Nell Tiger Free) reist zu ihrem ehemaligen Mentor Kardinal Lawrence (Bill Nighy), um ihre Nonnenweihe zu erhalten und ihr Leben ganz in den Dienst der Kirche zu stellen. Sie arbeitet mit anderen Schwestern zusammen im Vizzardelli-Waisenhaus, das von der strengen Äbtissin Silvia (Sônia Braga) geleitet wird. Margaret freundet sich mit einer der Waisen namens Carlita (Nicole Sorace) an, die von den anderen Kindern abgeschirmt wird, da die Schwestern sie für einen schlechten Einfluss halten. Bald daraufhin beginnen sich merkwürdige Ereignisse zu überschlagen und Margaret wird von Visionen heimgesucht, die ihren Glauben nachhaltig erschüttern.

Eines Tages wird sie vom exkommunizierten Priester Father Brennan (Ralph Ineson) aufgesucht, der um ihre Hilfe bittet, weil er glaubt, eine Verschwörung der Kirche aufgedeckt zu haben, die sich innerhalb der Mauern des Waisenhauses abspielt und die Geburt des Antichristen zum Ziel hat. Margaret weigert sich zunächst, ihm zu glauben, beginnt dann aber auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und stößt dabei auf Hinweise, die sie immer mehr an ihrem Verstand zweifeln lassen.

Das erste Omen erzählt die Vorgeschichte des Horror-Klassikers Das Omen (1976) und ist insgesamt der sechste Teil im Omen-Franchise. Da sich Prequels und Sequels in den letzten Jahren in Hollywood häufen und oft nicht an die Qualität des Originals heranreichen, geht man meistens mit einer geringen Erwartungshaltung ins Kino. Das erste Omen erweist sich allerdings als überraschend fesselnd und gut erzählt. Die stimmige Cinematographie mit starken Bildern, das Set-Design und die atemberaubende Location des sonnigen Roms, in dem die finsteren Ereignisse ihren Lauf nehmen, tun ihr Übriges, ebenso wie die überzeugende Hauptdarstellerin Nell Tiger Free. Auch die Call-Backs und Anspielungen auf das Original Das Omen sowie Hommages an andere Klassiker wie Rosemaries Baby (1968) oder Possession (1981) sind gekonnt ins Narrativ eingewoben und dürften die Herzen von Horror-Fans höherschlagen lassen.

Die Musik von Mark Korven (Der Leuchtturm, The Witch) ist passend zum Setting dissonant und unheimlich; der Film arbeitet hervorragend mit gruseligen Sounds und Geräuschen und schafft sogar das schwierige Kunststück, einige effektive Jumpscares zu erzeugen. Daher tun auch einige unfreiwillig komische Momente oder kleinere Plot Holes dem Unterhaltungswert insgesamt keinen Abbruch.

Außerdem berührt der Film Themen wie Selbstbestimmung, Feminismus, die katholische Kirche und Autorität; Regisseurin Arkasha Stevenson musste um das R-Rating ihres Debütfilms kämpfen, nicht aufgrund von zu heftigem Gore, sondern einer Geburtsszene. Hier wird die Doppelmoral sehr deutlich; für weiblichen Body Horror braucht es nicht mal surreale Monster oder Gewalt (wobei es dem Film an beidem nicht mangelt), sondern es reichen schon natürliche Körpervorgänge aus, um Zuschauer*innen zu schockieren. Gerade in Zeiten von Roe vs. Wade merkt man dem Werk seine feministischen Untertöne an, und trotzdem schafft es Das erste Omen, sich nahtlos in die Reihe einzufügen und als packende Vorgeschichte zum Klassiker von 1976 zu fungieren.

The First Omen (USA 2024)
Regie: Arkasha Stevenson
Darsteller: Nell Tiger Free, Tawfeek Barhom, Sonia Braga, Ralph Ineson, Bill Nighy
Kinostart: 11. April 2024, Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

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Tamara Plempe

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